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Straßenfest Bewohner der Beethovenstraße blicken zurück

Zum Straßenfest haben Kirsten Döring-Jeske, Ina Dankert und Juliane Bachmann die Bewohner der Schönhauser Beethovenstraße eingeladen.

Von Manfred Jann 21.09.2017, 12:30

Schönhausen l Traudel Bischof mit 82 Jahren als älteste Einwohnerin der Straße und Maximilian Jeske, der als jüngster Anwohner seinen ersten Geburtstag erst noch feiert, freuten sich über die Torten, die sie ganz persönlich geschenkt bekamen – und dann auch gleich für die große Kaffeetafel spendierten. Die war im Zelt mitten auf der eigens für das Fest gesperrten Straße aufgebaut. Zeit, sich Kuchen schmecken zu lassen, über das aktuelle Baugeschehen zu plaudern und auch einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Erfreulich viele junge Einwohner gibt es in der nur kurzen Beethovenstraße mit ihren 12 Häusern: Von den 37 Bewohnern sind 20 unter 40 Jahre alt, sieben sind Kinder, Nummer acht erblickt im Dezember das Licht der Welt. Das Durchschnittsalter beträgt zur Zeit 38 Jahre. Zu den zumeist schon lange existierenden Wohnhäusern haben sich in jüngerer Zeit drei neue Eigenheime gesellt, ein weiteres Gebäude wird gerade umfassend saniert.

Auch die Beethovenstraße selbst ist im Vergleich zum restlichen Dorf noch sehr jung. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gab es nur eine kurze Sackgasse zu den Höfen Bellin und Borstel. Erst 1904 erfolgte der durchgehende Ausbau als Straße bis zur Gartenstraße. Diese neue Straße bekam den Namen „Sedanstraße“ nach dem Sieg der preußischen Truppen bei Sedan Anfang September 1870 im Deutsch-Französischen Krieg, der entscheidend für den Ausgang des Krieges zugunsten Preußens war.

In der nächsten Zeit entstand nicht nur eine Reihe neuer Häuser, auch Handel und Gewerbe entwickelten sich in der neuen Straße, die mitten im Dorf lag. So hatten hier zum Beispiel Tischlermeister Franz Gast, Malermeister Otto Lange, Zimmermeister Hermann Baak, Schuhmachermeister Bertold Borkenhagen und Schlossermeister Rudolf Ölschläger ihre Werkstätten. Helene Voigt betrieb einen Kohlehandel, später wurde Ofensetzer Döring hier heimisch. Zusamengetragen hatte die Informationen Uli Sandhof, der eine kleine Straßen-Chronik erstellte. Darin blätterten die Anwohner beim Fest und ließen Erinnerungen aufleben.

Allen Schönhausern bekannt ist die Zahnarztpraxis Bösinghaus, in der Enkel Hans-Hermann Bachmann bis vor kurzem Patienten behandelte. Kaum noch bekannt ist, dass sich in den 1950er Jahren in der nach dem Krieg in Beethovenstraße umbenannten Straße einmal die Schönhauser Gemeindeverwaltung und das Standesamt befanden. Auch Traudel Bischof erinnert sich, dass sie hier getraut wurde.

Ebenfalls in den 50er Jahren wurde von der „Bäuerlichen Handelsgenossenschaft“ – kurz BHG – eine Zweigstelle zur Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe und der Bevölkerung eingerichtet. Auch eine Bank gehörte dazu. Nach der Wende privatisiert, bildet der nun als Landhandel weiterbetriebene Verkauf einen Mittelpunkt der Straße. Und auch die Bank existiert als Filiale der Volksbank Rathenow heute noch.

Bärbel Sandhof hat sich Anfang der 90er Jahre einen Traum erfüllt und betreibt ein kleines Ladengeschäft mit Konfektion, Kosmetik, Andenken und Dienstleistungen aller Art.

So ist die Beethovenstraße auch heute noch eine der belebtesten in Schönhausen.

Dass sie am Sonnabend ausnahmsweise nach Herzenslust mitten auf der Straße spielen und Radfahren konnten, freute die Kinder. Für sie hatten die Erwachsenen auch ein Kino aufgebaut, sie konnten malen oder abends Stockbrot rösten. Und die Erwachsenen hatten neben all den leckeren Kuchen und Salaten für das abendliche Grillen mit jeder Menge Süßigkeiten auch an die Kleinen gedacht.

Die Organisatorinnen freuen sich, dass die Resonanz so groß war, „die Anlieger sind nicht nur sehr gern gekommen, sondern sie haben auch beim Aufbau und dann beim Abbau am Sonntag tatkräftig mitgeholfen – das hat richtig Spaß gemacht!“ Deshalb soll es vielleicht schon nächstes Jahr wieder ein Straßenfest geben.