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Reitfreunde „Willkommen auf unserer Ranch“

Kein Pferdemarkt in Havelberg? So etwas gibt es für die Gruppe der „Free Riders“ nicht.

Von Dieter Haase 03.09.2020, 19:16

Jederitz l „Der Pferdemarkt ist für uns Pferdefreunde Tradition. Auf den Ritt nach Havelberg möchten wir in keinem Jahr verzichten“, erklärt Axel Henschen aus Angern. Die „Free Riders“ reiten seit fünf Jahren im großen Tross, zu dem auch Wagen und Kutschen gehören, zum Festgelände ins Mühlenholz. „Start ist immer am Donnerstag vor dem Pferdemarkt bei unserem Freund ‚Pfeffi‘ – unter seinem richtigen Namen kennt den keiner – in Nedlitz bei Zerbst“, erzählt Axel Henschen. „Am Montag, nach etwa 160 Kilometern Wegstrecke, erreichen wir dann stets unser Ziel.“

So ist es auch in diesem Jahr gewesen. Das Festgelände im Mühlenholz diente dafür allerdings nur als kleine Zwischenstation. Denn hier findet in diesem Jahr aufgrund der für ein so großes Fest nicht umsetzbaren hohen Corona-Auflagen kein Pferdemarkt statt. Das 2020er Ziel für den Reiter-Trupp hieß deshalb Jederitz. Denn Pferdenarr Lothar Pietzsch­mann aus der Ortschaft, der seit drei Jahren bei den „Free Riders“ mit im Sattel sitzt, hat hier für die komplette Woche zu einem kleinen privaten Free-Rider-Pferdemarkt auf eine ihm gehörende große Koppel eingeladen.

„Willkommen auf unserer Ranch“ steht hier in großen Lettern an einem kleinen Pferdewagen geschrieben. Auf dieser Ranch fühlen sich die ganze Woche lang um die 20 Frauen und Männer sowie 16 Pferde und sechs Hunde wohl. Sogar ein richtiges „Freibad“ gibt es hier. Mit Badewanne und Dusche. „Lothar ist ein wirklich guter Gastgeber“, heißt es in der großen Runde.

Was auf dem kleinen Pferdemarkt so alles los ist? „Irgendwas findet sich immer, was wir unternehmen können“, antwortet Axel Henschen (52). Er kennt den Pferdemarkt übrigens schon seit seinen Jugendjahren. „Mitte der 80er Jahre hatte ich noch kein Pferd. Da bin ich dann mit dem Moped zum Pferdemarkt gefahren“, berichtet er.

„Am Dienstag haben wir uns und unseren Pferden nach dem anstrengenden Fünf-Tage-Ritt erst einmal ein bisschen Ruhe gegönnt, hat jeder für sich gechillt“, erzählt Lothar Pietzschmann. Am Mittwoch starteten dann die ersten Unternehmungen. „Es war für alle ein Kulturtag“, ist zu erfahren. „Die Mädels haben gemeinsam einen Ausritt in die Natur unternommen, und die Männer sind von Jederitz aus mit Booten nach Havelberg gefahren. Dort standen dann unter anderem Besuche im Dom, im Prignitz-Museum und im Haus der Flüsse auf dem Programm“, nennt Lothar Pietzschmann einige Anlaufpunkte.

„Und es wurde auch geangelt“, fügt Axel Henschen an. „Natürlich mit gültigem Angelschein.“ Mit Erfolg. „Denn wir haben dabei einige Hechte gefangen, die sehr gut zu unserer Selbstversorgung im Camp beigetragen haben“, freute er sich.

Die Höhepunkte des kleinen privaten Pferdemarktes hatten sich die „Free Riders“ für den Donnerstag aufgehoben. Dessen offizielle „Eröffnung“ hatten sie vor das Havelberger Rathaus verlegt, an dem sie mit ihrem gesamten Tross vorgefahren waren. Traditionsgemäß wurde hier dann mit Bier auf das Ereignis angestoßen – und natürlich durfte auch eine Hochzeitszeremonie nicht fehlen. Symbolisch allerdings, denn das ausgewählte Paar, Nadine und Christian Engelbrecht, ist bereits seit zehn Jahren glücklich verheiratet.

Für eine Überraschung am Abend war dann auch noch gesorgt. Denn es spielte die Band „Das Schwärzle“ aus Rogätz – eine Ärzte-Cover-Band dreier junger Herren – auf der Jederitzer Ranch auf. In den kommenden Tagen ist noch ein Spielenachmittag mit Lassowerfen, Hufeisenwerfen, Nageln und anderem mehr geplant.

Am Sonntag endet für die Teilnehmer der Free-Rider-Pferdemarkt. Ein Feuerwerk am Abend ist allerdings nicht vorgesehen. „Zu dieser späten Stunde sind wir alle längst auf dem Heimweg beziehungsweise schon zu Hause. Denn der Montag ist für die meisten wieder ein Arbeitstag“, so Axel Henschen. Fast alle werden sich motorisiert auf den Heimweg machen. Bis auf eine Ausnahme. „Pfeffi“ reitet in jedem Jahr nicht nur nach Havelberg, sondern von dort auch zurück nach Nedlitz. Mit seinen Pferden „Zander“ und „Ilchi“. Wobei ihm ein Tier immer als Packpferd dient. Für 2021 hoffen alle wieder auf reguläre Pferdemarkttage im Mühlenholz.