1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Siedlungsbewohner pflegen Nachbarschaft

Straßenparty Siedlungsbewohner pflegen Nachbarschaft

Die Bewohner der Schönhauser Siedlung pflegen gute Nachbarschaft. Nun haben sie erstmals alle zusammen eine Straßenparty gefeiert.

Von Manfred Jann 02.07.2017, 23:01

Schönhausen l Anke Haake, Marina Stremel, Carmen Bärmann und Ines Brendahl hatten die Idee dazu, die sie auch spontan in die Tat umsetzten: Sie luden alle Nachbarn aus der Siedlung zu einer zwanglosen Runde ein. Die Resonanz war groß. Fast siebzig Bewohner kamen, um sich näher kennen zu lernen, Geschichten zu erzählen, wie es früher hier war oder um einfach nur miteinander zu plaudern.

Dabei kam auch die Frage auf: Wer wohnt denn eigentlich am längsten in der Siedlung? Gerda Enzmann war erst wenige Wochen alt, als ihre Familie in die Siedlung zog. Und das war 1941! Jessica Jann mit ihrem Lebensgefährten Thomas Bergs und Tochter Frieda sind die jüngsten Bewohner der Siedlung: Seit dem 1. Mai dieses Jahres genießen sie die ruhige Lage und den Wald direkt vor der Haustür.

Eine ganze Reihe Namen lassen sich aufzählen von Siedlern, die schon ein halbes Jahrhundert und länger hier zu Hause sind: Gerda Krubicka, Bärbel Weyne, Hartmut Tessmer, Klaus-Peter Gaede oder Edmund Müller.

Übrigens hat sich die Siedlung in den letzten Jahren sichtbar „verjüngt“, die Zahl der Kinder ist wieder erfreulich angestiegen.

Weil die Straßenparty allen gefallen hat, ist eine Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Von den einst zwischen 1939 und 1941 gebauten 27 Häusern der Siedlung – Werkswohnungen des Klietzer Sprengstoffwerkes – blieben 1945 noch 25 übrig. Zwei Häuser waren von russischen Soldaten niedergebrannt worden. Eine Volkszählung im damaligen Kreis Jerichow II im Oktober 1946 ergab für Schönhausen 3281 Einwohner. Dabei ist die Zahl seit Kriegsende schon um mehrere Hundert gesunken. Berücksichtigt man die damals hohe Kinderzahl und dass teilweise zwei Familien in einer Doppelhaushälfte gewohnt haben, so dürften in der Nachkriegszeit weit über 200 Menschen in der Siedlung gelebt haben. Die beiden Ruinen dienten den Kindern als Spielplatz. Überhaupt war die Siedlung mit dem umliegenden Wald für die Kinder ein riesiger Spielplatz. Manchmal war das nicht ganz ungefährlich. Autor Manfred Jann erinnert sich an diese Begebenheit: Damals fuhren noch ausschließlich Dampfloks auf der Kleinbahnstrecke und es kam gelegentlich zu Bränden durch herausfallende Asche. Wir, das war eine Gruppe von vielleicht zehn, zwölf Kindern zwischen fünf und zehn Jahren, entdeckten einen beginnenden Brand in der Nähe der Mittelstraße und löschten das Feuer mit großem Eifer. Vom Erfolg angespornt, wollten wir natürlich weitere große Taten vollbringen und liefen kurzerhand auf dem Bahngleis entlang in Richtung Fischbeck bis zur alten Kabelitzer Chaussee. Dort war ein richtiger Waldbrand entstanden. Die Feuerwehr war schon vor Ort und hat uns weggescheucht. Nicht auszudenken, wenn wir von einem Zug zu spät gesehen worden wären.

Auch der Badesee im Wald gehört zu den Erinnerungen. Entstanden ist er bei Spülarbeiten für den Bau der Wasserleitung in der zweiten Hälfte der 70-er Jahre. Entlang der Siedlung verläuft die Hauptleitung weiter durch den Wald in Richtung Kabelitz.

1959 zogen zwei Familien (Scheuschner, Müller) in einen Neubau am Waldrand. In der zweiten Hälfte der 70-er Jahre bauten dann die Familien Möwing und Schwarz ihre Eigenheime und kurz vor der Wende entstanden drei Doppelhäuser und die Ruine zwischen Gaede und Zimmerling verschwand. Dort baute Familie Wartenberg ein neues Haus.

Inzwischen sind 18 neue Häuser auf den umliegenden Brach- und Ackerflächen entstanden. Alteingesessene und neue Bewohner bilden eine gute Gemeinschaft.