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Viele Projekte Ein Riesenberg Arbeit im Bauamt

Es werden ein paar Dinge auf der Strecke bleiben, damit 2020 Großprojekte wie der Kitaneubau und Rathaussanierung begonnen werden können.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 18.02.2020, 14:03

Schönhausen/Klietz l Auf den Baustellen im Elbe-Havel-Land geht es witterungsbedingt noch recht ruhig zu. Doch die Firmen stehen in den Startlöchern. In der Verbandsgemeinde ist im Jahr 7 nach der Flut viel zu tun – berichtet Bauamtsleiter Ulf Wabbel im Volksstimme-Interview.

Das Bauamt ist vor wenigen Monaten vom Sandauer Rathaus in die Klietzer Schule umgezogen. Finden Sie und Ihre Mitarbeiter hier optimale Bedingungen vor?

Unser „neues Heim“ bietet sehr gute Arbeitsbedingungen. Wir sind froh, hier in der Schule vorübergehend ein Quartier innerhalb der Verbandsgemeinde gefunden zu haben, in dem wir ohne Kompromisse arbeiten können. Und vom zentral gelegenen Klietz sind die Wege zu den Baustellen für die Mitarbeiter kürzer. Die Ertüchtigungen, die hier vor unserem Umzug im Sommer an dem ehemals von der Lernbehindertenschule genutzten Objekt vorgenommen werden mussten, sind nachhaltig und kommen dem Gebäude auch hinsichtlich jedweder Nachnutzung zugute, wenn wir wieder raus sind. Ganz wichtig: Wir haben baulich nichts an den Räumen verändert, sondern uns mit unserer Nutzung angepasst, so dass eine Nachnutzung des Objektes ohne Rückbauten möglich ist.

Ist es eine Option, hier zu bleiben?

Der Plan ist so, dass wir nach der Sanierung des Sandauer Rathauses dorthin zurück ziehen. Vorgesehen sind mindestens drei Jahre hier in Klietz.

Zuletzt hieß es, dass im Bauamt nicht alle Stellen besetzt sind – wie ist der aktuelle Stand?

Noch sind zwei Stellen frei. Aber ich bin guter Dinge, dass zumindest eine Stelle zum 1. März wieder besetzt ist, die zweite befindet sich in Ausschreibung. Es ist dringend notwendig, dass wir ausreichend Personal haben, denn Arbeit gibt es mehr als genug.

Zusammen mit dem Igea-Projektbüro sind insgesamt 400 Wiederaufbaumaßnahmen nach der Flut zu bewältigen. Wieviel Prozent aller Schäden innerörtlich und außerhalb der Ortsgrenzen sind behoben?

66 Prozent. An der Prozentzahl hat sich im Gegensatz zu vor einem Jahr nicht viel geändert. Denn es gab trotz der Abarbeitung zahlreicher Maßnahmen einen Kosten- und Leistungsaufwuchs. Viele Projekte werden bedingt durch die aktuelle Situation auf dem Markt teurer als geplant. Von den 90 Millionen Euro Schadenssumme sind noch 32 Millionen offen, vor allem außerhalb der Ortschaften. Denn Anliegen war ja, zunächst erst einmal innerorts alles wieder herzurichten.

Nennen Sie doch mal ein paar Beispiele für Projekte, die 2019 fertiggestellt worden sind!

Die Schönhauser Sporthalle als größtes Flutprojekt, die Ortsverbindung von Hohengöhren zum Hohengöhrener Damm oder die Sandauer Elbstraße. Und dann sind da noch jede Menge weiterer Straßen und Wege, hinter die wir einen Haken machen konnten. Mehrere Brücken konnten ebenfalls fertiggestellt werden.

Und was steht in diesem Jahr so an?

In den Parks Schönhausen und Wust soll es weiter voran gehen – da ist noch viel zu tun. Die Dorfstraßen in Schönfeld und Kamern stehen auf dem Plan, der Spielplatz in der Klietzer Seesiedlung. Und wir wollen auch endlich die Fischbecker Fährstraße in Angriff nehmen und zumindest den ersten Abschnitt von der B 107 bis kurz vor dem Gelände der Eberstation herrichten – darüber ist ja viel diskutiert worden. Wir stehen kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung, ich hoffe, dass im Sommer gebaut wird. In Fischbeck ist auch noch die Straße in der Feldsiedlung zu erneuern. Und auch die sogenannte Kleine B 107, die von Schönhausen bis nach Kabelitz führt. Auch die Entschlammung der Kabelitzer Teiche könnte noch dieses Jahr in Angriff genommen werden.

Was ist mit dem Trübenweg in Klietz?

Der ist wirklich in sehr schlechtem Zustand. Eigentlich ist das auch für dieses Jahr geplant. Aber ob wir das wirklich schaffen, umzusetzen, ist fraglich. Denn es ist ein umfangreiches Projekt mit Vollsperrung. Realistischer ist es, dass das erst 2021 etwas wird und wir 2020 nutzen, um alles vorzubereiten, um dann zeitig 2021 zu beginnen. Es soll ja keine Winterbaustelle werden.

Was denken Sie, wann unter die Flutsanierung ein Schlussstrich gezogen werden kann?

Bis zur wirklich allerletzten Maßnahme wird es noch dauern. Im Groben wollen wir Ende 2022 fertig sein, bei den Parks könnte es noch etwas länger dauern. Eigentlich hieß es mal, dass bis Mitte 2021 alles abgearbeitet sein soll – das ist bei der Vielzahl der Projekte nicht zu schaffen.

Spielen die Fördermittelgeber da mit?

Bisher haben wir immer einen Weg gefunden, wenn etwas länger dauerte oder teurer geworden ist. Dafür bin ich allen – ob dem Landesverwaltungsamt, der Investitionsbank oder dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten – sehr dankbar. Ich hoffe, dass das so bleibt.

Bleibt das Igea-Planungsbüro solange an der Seite des Bauamtes?

Ja, zum Glück. Wenn auch im Moment nicht mehr so umfangreich besetzt wie anfangs, bin ich froh, dass wir 2015 solch einen kompetenten Partner gefunden haben. Ohne diese Unterstützung wären wir sicher nicht bei gut zwei Dritteln Abarbeitungsstand. Dafür bin ich sehr dankbar.

Die Flutsanierung ist ja längst nicht alles, was das Bauamt beackern muss. Gerade 2020 gibt es mit dem Kindergartenneubau und der Sanierung des Hortgebäudes in Schönhausen und der Sandauer Rathaus-Sanierung noch zwei enorme Großprojekte ...

Ja, das stimmt wohl. Mit dem Kindergarten stehen wir jetzt in den Startlöchern, die Ausschreibung für den Rohbau läuft. Der Plan ist, im Mai zu beginnen. Und dann muss es auch bald mit der Sanierung des Kita-Neubaus, der ja Hort wird, losgehen, bestenfalls im September. Denn nach derzeitigem Stand wird es keine Verlängerung mehr für die Stark-III-Fördermittel geben – wir müssen Mitte nächsten Jahres fertig sein. Das wird für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Beim Rathaus müsste es auch bald losgehen. Wir planen, noch im Februar mit der Ausschreibung der Planungsleistungen an den Markt zu gehen. Vor dem Start der Bauarbeiten sind sicher noch abschließende Entscheidungen des Rates zu treffen, weil die jetzt vorliegende Variante doch viel teurer als erwartet wird.

Noch mal zum Kindergarten in Schönhausen. Der Neubau soll laut Plan fast vier Millionen Euro kosten, weitere 1,8 Millionen Euro kostet die Sanierung des Hortgebäudes. Glauben Sie, dass es dabei bleibt? Viele andere Bauprojekte sind deutlich teurer geworden als noch vor zwei, drei Jahren geplant.

Tatsächlich ist es so, dass etliche Projekte teilweise doppelt so teuer werden, wie einst veranschlagt. Der Kostenplan für das neue „Spatzennest“ ist aber noch nicht so alt und der aktuellen Marktsituation angepasst. Ich bin optimistisch, dass die Ausschreibungsergebnisse passen. Ich hoffe, es gibt auch zuschlagsfähige Angebote, was ja zuletzt bei anderen Projekten nicht immer der Fall war.

Geplant war mal, dass das künftige Hortgebäude saniert wird, wenn das neue „Spatzennest“ steht und der Kindergarten dorthin umgezogen ist – dann wäre Baufreiheit. Weil sich der Kindergarten-Neubau so lange verzögerte, muss nun zeitgleich gebaut und für die Kinder eine Ausweichmöglichkeit gefunden werden. Welche Lösung gibt es?

Die Krippenkinder bleiben im Altbau, der dann später abgerissen wird. Die Kindergartenkinder sollen Platz im Klietzer „Storchennest“ finden. Das ist für die Eltern sicher umständlich, aber anders leider nicht möglich. Alles erfolgt in Abstimmung mit dem Jugendamt und beiden Einrichtungen. Als die Kamernschen und die Sandauer Kinder wegen Bauarbeiten in ihren Häusern hierhin umziehen mussten, klappte das auch gut. Voraussetzung für den mehrmonatigen Einzug der Schönhauser Kinder in Klietz ab Sommer ist, dass die Klietzer Hortkinder – so wie schon länger geplant – ausziehen. Für sie sind Räume im Schulgebäude vorgesehen. Das Schulgebäude muss bis dahin brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Es muss also alles wie am Schnürchen laufen, um die Fristen einzuhalten.

Neben den Großprojekten gibt es da noch die kleineren Dinge wie die Lernküche in der Klietzer Schule oder die von den Gemeinden gewünschten Wohnungssanierungen. Und dann sind ja Anträge auf Fördermittel für Schulsanierungen gestellt, die – wenn sie genehmigt werden, ja auch noch im Jahr 2020 umzusetzen sind. Wie soll denn das alles bewältigt werden?

Alles nach und nach, mit der nötigen Konsequenz. Und es werden auch Dinge weiter warten müssen. Alles auf einmal kann so eine kleine Verwaltung, wie wir es sind, es nicht schaffen. Fast alle Projekte dringen in sämtliche Fachämter und binden zusätzlich zur laufenden Verwaltung enorme Kapazitäten. Projekte, an denen Fördermittel hängen, müssen Vorrang haben. Ich bitte da einfach alle Gemeinden im Elbe-Havel-Land, Verständnis zu haben. Irgendwann sind wir mit der Flutsanierung durch und dann kehrt auch hoffentlich wieder Normalbetrieb ein. Schön ist, dass sich die baulichen Maßnahmen in der Klietzer Lernküche, für die wir zuständig sind, jetzt dem Ende neigen. Den Einbau der Küche übernimmt dann der Förderverein. Und das Projekt Neubau Wuster Feuerwehr-Gerätehaus schließen wir nun auch ab. Es bewegt sich schon einiges, wir müssen nur Geduld haben.

Was wünschen Sie sich?

Zeit und Weitblick. Derzeit ist es ja leider oftmals so, dass nur die Brandherde ausgetreten werden können. Wir brauchen Zeit, um Projekte und Konzepte für die Einrichtungen gut zu durchdenken, damit sie zukunftsträchtig sind. Zum Glück läuft die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern und den Gemeinderäten gut, dafür möchte ich auch mal danke sagen. Manchmal liegen auch die Nerven blank, was bei dieser Vielzahl an Projekten ja verständlich ist. Jeder bemüht sich für seine Gemeinde und wird ungeduldig, wenn es einmal nicht im gewünschten Tempo voran geht. Dabei gerät dann manchmal auch in Vergessenheit, was wir hier zusammen schon alles geschafft haben. Im Moment klettern wir den Berg von Arbeit bereits wieder nach unten – zumindest, was die Hochwasserschadensbeseitigung angeht. Man darf bei all der Mühe und Arbeit nicht vergessen, dass nach Abschluss der Schadensbeseitigung im gesamten Elbe-Havel-Land als Lohn eine hochwertige, dem aktuellen Stand der Technik angepasste Infrastruktur vorhanden sein wird.