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Wassertourismus Schleusentore stehen dank Havelpegel offen

Die Havel soll noch weitere 30 Zentimeter sinken. Dann könnten Boote in Garz nicht mehr anlegen.

Von Ingo Freihorst 14.07.2019, 14:59

Havelberg/Garz l Daniel Dreger ist nicht nur Gastwirt der Garzer „Hafenkante“ sondern in dieser Funktion auch von Amts wegen Hafenmeister. Kürzlich erhielt er die Nachricht, dass die Havel womöglich noch um 30 Zentimeter sinken könnte. Dabei ist der Fluss schon so flach, dass der Bootssteg im Hafen gerade noch im untersten Ende der Führung hängt. Fünf Zentimeter tiefer und der Steg würde frei schwimmen.

Das wiederum hätte zur Folge, dass hier kein Boot mehr anlegen kann. Was auch die Hausbootverleiher in Havelberg ärgern würde, deren Freizeitkapitäne in Garz gern an Land gehen. Das „Einfädeln“ des Steges in die Führung wäre später bei steigendem Wasserstand überdies arg aufwendig.

Joachim Karp, Leiter vom Rathenower Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA), meinte auf Nachfrage, dass die Havel wohl nicht mehr so stark fallen würde. Derzeit verharrt deren Wasserstand am Pegel in Havelberg seit einiger Zeit bei 1,2 Meter, bei einem Stauziel von 1,35 Metern ist das für die schon recht lang anhaltende trockene Witterung nicht schlecht. Irgendwie helfe sich der Fluss wohl auch selbst, meinte der WSA-Leiter. Und irgendwann sei auch eine untere Grenze erreicht, leer laufen könne die Havel wegen der Stauanlagen nun nicht mehr.

Dafür sorgt auch der derzeit geringe Abfluss von lediglich vier Kubikmetern je Sekunde. Der Durchschnitt liegt übers Jahr zwischen 70 und 80 Kubikmetern pro Sekunde. Ein gewisser Mindestdurchfluss ist für einen Fluss aber nötig. Die Havel ist derzeit noch immer schiffbar, wenn auch nur in einer schmalen Fahrrinne. Vor einiger Zeit hatte Joachim Karp mit einem Echolot die Tiefe selbst nachgemessen, an der flachsten Stelle maß er einen Meter Fahrtiefe.

Die anhaltende Dürre zeitigt auch in der Elbe ihre Auswirkungen. Der Pegel in Sandau sank innerhalb eines knappen Monats von 2,4 auf 1,5 Meter – wobei der Wasserstand seit einer Woche gleich blieb. Das Niedrigwasser-Extrem lässt nicht nur den Domfelsen in Magdeburg hervortreten oder den Tangermünder Hafen erneut ergrünen. In Havelberg ist seit einiger Zeit ebenfalls etwas zu sehen, was man nur selten zu Gesicht bekommt: Die Schleuse steht komplett offen.

Denn die Schleppzugschleuse wurde so konstruiert, dass der normalerweise hier höhere Wasserstand der Elbe gegen die Tore drückt und diese somit abdichtet. Jetzt ist es umgekehrt: Der Havelpegel ist aktuell etwa 25 Zentimeter höher. Das Wasser drückt somit von der anderen Seite gegen die Tore, diese würden – blieben sie weiterhin geschlossen – wackeln, was wiederum deren Antriebe beschädigen könnte. Also bleiben alle Tore offen.

Genutzt wird die Schleuse aktuell ohnehin kaum, denn die Schifffahrt auf der Elbe ist seit einiger Zeit eingestellt. Sinkt die Elbe noch weiter, könnte man zur Not die Schleuse mit Dammbalken verschließen, damit die Havel nicht noch weiter fällt. Doch das muss das Land entscheiden. Ohnehin dürfte der Einfluss einer geschlossenen Schleuse auf den Havelwasserstand nicht sehr groß sein, schätzt Joachim Karp.

Im Garzer Hafen ist anhand der wenigen Bootsgäste auch zu spüren, dass auf der Elbe nichts mehr fährt. Negativ hinzu kommt für den Wassertourismus, dass die Havel-Schleusen in Rathenow und Grütz nur noch alle zwei Stunden ihre Tore öffnen.