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Städtebausanierung Menschen spielen die Hauptrolle

25 Jahre Städtebausanierung sind der Anlass für einen Film, der für Havelberg entsteht. Die Dreharbeiten dafür fanden in dieser Woche statt.

Von Andrea Schröder 20.08.2016, 08:47

Havelberg l Anna und Tom radeln mit dem Fahrrad durch Havelberg und kommen mit Einwohnern ins Gespräch. Sie stoßen dabei auf Gebäude, denen in den vergangenen 25 Jahren neues Leben eingehaucht wurde und noch wird. Dank der Förderungen aus der Städtebausanierung. Das ist die Idee, die hinter dem Drehbuch für den Film steckt, der ein Vierteljahrhundert Sanierungsprogramm reflektieren und zugleich Havelberg auch porträtieren soll.

Die Protagonisten sind Tom Rafoth und Anna Lutz sowie Kameramann Matthias Bruuck von Clip Film aus Stralsund. Die Film- und Fernsehproduktionsfirma ist damit beauftragt worden, anlässlich von 25 Jahren Städtebausanierung in Havelberg einen Film zu fertigen. Im Herbst soll das Ergebnis vorliegen. In dieser Woche fanden die Dreharbeiten statt.

Tom Rafoth hält eine Mappe mit Schwarz-Weiß-Fotos in seinen Händen. Sie zeigen Häuser auf der Stadtinsel vor einem Vierteljahrhundert. Den Vergleich von damals zu heute wollen die Filmemacher darstellen. Aber vor allem die Menschen, die in den Häusern leben und arbeiten, sind ihnen wichtig.

Mit dem Fahrrad sind Anna und Tom unterwegs und wollen die Stadt entdecken. „Dabei bleiben wir an verschiedenen Orten hängen und treffen Menschen. Das ist die Grundidee. Wir wollen einen Film über und für Havelberg machen“, erklärt Tom Rafoth. Einfach nur Häuser damals und heute zu zeigen, wäre zu langweilig. Da ist es doch viel besser, wenn die Menschen, die in den sanierten Häusern leben und arbeiten, die Geschichte der Häuser erzählen. So kamen sie zum Beispiel mit Ute Schröter ins Gespräch, der Vorsitzenden des Vereins „denkMal und Leben“, der sich der schweren Bürde der Sanierung der einstigen Domkurie „D8“ erfolgreich gestellt hatte. Das 300 Jahre alte Haus war dem Verfall hingegeben, der Abrissbagger stand fast schon vor der Tür. In der „D8“ trafen die Filmemacher auch auf Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski.

Im Sonnenhaus an der Stadtkirche machten sie sich ein Bild von der Leidenschaft der Familie Hallmann bei der schrittweisen Sanierung des lange Zeit leerstehenden Gebäudes auf der Stadtinsel. Als Beispiel für das Engagement der Wohnbau GmbH, bezahlbaren Wohnraum in der Altstadt zu schaffen, wurden Jeschkes besucht.

Eine junge Familie aus Berlin, die hier ein neues Zuhause gefunden hat. Im Dom trafen die Stralsunder auf Pfarrer Frank Städler. Beispielhaft für eine Einrichtung, die die Stadt mit jungen Menschen belebt, steht das Erlebnispädagogische Centrum ELCH – eine ehemalige Schule. Auf dem Salzmarkt wurde Familie Süßmann besucht, die das Beguinenhaus nach dem Auszug der Ausstellung der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe bewohnt. Es war das erste Haus, für das Gelder aus der Städtebausanierung geflossen sind. Die Stadt hat das Haus verpachtet, um es nicht für immer aus der Hand zu geben. Mit dem Vorsitzenden des Vereins „Kunst im Rathaus Havelberg“, Lars Kripke, wurde gesprochen. Gefilmt wurde auch in der aktuellen Ausstellung im Rathaus unter anderem mit den Fischskulpturen. Dort interviewten die Filmemacher zudem Bürgermeister Bernd Poloski. Auch Klaus-Dieter Steuer vom Sanierungsträger BIG Städtebau, der als Havelberger die Stadtsanierung mit geprägt hat, kommt zu Wort.

„Es sind die Geschichten, die so eine Stadt aufbauen und ihr immer wieder ein Gesicht geben“, sagt Tom Rafoth. „25 Jahre sind eigentlich nur ein Wimpernschlag und doch ein großer Zeitraum, für den wir zeigen, was die Städte mit ihren hier lebenden Menschen auf die Beine gestellt haben.“ Neben den Gesprächen sind natürlich auch die alten Fotos von Bedeutung, schließlich können mit ihnen die Veränderungen vor Augen geführt werden. Manches ist vielleicht schon in Vergessenheit geraten. Das Gegenüberstellen von Alt und Neu wird Erinnerungen wecken.

„Die Grundaussage des Films ist, dass Stadtsanierung nie aufhört“, macht Tom Rafoth darauf aufmerksam, dass die Kommunen auch nach dem Ende des Programms Städtebausanierung auf Fördergelder von Bund und Land angewiesen sein werden. Nicht nur, weil noch nicht alle Gebäude saniert sind, „es muss auch mal nachgearbeitet werden“.

20 bis 25 Minuten lang sein soll der Film. „Die tatsächliche Länge entscheidet sich beim Schnitt. Der Film soll unterhalten, Informationen liefern und vor allem ein Gefühl hinterlassen. Wir wollen es schaffen, beim Zuschauer eine emotionale Ebene zu wecken. Dabei ist der Spagat ein großer, denn wir wollen viel abdecken“, spricht Tom Rafoth von einer Menge Filmmaterial, das es nun zu verarbeiten gilt.

Die Kosten für den Film von gut 30 000 Euro fließen aus dem Fonds der Städtebausanierung. Der Stadtrat hatte im Frühjahr einen entsprechenden Beschluss gefasst. Zum Abschluss des Sanierungsprogramms ist eine Dokumentation gefordert. Der Film soll auch der touristischen Vermarktung dienen, schließlich sollen Radtouristen wie Tom und Anna noch viele weitere folgen.