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Vernissage Havelberg hält Unmengen an Motiven bereit

Im Havelberger Prignitz-Museum sind ab sofort Werke von drei Malern zu sehen, darunter auch ein ehemaliger Havelberger.

Von Ingo Freihorst 15.04.2019, 01:01

Havelberg l Fast wie Fotografien wirken die akribisch genauen, detailverliebten Zeichnungen von Anton Friedt, welche nun im Havelberger Prignitz-Museum betrachtet werden können. Unter dessen Werken finden sich auch der Havelberger Dom sowie ein Wohnhaus in der Pritzwalker Straße.

„In dieser Straße hat Anton damals gewohnt“ erinnerte sich sein damaliger Havelberger Schulfreund Ottmar Grosche, welcher zur Vernissage extra aus dem havelländischen Mögelin angereist war. Mit ihm hatten sich zahlreiche weitere Gäste im Museum eingefunden, welche dessen Leiterin Antje Reichel herzlich begrüßte. Zusammen mit Anton Friedt stellen auch Harald Böhm und Günter Rudolf Kokott ihre Werke aus.

Wie sein Kontakt zu Havelberg damals zustande gekommen war, schilderte Günter Rudolf Kokott: Vor Jahren war dem Berliner bei einem Besuch in Stendal das Plakat zu „Kosmos Provinz“ mit einer Zeichnung des einstigen Havelberger Malers Kurt Henschel aufgefallen. Das Bild regte ihn an, sich in den Bus zu setzen und nach Havelberg zu fahren – die Fahrt dauerte länger als mit dem Zug von Berlin nach Stendal. Wie der Havelberger hatte auch Günter Rudolf Kokott  an der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Kurt Henschel war dort vor und nach dem Krieg, er studierte beim damals bekannten Karl Hofer. „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier in Havelberg mal ausstelle“, meinte der Berliner.

Er fand, dass die Bilder der drei Maler im Museum besonders gut ihre Wirkung entfalten. Dass die Museumsmitarbeiter beim Aufbau der Exposition ganz professionell halfen, sei nicht selbstverständlich – dafür kam vom Maler-Trio ein großes Dankeschön.

Als „einen wunderbaren Ort“ bezeichnete Harald Böhm die alte Hansestadt. Sie sei „malerisch, mit einer Unmenge von Motiven“, weshalb er für die Ausstellung noch einige Skizzen anfertigte. Und sogar noch einen Workshop für Hobbyzeichner organisierte.

Der freischaffende Maler aus dem Odenwald schilderte, wie das Künstlertrio einst zusammenfand: Und zwar im Rahmen von Städtpartnerschaften zwischen Berlin-Kreuzberg, Ingelheim am Rhein und dem Landkreis Bergstraße. Jeder der Maler befasse sich mit seiner eigenen Heimat, jeder hat seinen eigenen Stil. Während seine eigenen Bilder expressionistisch und bunt seien, zeichnen jene von Anton Friedt hohe Präzision aus.

Letzterer blickte nochmals auf seine Schulzeit in Havelberg zurück, Anfang der 1950-er Jahre war Kurt Henschel an seiner Schule Zeichenlehrer. In den Ferien gab es immer diverse Zirkel, er nahm natürlich am Zeichenzirkel mit Kurt Henschel teil. Es entstanden Porträts und es ging in die freie Natur – zum Nussberg und an die Havel. „Damals fand ich die Zeichnungen von Kurt Henschel nicht so toll“, berichtete der 1943 in Schönfeld in der Ukraine geborene Anton Friedt. Sein Lehrer zeichnete nur Strukturen, er als dessen Schüler war hingegen mehr fotografisch orientiert.

Nach der Wende stellte er den Kontakt zum ehemaligen Lehrer wieder her, es entstand eine Künstlerfreunschaft. Daraus entstand 1992 sogar eine gemeinsame Ausstellung, welche ebenfalls im Museum zu sehen war: „Zwei Maler sehen ihre Stadt“.

Der Havelberger hatte damals wieder sein Elternhaus bezogen – in der Gaststätte im Erdgeschoss hatte er früher am Klavier gespielt – und nahm seinen einstigen Schüler dorthin mit. Unterm Dachboden befanden sich diverse Regale voller Zeichnungen. Er zog die Mappe vom damaligen Malkurs heraus und zeigte ihm eine Zeichnung – auf welcher der Sohn von Anton Friedt seinen Vater sogar erkannte. Ergo: Henschel konnte also auch präzise skizzieren.

Die Ausstellung „Lebenswelten – Bilderwelten, drei Orte, drei Maler, drei Temperamente“ ist noch bis Pfingsten im Prignitz-Museum zu sehen. Wer möchte, kann Zeichnungen auch käuflich erwerben – dazu müsste man sich an der Kasse melden.