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Schlittenhundesport Mit Hunden durch die weiße Pracht

Der Garzer Tony Steitzer betreibt ein seltenes Hobby, in dem er jetzt beim Wintereinbruch so richtig aufgehen konnte: Schlittenhundesport.

Von Ingo Freihorst 18.02.2021, 00:01

Garz/Elshof l Der Lärm im Wald am Elshof bei Nierow schwillt immer mehr an, je weiter die Vorbereitungen gedeihen. Denn die Hunde wollen los, mit dem 30 Kilogramm schweren Holzschlitten und ihrem Schlittenführer, dem Musher, endlich wieder durch die Winterlandschaft preschen.

Doch bevor es losgeht, muss Tony Steitzer, der dabei von seinem Sohn Erik unterstützt wird, noch diverse Handgriffe erledigen. Zum Elshof wurden die acht Hunde und der große Schlitten in einem Transporter chauffiert, an diesem wird der Schlitten vorm Start befestigt. Ansonsten würden die Hunde beim Anspannen schon damit durchbrennen.

Dann wird eine eiserne Kette zwischen die Bäume gespannt, die sogenannte Stake Out, hier werden die Hunde zur Vorbereitung angeleint. Das Zuggeschirr wird angelegt und es gibt noch etwas Futter. Die Hunde brauchen vorab ordentlich Wasser, damit sie unterwegs nicht am Schnee lecken. Damit auch jeder ordentlich trinkt, trickst Tony Steitzer seine aufgeregten Vierbeiner aus: Der Napf voll Wasser erhält zusätzlich Hundefutter – es wird somit zur Suppe, die gierig aufgeschlappt wird.

Ist dies bewerkstelligt, geht es ans Anspannen. Der Garzer bevorzugt eine Federanspannung, also eine lange Leine, an welcher die Hunde beidseitig nebeneinander befestigt werden. Die Grönländer fahren mit einer Fächeranspannung, wobei jeder Hund eine extra Leine bekommt. Ganz vorn läuft der Leithund, der Leader. Er gibt das Tempo vor und kommuniziert mit dem Musher. Ganz hinten direkt vorm Schlitten läuft der Wheeler.

Es ist Montag, der vorerst letzte Tag mit Minusgraden. Das nutzt Tony Steitzer noch einmal aus. Bevor es losgeht, erklärt er seinen „Führerstand“: Über der Rückenlehne vor ihm hängt ein Schneeanker, mit diesem kann der Schlitten befestigt werden. Zwischen den Kufen schwebt eine schwarze Bremsmatte, sie ist auf der Unterseite quer gerippt. Tritt der Musher dort drauf, bremst das den Schlitten. Geht es bergab, wird hingegen eine Eiskralle als Bremse eingesetzt.

Am Wochenende war er zweimal zur Schlittenfahrt aufgebrochen, einmal ging es drei Stunden lang fast 50 Kilometer durch die verschneite Feldmark, die andere Tour erstreckte sich über 20 Kilometer.

Der Garzer Unternehmer besitzt elf Hunde, allesamt Alaskan Malamutes. Es ist die größte und kräftigste Schlittenhunderasse. Die Rüden werden bis zu 63 Zentimeter groß und über 40 Kilogramm schwer. In Alaska ist diese Rasse der Staatshund (State Dog) und ziert zudem das Wappen von Yukon. Der Name stammt vom Eskimostamm der Malemuten. Die Nordischen Hunde hatten sich bei den strengen Minusgraden so richtig wohl gefühlt, eine Heizung benötigt ihre Unterkunft am Garzer Ortsrand nicht. Denn die Malamutes verfügen über ein doppeltes Fell. Im Mai haaren sie, die dichte Unterwolle fällt aus.

Den Holzschlitten benutzt Tonny Steitzer eher selten. Einen weiteren Schlitten hat er in Schweden bei Freunden deponiert, so kann er auch dort trainieren. Dieser Hundeschlitten ist ein Mix aus Holz und Aluminium und wiegt nur 20 Kilogramm. „Meinen ersten Schlittenhund habe ich 2003 gekauft, jedes Jahr danach einen weiteren“, berichtet Tony Steitzer. Damals lebte er noch auf dem Hohengöhrener Damm. 2012 kamen auf einen Schlag neun Hunde dazu – so groß war der Wurf aus der eigenen Zucht.

Drei Hunde kaufte er zudem vom Verein „Nordische in Not“. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche Hunde zu vermitteln, denn Tierheime sind damit überfordert – Schlittenhunde gibt es halt nur im Team.

Aktuell besitzt der Garzer elf Hunde, angeleint wurden am Elshof davon acht. Die drei „Senioren“ blieben in Garz, sein ältester Vierbeiner ist 13 Jahre alt. Malamutes werden bis zu 16 Jahre alt. Trainiert wird natürlich auch in der warmen Jahreszeit, allerdings nur bis etwa 15 Grad Celsius. Dann erfolgt die Fortbewegung auf Rädern, auf einem Trainingswagen.

Ein Malamute kann etwa das Zehnfache seines Gewichts ziehen – so wurde die Rasse gezüchtet. Seit ungefähr 2000 Jahren ziehen diese treuen und anhänglichen Hunde Lasten durch die Arktis. Die aus Sibirien stammenden Huskys hingegen sind mehr auf Schnelligkeit getrimmt.