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Verkauf ELCH ist für 400.000 Euro zu haben

Die Hoffnung, dass sich ein neuer Träger für das Erlebnispädagogische Centrum ELCH in Havelberg findet, hat sich noch nicht erfüllt.

Von Andrea Schröder 12.05.2020, 01:01

Havelberg l „Wir haben uns gerade dieser Tage getroffen und festgestellt, dass wir alle immer noch arbeitssuchend sind und sofort wieder anfangen könnten im ELCH, sollte ein neuer Träger dort wieder Kinder- und Jugendreisen und Freizeitaktivitäten anbieten wollen“, sagt Jörg Thiemann. Der Havelberger hatte das Erlebnispädagogische Centrum Havelberg genau neun Jahre geleitet. Zum 31. März hatten er und seine Kollegen von der Integral GmbH des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ihre Kündigungen erhalten. Für die Integral läuft eine Plan- insolvenz. Bis zum Schluss hegten sie die Hoffnung, dass es dem Restrukturierungsberater Nico Kämpfert aus Magdeburg gelingt, einen neuen Interessenten zu finden.

Das ist bisher offensichtlich nicht der Fall. Auf „Immowelt“ im Internet steht die „Gemeinnützige Bildungseinrichtung im historischen Stadtzentrum von Havelberg“ nun zum Verkauf. Der Kaufpreis ist mit 400.000 Euro veranschlagt, die monatliche Finanzierung mit 884 Euro. Fotos zeigen das Gebäude sowie die Zimmer und die dort integrierten sanitären Anlagen, die Freizeiträume und das Schulmuseum. In der Beschreibung lesen Interessierte außerdem von Seminarräumen, Umweltlabor, Kanuverleih, Fernsehraum, Teeküche und einem sehr gepflegten Gesamteindruck. „Die Liegenschaft stellt eine gemeinnützige Bildungseinrichtung im Freizeitbereich für Kinder, Jugendliche und Familien dar. Hierbei wird ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten angeboten. Es wurde ein Erbbaurecht bestellt“, ist im Internet zu erfahren. Ebenso, dass der Erbbauberechtigte verpflichtet ist, das auf dem Grundstück befindliche Gebäude als soziale Einrichtung zu nutzen. „Jede andere Verwendungsart ist unzulässig. Ausnahmen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Grundstückseigentümers. Weitere bauliche Anlagen dürfen auf dem Grundstück nur errichtet werden, wenn sie ebenfalls einem sozialen Zweck dienen.“

Damit ist ein großer Wunsch der Hansestadt berücksichtigt, sagt Bürgermeister Bernd Poloski auf Nachfrage. Mehr freuen würde er sich natürlich, wenn es schon einen Käufer und somit eine Perspektive für das direkt an der Havel gelegene Haus gäbe. In Verhandlungen war er nicht involviert. Er hatte dem Insolvenzverwalter jedoch Empfehlungen gegeben von Leuten, die sich nach Bekanntgabe der Insolvenz in der Stadt gemeldet hatten. Wichtig war ihm auch, dass kein Schindluder mit der Immobilie passiert und sie am Ende leer steht, weil sie nur ein Spekulationsobjekt war. „Diese nun veröffentlichte Zweckbindung erkenne ich hoch an“, so Bernd Poloski. „Wir sind nach wie vor daran interessiert, dass das Haus einer breiten Öffentlichkeit zugute kommt und es eine lebendige Nutzung gibt. Von daher würden wir uns freuen, wenn es seinen Charakter als Herberge für Kinder, Jugendliche und Familien behält.“

Das würde auch die direkten Nachbarn, das Künstlerpaar Wolf Guenter Thiel und Anke Leonhardt von der „Old School“ freuen. „Ich fand es immer sehr schön, was mit den Kindern und Jugendlichen hier gemacht wurde. Gerne könnte es wieder so werden, wie es war, wir waren gute Nachbarn“, sagt er. Die „Old School“ hat das Ziel, Kunst und Kultur zu fördern. Bei kulturellen Angeboten könnte er sich eine gute Zusammenarbeit vorstellen. „Es wäre toll, wenn es weitergeht“, sagt auch Anke Leonhardt. Sie schwärmt von den vielen Angeboten. „Letztes Jahr waren so viele Gruppen und Schulklassen hier, die sich wohlgefühlt haben. Wichtig wären Angebote für das Winterhalbjahr. Denkbar wären zum Beispiel Workshops.“ Wolf Guenter Thiel kennt Träger, die sich für das Haus interessieren. Für eine interkulturelle Arbeit, die den Interessen der Old School sehr gelegen käme, wäre auch die Ansiedlung einer Kunstakademie denkbar, die durch eine Stiftung getragen wird, nennt er eine Idee.

Der Restrukturierungsberater war am Montag nicht erreichbar.