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Töpferei Riesentöpfe zu Pücklers Geburtstag

Zum 233. Geburtstag von Fürst Pückler spielt Handgemachtes made in Havelberg im Muskauer Landschaftspark eine wichtige Rolle.

Von Andrea Schröder 10.10.2018, 19:14

Havelberg l „Ich hatte bisher noch nie 40 Kilogramm Ton zentriert“, sagt Ute Schröter aus Havelberg beim Blick auf den großen Topf, der auf der Drehscheibe steht. 75 Zentimeter misst er oben im Durchmesser. Nach dem Brennen werden es noch 66 Zentimeter sein. Der übergroße Topf wird in der Mitte der Bank stehen, für die in Bad Muskau in der Oberlausitz derzeit die Arbeiten laufen. Zum 30. Oktober soll in dem einzigartigen Muskauer Park die sogenannte Exedra-Bank stehen. Es ist der 233. Geburtstag des Landschaftsarchitekten Hermann von Pückler-Muskau (1785 bis 1871). Er ist in der Stadt an der Neiße geboren und hat ihr einen der schönsten Landschaftsparks Europas hinterlassen.

Einst stand dort im Badepark eine Rundbank. Die Platzierung solcher Bänke in Gärten ist dem preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781 - 1841) als Hauptverdienst zuzuschreiben. Von dem preußischen Architekten stammte auch der Entwurf für die heute nicht mehr existierende Exedra im Muskauer Badepark, ist auf der Internetseite des Fördervereins Fürst-Pückler-Park zu lesen. Bei gartenarchäologischen Grabungen war dazu das Fundament der Bank freigelegt und vermessen worden.

Exedra kommt aus dem Griechischen und steht für einen im Freien gelegenen Sitz. Ruheplätze in dieser halbrunden Form dienten in landschaftlichen Anlagen einer besonderen Inszenierung, da der Blick von ihnen genau in eine Richtung und damit auf einen bestimmte Bildausschnitt gelenkt wird.

Während die Rekonstruktion der Bank mit Stufen aus Granit und der elf Meter langen Sitzfläche aus Holz seit Juli im Gange ist, fehlte es für die Töpfe noch an einem Hersteller und an Geld. Doch vor kurzem erhielt die Havelberger Keramikmeisterin die Anfrage, ob sie die drei größeren und vier kleineren Töpfe einem Foto entsprechend anfertigen könnte. Die Gartenakademie hatte die Töpferei am Dom den Bad Muskauern empfohlen und das Land Sachsen Fördergelder gegeben, erzählt die Töpferin.

Sie fertigte Prototypen an und bei der Abnahme dieser Tage gab es das Okay: Sie bekommt den Auftrag. Viel Zeit bleibt ihr nicht, denn am 27. Oktober soll die Bank eingeweiht werden. „Neben der kurzen Zeit sind die Größe und das Gewicht die Herausforderung“, sagt die Havelbergerin. Und der Anspruch, besonders schöne Töpfe anzufertigen. „Das ist wie bei der Meisterprüfung. Es sollen keine Fingerspuren oder Riffel zu sehen sein. Und dann sollen sich die Töpfe auch noch ähnlich sehen.“

Für den großen Topf hat sie vier jeweils zehn Kilogramm schwere Tonballen zunächst zu einer Masse verarbeitet, aus der dann beim Zentrieren der Hauptkörper entstanden ist. Für den Fuß sind es rund 20 Kilogramm, für den gewölbten Rand 30. „Das ist Hochleistungssport.“ Weil Steinzeug in Terrakotta-Farbe gewünscht ist, verwendet sie Ton mit Eisenoxid. Der reagiert mit der Glasur, weshalb auch die Menge der Glasur ausprobiert werden musste. Gegenüber dem Ton, den sie sonst verwendet, wird dieser zunächst bei 950 Grad über 32 Stunden im Intervallverfahren gebrannt. Dann, wenn die Glasur aufgebracht ist, sind es 1140 Grad und eine etwas kürzere Brennzeit. Schon fünf Grad Unterschied haben Auswirkungen auf die Glasur.

Bis 26. Oktober muss alles fertig sein. Dann bringt Ute Schröter die Töpfe selbst nach Bad Muskau. „Das vertraue ich keinem anderen an.“ Vorsichtshalber werden mehr Töpfe hergestellt – es kann immer was passieren.