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Sturmschäden Einschlagpläne über den Haufen geworfen

Die Forstbetriebe im Elb-Havel-Land haben sich einen ersten Überblick über die Schäden verschafft, die Sturmtief "Xavier" angerichtet hat.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 16.10.2017, 14:51

Elbe-Havel-Land l „Nach Melkow muss ich auch gleich noch. Aber da wird es nicht so schlimm sein wie hier.“ Zwischen Klietz und Scharlibbe sind die Schäden, die das Sturmtief „Xavier“ verursacht hat, wohl am größten. Roland Eckert, als Revierförster im staatlichen Betreuungsforstamt Elb-Havel-Winkel für den Bereich zwischen Sydow, Schollene und Scharlibbe zuständig, steht inmitten von umliegenden und abgebrochenen Kiefern am Klietzer Ortsrand Richtung Mahlitz. „Hier ist der Sturm so richtig rein! Die paar Bäume, die augenscheinlich heil geblieben sind, stehen schief und könnten den nächsten ganz bestimmt kommenden Herbststurm nicht überstehen.“

Hier ist es eine komplette geschädigte Fläche, dazu kommen in seinem 5500 Hektar großen Revier zahlreiche Einzelwürfe und Nestwürfe mit fünf bis zehn Bäumen. Der „Domino-Effekt“ hat die Wirkung des Sturms noch verstärkt: Umkippende Bäume haben benachbarte mit sich gerissen.

Der erste Überblick: 5500 Festmeter Holz sind beschädigt – das sind knapp 140 Holzlaster samt Anhänger. Zum Vergleich: In diesem Revier werden pro Jahr zwischen 7000 und 8000 Festmeter bei der planmäßigen Durchforstung geerntet und verkauft. Somit hat der Sturm mehr als die Hälfte der Arbeit „erledigt“.

Roland Eckert ist jetzt dabei, alles zu erfassen und alle Fakten an die Forstbetriebsgemeinschaften weiterzuleiten. „Ich hoffe, dass wir bis zum kommenden Frühjahr Firmen finden, die bis Mai alles abgearbeitet haben. Leicht wird es nicht. Denn es müssen leistungsstarke Harvester zum Einsatz kommen. Und es ist auch viel Handarbeit nötig.“

Und auch das steht fest: Nicht jeder umgestürzte Baum wird beseitigt. „Aber das ist auch nicht schlimm. Wenn vereinzelt Bäume umliegen, schadet es nicht.“

Die Forstbetriebsgemeinschaften organisieren für ihre Mitglieder die Sturmschadensbeseitigung. Und die Waldbesitzer können natürlich auch selbst tätig werden und Brennholz machen. Aber das Forstamt warnt: Es ist äußerste Vorsicht geboten. Denn die Bäume stehen zumeist unter Spannung. Und viele Bäume sind samt großem Wurzelteller umgekippt – auch der kann beim Zurückkippen gefährlich werden.

Der Revierförster muss seinen Holzeinschlagplan für 2018, der so gut wie fertig war, nun komplett überarbeiten. „Das ist alles hinfällig. Die Sturmschäden haben jetzt erst einmal Priorität.“

Peter Sültmann, Leiter des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Winkel des Landeszentrums Wald Sachsen-Anhalt mit Sitz in Genthin, rät Waldbesuchern dringend davon ab, Waldflächen außerhalb von bereits beräumten Wegen zu betreten. „Durch den hohen Niederschlag der vergangenen Tage ist der Boden aufgeweicht und es muss auch in den kommenden Tagen noch damit gerechnet werden, dass insbesondere durch den Sturm angeschobene Bäume umstürzen und abgebrochene Äste von den Bäumen herabfallen können.“

Auch Peter Sültmann warnt Waldbesitzer vor der gefährlichen Aufarbeitung des Sturmholzes. Er weist ausdrücklich auf das Tragen der entsprechenden Schutzkleidung hin. Dabei sollten Waldarbeiten nie allein, sondern mindestens mit zwei Personen erfolgen. „Auch ein Handy sollte im Falle eines Unfalls immer am Mann getragen werden, um schnelle Hilfe zu organisieren. Grundsätzlich sollte Fachfirmen das Aufarbeiten der Sturmschäden im Wald überlassen werden.“

Auch im Wald des Klietzer Truppenübungsplatzes sind die Schäden enorm. Forstdirektor Lutz Freytag, Betriebsbereichsleiter des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt Klietz, zieht dieses Resümee: „Bis auf einige flächenhafte Sturmwürfe handelt es sich vorwiegend um Einzelbäume und kleine Baumgruppen. Nach ersten Schätzungen hat der Sturm wenige 1000 Kubikmeter Holz ,geerntet‘. Das ist etwa die Produktion eines Quartals.

Die Aufnahme der Schäden im Bereich Klietz ist stark erschwert, weil viele Bäume auf den Wegen liegen. Die Bundesförster müssen in diesen Tagen viel rückwärts fahren, weil es kein Durchkommen gibt. Erste Priorität ist die Gewährleistung der störungsfreien Nutzung durch die Bundeswehr. Unsere Waldarbeiter arbeiten auf Hochtouren, machen Überstunden und wir haben zusätzliche Forstmaschinen im Einsatz, um den derzeit intensiven Schießbetrieb der Truppe störungsfrei zu ermöglichen.“