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Volkstrauertag Alles für den Frieden tun

Der Opfer von Krieg und Gewalt wurde vielerorts in der Elb-Havel-Region gedacht. So auch in Havelberg.

Von Dieter Haase 18.11.2018, 19:15

Havelberg l In Havelberg führte der Gedenkweg am Volkstrauertag vom sowjetischen Ehrenfriedhof bis zum Jungfernfriedhof. Zum Auftakt hatte ein Gottesdienst im Dom stattgefunden. Unter anderem ergriff dabei Stadtrat Frank Ermer das Wort. Er erinnerte an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren und die in diesem getöteten 9,5 Millionen Soldaten und sieben Millionen Zivilisten. „Aus heutiger Sicht wissen wir, dass immer noch an die 800 Havelberger als vermisst gemeldet sind“, sagte er.

Zeugnis und Erinnerung für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sind die Gedenktafeln der damaligen Dom- und Stadtgemeinde. Im Dom erinnert eine Tafel mit 22 Namen, in der Stadtkirche ist es eine Tafel mit 182 Namen – sie ist leider nicht mehr erhalten –, und auf der Gedenktafel an der ehemaligen Feuerwache auf dem Salzmarkt sind zehn Namen von getöteten Havelbergern genannt.

Und ganz wichtig: „Zum 100-jährigen Ende des Ersten Weltkrieges dürfen auch die verstorbenen Internierten der vier Havelberger Lager nicht vergessen werden. Sie wurden im Laufe des Krieges umgesiedelt beziehungsweise aus ihrer Heimat vertrieben und in Internierungslager gepfercht. Viele von ihnen sahen ihre Heimat und Angehörigen nicht wieder. Anfänglich wurden die Opfer auf dem Jungfernfriedhof (64 Tote) und später auf dem eigenen Friedhof des Internierungslagers im Wald bei Müggenbusch (623 Russen, 23 Polen, neun Inder, zwei Serben, je ein Rumäne, Italiener und Belgier sowie eine Person unbekannter Nationalität) beigesetzt. Heute erinnert diese Gedenkstätte an das ihnen zugefügte Leid.“ Hier hat die Stadt zum Volkstrauertag bereits am Freitag Kränze niedergelegt.

Sich für den Frieden und die Freiheit als höchstes Gut der Menschheit auf der ganzen Welt einzusetzen, mahnten alle Redner an, die in Havelberg nach dem Gottesdienst im Paradiessaal am Dom auf dem Gedenkweg an den Gedenkstätten und Gräbern gefallener Soldaten der Opfer gedachten. Stadtratsvorsitzender und Rotarier Wolfgang Schürmann machte auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof auf dem Platz des Friedens den Anfang. Am Gedenkstein Am Camps sprach er vor den – leider wieder nur wenigen – Teilnehmern von der Pflicht heutiger Generationen, die Toten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges sowie alle Opfer von Krieg und Gewalt, von Flucht, Verfolgung und Vertreibung nicht zu vergessen.

Der Saldernberger Friedhof und der Jungfernfriedhof waren weitere Stationen, die allesamt von einem Ehrenzug von Bundeswehrangehörigen aus der Elb-Havel-Kaserne begleitet wurden. Dieser stellte auch jeweils die Ehrenwachen an den Gedenkstätten. Die Erinnerung und das Bewusstmachen an die grausigen Zeiten der Weltkriege und anderer kriegerischer Auseinandersetzungen müsse der heutigen und den kommenden Generationen immer wieder vor Augen geführt werden, damit die Zukunft nie wieder solches Leid bringe, so Oberstleutnant Ralph Peter, Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 in Havelberg auf dem Jungfernfriedhof.

Am Gedenkstein der verstorbenen Angehörigen der ehemaligen Havelberger NVA-Garnison auf dem Saldernberger Friedhof begrüßte Wulf Richter von der Havelberger Pionierkameradschaft die Kameradinnen, Kameraden, Partner und Freunde. Unter ihnen auch Ralf Billhardt und Norbert Petersohn von den Reservisten des Deutschen Bundeswehr Verbandes. „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“, sagte einst Heinrich Heine. Aber: „Unter jedem Grabstein eine ganze Welt. Das stimmt für die Menschen, die das Glück hatten, nach einem satten Leben, alt, quasi vom Leben müde, zu sterben. Heute gedenken wir aber jener, die nicht alt starben, die Opfer des Krieges wurden“, zitierte Wulf Richter den Dichter Heine weiter. In Ehrfurcht vor den Toten der beiden Weltkriege und der Opfer von Gewaltherrschaft sowie aller Kriegsopfer und im Dienst gestorbenen Soldaten weltweit legten Roger Meyer, Wulf Richter, Ralf Billhardt und Norbert Petersohn Kränze am NVA-Pionier-Ehrenhain nieder. Es folgte eine Gedenkminute.