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Technikschau Historische Fahrzeuge zum Anfassen

Der Schollener Festplatz war am Sonnabend Treffpunkt für Freunde historischer Fahrzeugtechnik. Eingeladen hatte dazu der Heimatverein.

Von Ingo Freihorst 09.05.2016, 01:01

Schollene l Seit vier Jahren schon spukte die Idee zu solch einem Treffen in den Köpfen der beiden Organisatoren und Heimatfreunde Heiner Scherf und Jürgen Repp. In diesem Jahr wird der Heimatverein runde 20 Jahre alt – da wurden Nägel mit (Zylinder-)Köpfen gemacht: Oldtimersammler und -freunde aus Nah und Fern waren zur großen Technikschau nach Schollene eingeladen.

Die Resonanz war beachtlich: Zu sehen waren um die 60 Motorräder, 10 Mofas, 25 Traktoren, vier Kübelwagen sowie zwei Oldtimer-Autos. Mit vier Ackerschleppern kamen die Treckerfreunde aus Wulkau, mit dabei war auch der Rathenower Oldtimer-Stammtisch.

Heiner Scherf selbst war auf der Schau mit seinem Traktor der Marke Eigenbau vertreten. Der gelernte Werkzeugmacher hatte das Gefährt in den 1980er Jahren zusammengeschraubt, zwischenzeitlich stand es eine Zeitlang ungenutzt herum. Inzwischen hat der Traktor einen neuen 20 PS starken luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor amerikanischer Bauart, den hatte er im Internet gefunden. Eine weitere Besonderheit des Schleppers sind sein Allradantrieb sowie der Knicklenker – schließlich wird damit auch Holz aus dem Wald geholt. Das Gefährt ist sogar für den Winterdienst vorbereitet, dann wird vorn ein Schiebeschild anmontiert.

Eine Zulassung hat das Gefährt allerdings nicht, deshalb ist seine Geschwindigkeit auf sechs Stundenkilometer gedrosselt.

Weitaus mehr alte Technik hatte der Molkenberger Burghard Grigo nach Schollene gebracht: Der einstige Landwirt sammelt seit etwa zehn Jahren historische Zweiräder. Ausgestellt hatte er vor allem jene Mopeds, welche mit einem Sachs-Motor ausgerüstet waren. Davon gab es fast hundert Modelle, informierte er anhand eines Fachbuches.

Sein ältestes Gefährt stammt aus dem Baujahr 1931, die „Blücher“ sah eher nach einem Fahrrad aus. Nur ein Jahr älter war der „Wanderer“ daneben, er wurde in Chemnitz produziert. Fast 80 Jahre alt war eine Version für die Damen, der aus der Oberpfalz stammende „Express“ hatte einen tiefen Einstieg und trug ein Schutznetz über dem Hinterrad. – Damals trugen alle Frauen noch einen Rock.

Sein letztes Stück hatte er erst vor einigen Wochen erworben – der „Meister“ aus dem Baujahr 1950 war arg verrostet. Manche der damaligen Fahrzeugfabriken hatten erst Kinderwagen produziert, waren dann auf Fahrräder umgeschwenkt und dann auf die Mopedherstellung.

Nur noch wenige Exemplare dürften von einer hellgrün lackierten RT existieren: Es war ein Exportmodell, der Versandhändler Neckermann hatte die Zweiräder für den belgischen Markt von der DDR produzieren lassen. Auch einen Trabi Kübel hatte der Molkenberger zu Schau beigesteuert.

Zwei Motorräder aus russischer Produktion standen vor der Bühne: Die einsitzige „Dnepr“ vom Schollener Eckard Grohs mit ihrem 650-Kubikzentimeter-Motor konnte sogar rückwärts fahren und besaß einen Seitenradantrieb. Mit ihrem Baujahr 1993 war sie eines der neueren Modelle.

Ein Blickfang war die „Dnepr“ K 750 von Hermann Becker aus dem brandenburgischen Nitzahn im Milower Land: Das ockerfarben lackierte Militärmodell aus dem Baujahr 1950 war mit einem Maschinengewehr auf dem Seitenwagen ausgestattet.

Nicht fehlen durfte auf dem Platz auch der einheimische „Jappa-Club“: junge Zweiradfahrer, die sich seit kurzem nach längerer Pause wieder jeden Sonntag zur gemeinsamen Ausfahrt treffen. Bevorzugt sind die Schollener auf ostdeutschen Fabrikaten wie der Simson S 50, Schwalbe oder MZ unterwegs. Sogar Fan-Shirts ließen sie anfertigen.

Ein kleiner Umzug durchs Dorf mit den Zweirädern gehörte ebenfalls zum Programm. Heimatverein und Gaststätte beköstigten die Besucher, die bei dem herrlichen Wetter in Massen gekommen waren.