1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Messergebnisse sind beängstigend

Tempokontrolle Messergebnisse sind beängstigend

Eine Woche lang wurden die durch Jederitz fahrenden Fahrzeuge erfasst und ihre Geschwindigkeit gemessen.

Von Dieter Haase 12.10.2016, 17:56

Jederitz l Es ist nicht neu, dass sich Bewohner der Havelberger Ortschaft schon seit langem über die auf der Durchfahrtsstraße gefahrenen Geschwindigkeiten beschwert haben. Vor allem aus Richtung Kuhlhausen sollen viele Kraftfahrer nahezu in das Dorf hineingeflogen kommen. Selbst Ortsbürgermeister ­Lothar Pietzsch­mann, der genau an diesem Ortseingang wohnt, kann davon ein Lied singen.

Bemühungen des Ortschaftsrates und der Stadt, diese Situation durch für sie mögliche Maßnahmen zu entschärfen, sind bisher im Sande verlaufen. So sind alle Anträge auf eine neue Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit und der damit verbundenen Neuausschilderung von der Straßenverkehrsbehörde abgelehnt worden. Die Polizei kam der Bitte nach Geschwindigkeitskontrollen zwar nach, doch im Ergebnis dieser Messungen wurde keinerlei Raserei festgestellt. In dieser Zeit rollte der Verkehr ordnungsgemäß durchs Dorf. - Wo Polizei steht, spricht sich schnell herum.

Doch Lothar Pietzschmann, Ortschaftsrat und Ordnungsamt gaben sich damit nicht zufrieden. Und verbuchten letztlich den ersten Erfolg. Ende August wurde mit entsprechender Technik eine ganze Woche lang 24 Stunden täglich das Verkehrsaufkommen in Jederitz gezählt und bei jedem Fahrzeug, das die Ortsdurchfahrt in beiden Richtungen passierte, die Geschwindigkeit gemessen. Die Aktion diente zunächst der reinen statistischen Erfassung.

Das Protokoll darüber, in das der Ortsbürgermeister vor kurzem einen ersten Einblick nehmen konnte, förderte Überraschendes und zugleich Beängstigendes zutage. „Ich wurde beim Studium der Zahlen sogleich an die Ortslage Kümmernitz erinnert, wo es in diesem Jahr ebenfalls schon eine solche Verkehrszählung gegeben hatte mit dem Resultat, dass 98 Prozent aller Kraftfahrer hier schneller als mit den erlaubten 50 Stundenkilometern unterwegs waren.“

Echt überrascht ist Lothar Pietzschmann darüber, dass täglich an die 1000 Kraftfahrzeuge durch Jederitz rollen. Beängstigend zeigen sich jedoch alle anderen Messwerte, weil sie für die Einwohner des kleinen Haveldorfes sehr viel Gefahr bergen. Nur einige Beispiele: Zu den insgesamt gezählten 7264 Fahrzeugen gehörten allein 1148 Lkw und Lastzüge. Acht davon passierten jeweils mit 96 Stundenkilometern die Ortschaft – an einem Tag waren es gleich vier mit dieser Geschwindigkeit. Das ist fast doppelt so schnell, als erlaubt.

87 Prozent aller gemessenen Kfz haben sich nicht an das vorgeschriebene Tempolimit gehalten, der überwiegende Teil war im Bereich zwischen 60 und 70 km/h unterwegs, nicht unerheblich schlugen aber auch Temposünder zwischen 70 und 80 km/h und darüber zu Buche. Der Spitzenreiter, ein Pkw, brachte es gar auf 118 Stundenkilometer. Summa summarum ergibt alles zusammen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 72 Stundenkilometern, mit der jeden Tag durch Jederitz „geflogen“ wird. „Das alles stimmt doch sehr nachdenklich“, sagte Lothar Pietzschmann. Nach gründlicher Auswertung des Messprotokolls wolle er noch detaillierter auf die Ergebnisse eingehen, kündigte er an.

Allein die Tatsache, dass die meisten der in der einen Woche gemessenen Fahrzeuge deutlich zu schnell waren, sollte jedoch für alle Beteiligten – Stadt, Straßenverkehrsamt, Polizei und Landesstraßenbehörde – Anlass sein, zu handeln.

Die Jederitzer denken zum Beispiel daran, eine schon vor Monaten geäußerte Idee nun endlich in die Tat umzusetzen und eine Geschwindigkeitsmesstafel anzuschaffen, die jedem Kraftfahrer anzeigt, wie schnell er unterwegs ist.

Ein weiteres Thema der Ortschaftsratssitzung befasste sich mit erhaltenen Spendengeldern für das Haveldorf und für welche Projekte sie eingesetzt werden sollen. Lothar Pietzschmann hatte gleich zwei Vorschläge dazu. Zum einen könnte man davon in Eigenregie eine eigene mobile Kegelbahn für Jederitz bauen und zum anderen einen neuen Grill für Festivitäten anschaffen. Dinge, die der ganzen Dorfgemeinschaft zugute kommen würden. Dagegen gab es auf der Sitzung keine Einwände. Weitere Ideen seien aber immer willkommen, meinte der Ortsbürgermeister. Investiert werden soll auch in die Neugestaltung der Trauerhalle. Vor allem der Eingang, der sich marode und kaputt zeigt, hat eine Instandsetzung dringend nötig. Für die Pflasterarbeiten ist das Baumaterial bereits da, was noch fehlt, wird nachgekauft, kündigte der Ortsbürgermeister an. Das Geld dafür stellt die Stadt zur Verfügung.

Tüchtig gebuddelt im Ort wird derzeit auch durch die Telekom, die das Breitband verlegt. Ab November soll das schnelle Internet im Dorf ankommen, wozu die vorhandenen Telefondosen in den Häusern genutzt werden können.

Bei der Veranstaltungsplanung für den Rest des Jahres entschied sich der Rat, nach längerer Pause auch wieder mal eine Silvesterparty für alle Einwohner des Dorfes zu organisieren. Es soll ein Versuch sein. Über eine Hauswurfsendung soll zunächst abgefragt werden, wer teilnehmen möchte und wer nicht.