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Spatzennest Statt Vorfreude auf Neubau nur noch Frust

Der Neubau des Schönhauser Kindergartens ist eine unendliche Geschichte. Die Eltern sind es leid, immer wieder vertröstet zu werden.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 28.11.2017, 10:58

Volksstimme: Vor einem dreiviertel Jahr, als der Finanzminister mit großem Bahnhof die Fördermittel für den Neubau des Spatzennestes übergeben hatte, waren Sie als Vorsitzende des Elternkuratoriiums und alle Eltern und Erzieherinnen voller Vorfreude und Hoffnung. Wie ist die Stimmung heute?

Caro Giese: Verflogen. Leider! Wir dachten, dass mit der Übergabe der Fördermittelbescheide die Ausschreibung für den Planer aus der Schublade gezogen und dann sofort veröffentlicht wird; dann, nach rund sechs Monaten, der Auftrag vergeben wird und die Genehmigungsphase beginnt und zum Jahresende – also jetzt – die ersten Aufträge für den eigentlichen Bau ausgeschrieben und vergeben werden.

Die Verbandsgemeinde hat gerade informiert, dass noch nicht einmal die Planung in Arbeit ist, man hält aber am Baubeginn 2018 fest. Sind Sie auch so optimistisch?

Nein! Ich bin eigentlich ein sehr optimistischer Mensch und ziehe aus allen Situationen das Positive. Aber leider gelingt mir das bei diesem Projekt nicht mehr. Das Jahr 2017 ist so gut wie vorbei und die Auftragsvergabe für die Planung ist noch nicht einmal abgeschlossen. Bei der Übergabe der Bescheide wurde seitens der Verbandsgemeinde von sechs Monaten für diese Leistung gesprochen, diese wären im August bereits um gewesen. Wenn die Planungsleistung endlich vergeben ist, dann muss ja auch erst einmal der Planer seine Arbeit machen, als nächster Schritt muss der Bau noch genehmigt werden, dann erfolgt die Ausschreibung für die eigentlichen Baugewerke und erst dann rollen die ersten Bagger an. Das all dies innerhalb des kommenden Jahres geschehen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Und so geht es auch allen anderen Eltern: Täglich erreichen mich Fragen der Spatzen-Eltern: Wie lange dauert es denn noch, bis der Neubau endlich angefangen wird zu bauen? Warum dauert es so lange? Zufriedenstellende Antworten zu geben, gelingt mir nie. Mittlerweile ist bei allen der Optimismus verflogen!

Halten Sie den Neubau des Spatzennestes mit Stark-III-Fördermitteln und den damit verbundenen enorm hohen Auflagen immer noch für die beste Lösung?

Auf der einen Seite ja und auf der anderen Seite nein. Inwieweit die Auflagen andere sind als bei einem Bau in Eigeninitiative kann jetzt ja noch gar nicht beurteilt werden. Ich denke, dass die Auflagen erst beim Bau zum Problem werden könnten. Meines Erachtens ist der Fortschritt bis zum heutigen Tage doch ein ganz normaler Ablauf – bei großen Summen muss ausgeschrieben werden, ob man als Kommune selbst bezahlt oder Fördermittel erhält. Wenn die entsprechenden Fristen nicht verlängert werden, dann wird die Verbandsgemeinde um einen Neubau in Eigeninitiative nicht drum rum kommen.

Für die Finanzierung müsste die Verbandsgemeinde aber die Umlage für die Mitgliedsgemeinden erhöhen ...

Kredite sind aktuell so günstig wie nie! Und es sind doch inzwischen so und so alle Gemeinden pleite und schreiben rote Zahlen. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Ob nun unterm Strich 200.000 Euro oder 250.000 Euro Miese stehen, ist doch dann auch egal. Und um die Lebensqualität und auch die Familienfreundlichkeit zu erhöhen, kann es meiner Meinung nach nicht daran scheitern, dass Umlagen erhöht werden.

Ihre Kinder sind sechs und zwei Jahre alt. Ob sie noch im neuen Spatzennest flattern werden?

Mein Herz wünscht es sich sehr, mein Kopf sagt aber nein! Zum 60. Geburtstag unser Kita im Dezember 2014 sprach ich, mit dickem Bauch, zu den Eltern und erzählte, dass der Neubau der Kita in den Startlöchern steht – schließlich hatte der Verbandsgemeinderat es ja beschlossen. Zu der Zeit war mir zwar klar, dass mein großer Sohn diese Einrichtung wohl nicht mehr besuchen wird und dann hoffentlich noch im neuen Hort betreut wird. Aber dass der Kleine in die neue Kita geht, dessen war mir 2014 zu 100 Prozent sicher. Jetzt, genau drei Jahre später, glaube ich daran leider nicht mehr. In vier Monaten wird er drei und Kindergartenkind und dann in drei Jahren eingeschult.

Der schlechteste Fall ware...

...dass die Fristen für die Fördermittel nicht einzuhalten sind, dann beginnt das ganze Prozedere wieder von vorn: Verbandsgemeinderat muss neu beraten und beschließen, Kredite müssen aufgenommen werden, Ausschreibungen, Planungen, Genehmigungen ...

Die Verzögerungen in Schönhausen haben ja auch Auswirkungen auf die Wuster Schüler ...

Ihnen ist natürlich zu wünschen, dass die Schule dauerhaft Bestand hat oder zumindest so lange bleiben kann, bis in Schönhausen alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Aber spielt das Land da mit und erteilt im kommenden Sommer wieder eine Ausnahmeregelung? Die Wuster Eltern sind ähnlich wie wir Schönhauser immer im Ungewissen, wie es weitergeht. Und das zermürbt!