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Tischlerhandwerk Von Havelberg mit Räucherschrank zur Prüfung nach Stendal

Drei Jahre Tischlerausbildung liegen hinter Jakob Müller aus Havelberg. Die Lehrzeit hat er damit geschafft.

Von Dieter Haase 07.07.2023, 13:35
JörgMüller (links) und Jakob Müller mit dem Gesellenstück: einem Räucherschrank. Dieser ist derzeit  bei FeRoMa in der Pritzwalker Straße in Havelberg ausgestellt.
JörgMüller (links) und Jakob Müller mit dem Gesellenstück: einem Räucherschrank. Dieser ist derzeit bei FeRoMa in der Pritzwalker Straße in Havelberg ausgestellt. Foto: Dieter Haase

Havelberg - Die letzte große Hürde auf dem Weg zum Tischlerberuf ist in Stendal die Gesellenprüfung gewesen. Und bei dieser hat Jakob Müller aus Havelberg ein ganz besonderes Gesellenstück vorgestellt.

„Die Prüfer haben Jakobs Arbeit zunächst recht skeptisch beäugt und gesagt, dass das etwas für einen Zimmermann sei“, erzählt Jörg Müller, Firmenchef des FeRoMa-Betriebes in der Domstadt, in dem der 19-jährige Havelberger arbeitet. „Doch Jakob hat ihnen das Gegenteil bewiesen und jeden einzelnen Schritt an seinem Tischler-Gesellenstück im Detail erklärt. Denn sein Schrank stellte zu so einer Prüfung ein absolutes Novum dar.“

Was Jörg Müller damit meinte? Er sprach den Räucherschrank an, den sein Lehrling für die Gesellenprüfung in mühevoller Arbeit entstehen lassen hatte. Von dem sich die Jury am Ende dann echt begeistert zeigte. Es ist das erste Mal überhaupt, das solch ein Schrank für solch einen Zweck gebaut worden ist.

Für ein Novum bei einer Gesellenprüfung gesorgt

Wie der junge Havelberger, der nun Tischlergeselle ist, auf so eine Idee gekommen ist? „Na, ganz einfach“, antwortet er. „Ich bin ein großer Angelfreund. Und einer von geräucherten Fischen. Bisher ist das immer bei meinem Vater in Sandau geschehen. Darum machte auch ich mir Gedanken über einen eigenen Räucherschrank.“

Nun hat er einen, komplett aus Eichenholz, mit voller Funktionstüchtigkeit. „Aber das gute Stück möchte ich erst einmal nicht anrühren, denn es ist ja mein Gesellenstück und damit etwas ganz Besonderes“, ist zu erfahren. „Vielleicht irgendwann später einmal werde ich den Schrank in Gebrauch nehmen.“ 161 Stunden hat er übrigens für die Anfertigung seines Gesellenstückes benötigt. „Das hat viel Zeit und Nerven gekostet“, blickt der 19-Jährige zurück.

Bei der Gesellenprüfung in Stendal erwies sich der Räucherschrank nicht nur als das originellste, sondern auch als das am besten bewertete Gesellenstück. Eine Ehrung als bester Auszubildender ist dort jedoch nicht vorgenommen worden, so dass Jakob Müller auch nicht sagen kann, ob er oder ein anderer von den neun Prüflingen das geworden sein könnte.

Aktuell ist das gute Stück für Jedermann sichtbar bei FeRoMa an der Pritzwalker Straße in Havelberg ausgestellt. Es ist aber auch nicht zum Verkauf gedacht, denn „es ist etwas Bleibendes“, findet der angehende Geselle.

Angelleidenschaft seit etwa zehn Jahren

Zurück zur Angelleidenschaft des 19-Jährigen. „Seit ungefähr zehn Jahren gehe ich dazu immer an die Havel“, berichtet er. „Ich fühle mich dabei gut. Angeln ist so erholsam.“

Auch wenn die Freisprechung zum Gesellen erst am 30. August in feierlicher Form in Gardelegen erfolgt, ist Jakob Müller bereits in der Firma FeRoMa fest angestellt worden. „Ich möchte hier so lange bleiben, wie es geht“, erklärt der 19-Jährige. Das bedeutet jede Menge Montage- und Fertigungsarbeiten. Gegenwärtig ist er bei Kunden mit im Einsatz, um bei diesen Fenster und Türen einzubauen. „Auf Baustellen draußen ist es immer interessant und abwechslungsreich“, findet der junge Mann. Mit seinem handwerklichen Können hilft er immer wieder auch Mal seiner Mutter im Altstadt Café auf der Stadtinsel.

Für die berufliche Zukunft steht noch alles offen

Feste Pläne für seine Zukunft in der Firma hegt er jedoch noch nicht. Zum Beispiel, was eine Meisterausbildung betrifft. „Ich bin noch jung, das muss ich mir erst noch gründlich überlegen.“

Andere Pläne haben sich in seinem Kopf allerdings schon festgesetzt. Eine eigene Wohnung und später ein Einfamilienhaus sowie eine eigene Familie mit eigenem Kind gehören dazu.

„Ich habe hier in der Firma eine gute Ausbildung in meinem Wunschberuf bekommen“, versichert der junge Havelberger. „Von Andreas Rehfeld, von Christian Kauschka, von Uwe Mech und von anderen. Dafür bedanke ich mich. Denn ohne die Genannten wäre ich bestimmt noch nicht so weit.“

Erst einmal in kleiner Runde, mit der Freundin und mit Kumpels hat er die erfolgreich bestandene Gesellenprüfung gemütlich begangen. Am 30. August dürfte die Feier dann wahrscheinlich etwas größer ausfallen.