Volkssolidarität Tägliche Telefonate

Vera Skiba telefoniert ganz viel. In Zeiten von Corona bleibt die Havelbergerin so Weise in Kontakt mit Mitgliedern der Volkssolidarität.

Von Andrea Schröder 10.04.2020, 07:00

Havelberg l Sport, Sitztanz, Englisch, Kartenspiel... Das alles sind wöchentliche Angebote in der Begegnungsstätte der Volkssolidarität in der Semmelweisstraße in Havelberg. Hinzu kommen Veranstaltungen, bei denen sich die Senioren treffen und sich über dies und das austauschen können. Das alles geht zurzeit nicht. Die Begegnungsstätte musste wegen der Corona-Pandemie schließen. „Diese Treffen in unserem Klub fehlen uns natürlich“, berichtet Vera Skiba. Sie leitet die mit rund 100 Mitgliedern größte Ortsgruppe der Volkssolidarität in der Hansestadt.

Nun hat sie aufs Telefonieren umgestellt. Jeden Tag nimmt sie sich ein paar Telefonate vor, fragt Mitglieder, wie es ihnen geht, ob sie Probleme haben, gut versorgt sind oder etwas brauchen, gibt Tipps, wie sie sich verhalten sollen. „Bisher habe ich noch niemanden gefunden, der nicht versorgt ist, alle haben jemand in ihrer Umgebung, der sich kümmert“, hat Vera Skiba festgestellt. „Ich empfehle den Senioren, jeden Tag an die frische Luft zu gehen, damit der Körper in Bewegung bleibt, sich aber bei Einkäufen zurückzuhalten“, berichtet die Havelbergerin, die sich auch selbst daran hält, auch wenn es schwer fällt, so auf Distanz zum normalen Leben gehen zu müssen. Sie ist jeden Mittag für eine halbe bis eine Stunden draußen unterwegs.

Festgestellt hat sie, dass die Senioren mit all diesen Schutzmaßnahmen, die Corona mit sich bringt, einverstanden sind. Sie aber alle froh sind, in Havelberg zu wohnen, wo es gut möglich ist, auf Abstand zu bleiben und dennoch den Frühling zu genießen. Die Mitglieder der Volkssolidarität merken nun, wie ihnen der Klub fehlt, der sonst montags bis freitags für sie offen steht. „Wir warten alle, dass das vorübergeht und das gesellschaftliche Leben wieder beginnen kann. Ich bin es auch nicht gewöhnt, so viel zu Hause zu sein“, sagt die rüstige und stets aktive Seniorin, die im vergangenen Oktober ihren 80. Geburtstag gefeiert hat.

Die Handarbeitsgruppe der Ortsgruppe ist nun zu Hause fleißig. Gerade hat die Einrichtungskoordinatorin der Begegnungsstätte Beate Schulz Wolle bei einer Seniorin vor die Tür gelegt, die Nachschub brauchte. Am 31. März wollte die Ortsgruppe zum Handarbeitsverkauf einladen. Viele hübsche Ostersachen sind entstanden. Nun werden Socken und Co. in den eigenen vier Wänden gestrickt. Der nächste Handarbeitsbasar kommt bestimmt.

Geholfen hat die Volkssolidarität bei der Aktion des Maskennähens, die bei der Havel-Apotheke erfolgreich läuft. „Wir haben Stoffe abgegeben“, berichtet Vera Skiba.

Bevor die Kontaktbeschränkungen kamen, hatten Mitglieder der Ortsgruppe an den Aktiven Mittagspausen der Krankenhausmitarbeiter teilgenommen. Die beabsichtigte Schließung der Klinik ist jetzt auch Thema in den Telefonaten mit den Senioren. „Wir hoffen sehr, dass eine Lösung gefunden wird und wir das Krankenhaus in Havelberg behalten können. Dass hier noch ein Altersheim entstehen soll, kann ich nicht verstehen.“ Gesprächsthema ist auch die Schließung der Geschäftsstelle der Kreissparkasse wegen Corona. „Es gibt viele ältere Menschen, die ihr Geld am Schalter abholen und nicht am Automaten. Wenigstens für zwei, drei Stunden pro Woche sollte die Sparkasse geöffnet sein.“