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Zar Peter Ehrenfahne sucht einen Ehrenplatz

Seit 2009 finden jährlich Kongresse zu Peter dem Großen statt. Zum diesjährigen in Berlin war Havelbergs Bürgermeister eingeladen.

Von Andrea Schröder 06.11.2019, 00:01

Havelberg l Dass das legendäre Bernsteinzimmer beim Treffen Zar Peters I. mit Friedrich Wilhelm I. in Havelberg verschenkt worden ist, hat sich in den vergangenen Jahren weit herumgesprochen. Anlässlich der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion würdigte die Hansestadt dieses weltpolitische Ereignis mit einem Kunstwettbewerb, in dessen Ergebnis zwei Bronzefiguren entstanden sind, die den Zar und den Preußenkönig auf dem Domplatz darstellen. Zum 300-jährigen Jubiläum des Treffens im Jahr 2016 fanden in Havelberg verschiedene Veranstaltungen statt.

Am 27. November 1716 hatten die beiden Monarchen die „Konvention von Havelberg“ im Rahmen der antischwedischen Koalition unterzeichnet. Als Gastgeschenke wechselten das später große Berühmtheit erlangende Bernsteinzimmer, eine Staatsyacht und „Lange Kerls“ zunächst protokollarisch die Besitzer. Ein Ereignis, das nun auch in der Botschaft der russischen Föderation eine Rolle gespielt und Havelberg eine Ehrung eingebracht hat. Denn beim 13. Internationalen Peter der Große-Kongress wurden Städte gewürdigt, die die Erinnerung an den Zaren lebendig halten.

Seit 2009 finden diese Kongresse in Sankt Petersburg statt. Sie befassen sich mit der Forschung und der Popularisierung des historischen und kulturellen Erbes der petrinischen Zeit. Erstmals gab es 2017 in Paris einen Kongress außerhalb Russlands. In diesem Jahr wurde nach Berlin eingeladen. Er fand im Rahmen des internationalen Kulturfestivals „Russische Saisons – 2019“ statt. Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße trafen sich zahlreiche prominente Geschichtsforscher und Kulturexperten zu Vorträgen und Gesprächen. Die russische Delegation stand unter der Leitung der stellvertretenden Kulturministerin der Russischen Föderation und des Direktors der Staatlichen Eremitage.

Zar Peter hat auf seinen Reisen viele Länder Europas besucht. „Er war ein äußerst wissbegieriger und vielseitig interessierter Monarch. Er wollte Architektur, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Handwerk kennenlernen und hat viel davon nach Russland gebracht. Zudem war er immer in diplomatischer Mission unterwegs“, sagt Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski. Er berichtet, dass beim Kongress neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung auch die deutsch-russischen Beziehungen in der heutigen Zeit eine Rolle spielten. Die Kulturstaatssekretärin habe zum Ausdruck gebracht, dass es ein großer Wunsch des russischen Volkes und der Regierung sei, das Verhältnis wieder zu verbessern.

Sehr oft wurde Havelberg in Bezug auf Zar Peter in den Vorträgen erwähnt. Der Bürgermeister wurde persönlich vom russischen Botschafter Sergej J. Netschajew empfangen und durfte auch vor dem Kongress sprechen. Neben Dresden und Cobbenbrügge erhielt die Hansestadt eine Ehrenfahne „Der Weg Peters des Großen“ mit den Stadtwappen Sankt Petersburgs und Havelbergs. „Das Interesse der russischen Botschaft, dass wir weiterhin Veranstaltungen zu Zar Peter initiieren, ist groß und uns wurde personelle und finanzielle Unterstützung zugesagt. Es gibt das deutliche Bemühen, was zusammen zu machen“, berichtete Bernd Poloski weiter. Die Idee eines Bernsteinfestivals in Havelberg dürfte damit irgendwann Realität werden. Wenn auch noch nicht im nächsten Jahr, wenn 850 Jahre Domweihe gefeiert wird, so dann doch zu einem späteren Zeitpunkt.

Sehr interessant fand der Bürgermeister den Vortrag von Dr. Michael Schippan von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Haveberger Treffen 1716 beschäftigt. Der wissenschaftliche Mitarbeiter hob die große Bedeutung der Havelberger Konvention hervor. „Havelberg war ein wichtiger Schritt für die Befriedung dieses Konfliktes.“

Übergeben wurde die Fahne in der anlässlich des Kongresses eröffneten Sonderausstellung, die großformatige Fotos von ausgewählten Orten zeigt, die Peter den Großen noch heute würdigen. Die beiden Skulpturen auf dem Havelberger Domplatz sind dort sehr zentral zu sehen.