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Rotbauchunken Als wenn jemand in die Flasche pustet

Das Biosphärenreservat Mittelelbe beteiligt sich am Monitoring für Rotbauchunken. Mitarbeiter zählen an Havelberger Gewässern die Rufe.

Von Andrea Schröder 17.06.2020, 01:01

Havelberg l Es ist ein dumpfer Klang, der bei Sonnenschein an der Elbstraße in Richtung Mühlenholz zu hören ist. Als ob jemand in einen Flaschenhals pustet. Doch wer sich da im Schilf verbirgt, sind Rotbauchunken. „Sie sind auch als Tieflandunken oder Feuerkröten bekannt“, berichtet Gabriele Ecke von der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Nord, die in Ferchels ihren Sitz hat und in Havelberg das Haus der Flüsse betreibt. Mit Louis Katzer ist die Mitarbeiterin den kleinen Froschlurchen auf der Spur. „Zu sehen sind sie eher nicht. Aber anhand der Rufe der Männchen können wir die Vorkommen abschätzen. Man entwickelt ein Gehör dafür“, erklärt Gabriele Ecke.

Viereinhalb bis fünf Zentimeter groß werden die Rotbauch­unken. Damit sie Kindern, die als Juniorranger normalerweise aller zwei Wochen in Havelberg, Klietz und Sandau mit ihr die Natur erkunden, zeigen kann, wie diese Froschlurche aussehen, hat sie eine Zeichnung angefertigt. Sie bedauert, dass die Treffen coronabedingt derzeit nicht stattfinden können.

Für die Rotbauchunken gibt es ein Monitoring-Programm, mit dem die Population dieser geschützten Tierart beobachtet wird. Die Rufe beginnen Ende März und dauern bis in den Juli hinein. Mehrfach gehen die Mitarbeiter an bekannte Gewässer, um die Daten aufzunehmen. Die Rotbachunken lieben vollbesonnte und bewachsene Gewässer. In Havelberg gibt es ein solches direkt an der Elbstraße, wo sich früher die Mülldeponie befand, und neu nach den Abgrabungen für die Deichrückverlegung im Mühlenholz. „Wir schauen, ob die Population rückläufig ist. Die beiden trockenen Sommer der vergangenen zwei Jahre könnten dazu führen“, so Gabriele Ecke. Im Bereich Ferchels – Schollene zum Beispiel haben die Zählungen an den Krötenzäunen gezeigt, dass es weniger Kröten gibt. Waren es sonst um die 5000, die sich von ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern begeben, wurden in diesem Jahr nur 500 festgestellt. In den Listen fürs Monitoring werden neben der Anzahl der Rotbauchunken – sie rufen übrigens alle drei Sekunden, um damit einerseits ihr Revier zu markieren und andererseits Weibchen anzulocken – weitere Faktoren aufgeführt. Zum Beispiel der Bewuchs am Gewässer, Wald oder Acker, Beiarten, die wie die Teichfrösche ebenfalls zu hören sind, landwirtschaftliche Nutzung in der Nähe, Wetter, Temperatur, Wind.

Solche Monitorings werden in der Biosphärereservatsverwaltung auch zur Artenerfassung etwa von Kranichen, Wasservögeln generell und Bibern vorgenommen.

Eine spannende Aufgabe, wie Louis Katzer findet. Im September 2019 hatte er sein Freiwilliges Ökologisches Jahr begonnen und ist hauptsächlich in Ferchels und Havelberg bei allem dabei, was zu den Aufgaben der Mitarbeiter gehört. Landschaftspflege, Haus der Flüsse, Umweltbildung und Juniorranger, Öffentlichkeitsarbeit. Weil er gern fotografiert, ist er oft auch mit dem Fotoapparat unterwegs. Anfang Mai brachte er mit dem Ornithologen Manfred Kuhnert die Nisthilfen für Trauerseeschwalben im Bereich Havelberg aus.

„Ich wollte nach dem Abi erst einmal was anderes machen als wieder zu lernen“, nennt er den Grund, weshalb er sich für ein Jahr als FÖJler entschieden hat. Noch hat er sich nicht entschieden, was er im Anschluss studieren will. Irgendwas in Richtung Umwelt und Natur wird es sein.

„Wer sich für Natur, Tiere und Pflanzen interessiert und noch nicht genau weiß, was er nach der Schule machen will, für den ist solch ein FÖJ genau richtig“, empfiehlt Louis Katzer. Er ist in Nielebock bei Genthin zu Hause. „Die Arbeit ist so vielfältig und man kann sehr viel lernen. Zudem gibt es Treffen mit anderen FÖJlern, wo wir unsere Erfahrungen austauschen.“