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Übergabe Ende 2017 Zukunft der Frauenarztpraxis gesichert

Dr. Eberhard Müller übergibt seine Havelberger Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an eine junge Nachfolgerin.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.01.2017, 07:16

Havelberg l Der Gedanke, wie es mit seiner Praxis weitergeht, wenn er in Ruhestand geht, treibt Dr. Eberhard Müller schon ein paar Jährchen um. Hier und da gab es Interessenten, aber der Funke ist nicht übergesprungen. Bis zum Gespräch mit Dr. Denise Möwing, geborene Schönemann. Sie ist ein echtes Havelberger Kind. Nach dem Abi studiert sie sechs Jahre Medizin an der Berliner Charité, legte 2012 das Staatsexamen ab, schreibt ihre Doktorarbeit. Die weitere fünf Jahre dauernde Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Gynäkologie beginnt sie im Herbst 2012 an der Stendaler Frauenklinik. Vier Jahre davon sind um, als der Kontakt mit dem Havelberger Gynäkologen zustande kommt. Denise Möwing hatte schon immer das Ziel, irgendwann hier in ihrer Heimat in einer eigenen Praxis zu arbeiten. Dass es so schnell passieren wird, ist auch für Dr. Eberhard Müller ein Glücksfall. „Sie gehört hierher, passt zu meinen Patientinnen – besser hätte es nicht sein können“, sagt er jetzt nach den ersten drei Monaten des gemeinsamen Arbeitens.

Denn im Oktober wechselte die in Hohengöhren mit ihrem Ehemann Stefan lebende Denise Möwing von der Stendaler Frauenklinik nach Havelberg. Ein Jahr Facharztausbildung fehlt aber noch. Also erwarb Dr. Müller die Weiterbildungsermächtigung. Seit Oktober arbeiten beide zusammen in der Havelberger Praxis.

„Das klappt hervorragend“, ist der Gynäkologe sehr zufrieden. „Die Patientinnen wissen, dass es auch nach meinem Ausscheiden in den Ruhestand weitergeht. Und mit Dr. Denise Möwing haben sie eine kompetente, sehr gut ausgebildete Ärztin an ihrer Seite.“ Nach den ersten drei Monaten in Havelberg bestätigt sie, dass die Arbeit in der Praxis „genau mein Ding ist. Die ambulante Betreuung ist etwas ganz anderes als in einer Klinik zu arbeiten.“ Dennoch will die Hohengöhrenerin die Zeit in Stendal nicht missen. Bei über 300 Geburten war sie dabei, hat unzählige Operationen durchgeführt.

Letztes Wissen und Können im letzten Jahr der Facharzt- ausbildung sammelt sie noch bis Oktober, dann steht nach insgesamt elf Jahren Ausbildung die Facharztprüfung an. Und zum Jahreswechsel wird die Praxisübergabe erfolgen.

Dr. Müller hatte sich kurz nach der Wende selbstständig gemacht. Der gebürtige Quedlinburger kam nach sechs Jahren Medizinstudium in Magdeburg 1978 als Assistenzarzt an das Havelberger Krankenhaus/Poliklinik und schloss seine Facharztausbildung 1984 ab. Bis 1991, als die Poliklinik aufgelöst wurde, war er am Krankenhaus tätig. Seine erste eigene Praxis befand sich in der Löhestraße (heute Praxis Schäfer), nach einem Jahr erfolgte der Umzug in die obere Etage des neu gebauten Geschäftshauses in der Semmelweisstraße, in dem sich unter anderem der Plus-Markt, die Volksstimme-Redaktion und weitere Ärzte eingemietet hatten. Der Platz war klein, deshalb baute Dr. Müller eine neue Praxis in der Krugtorstraße, Eröffnung war im Jahr 2000. Hier ist genug Platz für zwei geräumige Behandlungszimmer und auch die Betreuung von Schwangeren, alles ist behindertengerecht gebaut.

Dr. Müller ist nun 64 Jahre alt, freut sich auf den Ruhestand, den er zusammen mit seiner Frau in Toppel verbringt. Schon jetzt kann er Dank der Unterstützung von Dr. Möwing etwas kürzer treten.

Der Übergang in der Praxis erfolgt nahtlos, alle Patientinnen, die teilweise sehr weite Wege bis nach Havelberg in Kauf nehmen, bleiben „in der Kartei“. Darüber hinaus können sich weiterhin neue Patientinnen anmelden. Auch die beiden Arzthelferinnen Anke Fehse und Heidrun Wetter bleiben der Praxis treu.

Dr. Müller und Dr. Möwing betrachten die Praxisübergabe beide als absoluten Glücksfall. „Dass junge Ärzte hier in unserer ländlichen Region bleiben, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Umso glücklicher ist die Fügung, dass die zeitliche Folge so gut klappt, dass ich in Ruhestand gehen und Dr. Möwing in die Selbstständigkeit starten kann.“