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Zeugnisübergabe Abschluss ohne Abi-Ball

Feierlich verabschiedet wurden 17 Abiturienten des Havelberger Gymnasiums. Die Zeugnisübergabe fand erstmals im Marien-Dom statt.

Von Ingo Freihorst 13.07.2020, 01:01

Havelberg l Die Orgeltöne des Bachschen C-Dur-Präludiums erklangen im Langhaus des Domes, als die Gymnasiasten, angeführt von Klassenleiterin Ina Wischnewski, gemessenen Schrittes in den Marien-Dom einzogen. Auch Könige und Bischöfe seien hier über die achteinhalb Jahrhunderte seit der Domweihe eingezogen, informierte Gastgeber Pfarrer Frank Städler zur Begrüßung.

Schulleiter Ronald Müller – Havelberg ist eine Außenstelle des Diesterweg-Gymnasiums Tangermünde – erinnerte in seiner Festansprache an bemerkenswerte Aktionen der Gymnasiasten. Dazu zählten die Aufführung des Märchens vom Schneewittchen oder die Unterstützung beim städtischen Kinderfest im Schwimmbad. Beachtliche Erfolge wurden bei der bundesweiten Geografie- sowie bei der Mathe-Olympiade erzielt, aber auch in der Leichtathletik, beim Ruder- und Kanusport sowie beim Badminton.

Er überreichte danach zusammen mit Klassenleiterin Ina Wischnewski und der Oberstufenkoordinatorin Andrea Ringwelski die Abschlusszeugnisse – aufs Händeschütteln oder Drücken musste in diesem Jahr allerdings verzichtet werden. All jene Gymnasiasten, welche einen Einser-Abschluss erkämpft hatten, bekamen danach von Volker Woltersdorf eine Prämie vom Förderverein. Jahrgangsbester war Yannick Zimmermann mit einem Notendurchschnitt von 1,1. Weitere Prämien gingen an Benno Gerber(1,3), Lina Reim (1,4) sowie Mara Ehlert und Alexander Förster (je 1,6).

Acht der insgesamt zwölf Schuljahre hatten die Gymnasiasten gemeinsam bestritten. Zum Start am 6. September 2012 waren es noch zwei Klassen mit insgesamt 30 Schülern gewesen, erinnerten Lina Reim und Yannick Zimmermann in ihrer Dankesrede. Die erste gemeinsame Fahrt ging nach Osterburg zur Sportschule, wobei bei einer Radtour im Regen ein Reifen platzte. Spätere Fahrten führten etwas weiter weg – an die Ostsee, nach Dresden oder in der 10. Klasse als Studienreise nach Paris. Prag war das Ziel der Abschlussfahrt.

Jeder Pädagoge wurde, bevor er ein Blumenpräsent erhielt, von dem Duo mit warmherzigen Worten und humorvoll bedacht, wobei natürlich auch Episoden aus dem Schulalltag zum Besten gegeben wurden. So hatte zum Beispiel die Klassenleiterin bei den intensiven Proben fürs lustige weihnachtliche Theaterstück mit den „sieben Frauen allein im Wald“ viele Stunden ihrer Freizeit geopfert.

Stolz erinnerten sich die beiden Redner an das Volleyballturnier als Zehntklässler, wobei sie nicht nur die 11. Klasse, sondern auch die Lehrer schlugen. In Paris legten die Gymnasiasten immerhin 45 Kilometer zu Fuß zurück, schauten sich den Eiffelturm und den Louvre an.

Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Alexander Förster will Elektronik und Informatik studieren, später Pilot werden. Yannick Zimmermann und Neele Otte studieren Lehramt und Lisa Schutzbach wird Physiotherapeutin.

Der 13. März war außerplanmäßig der letzte reguläre Unterrichtstag, dann begann der achtwöchige Corona-Lockdown. Unterricht fand in dieser Zeit nur noch am Computer statt, sogar die Biologie-Klausur musste am Rechner geschrieben werden. Ansonsten bot später die Aula des Schulzentrums genügend Platz, um bei den Prüfungen die nötigen Abstände einzuhalten.

Der letzte Schultag hätte im Lockdown gelegen, somit entfielen mitsamt diesem auch die Mottowoche und der Abi-streich. Nicht nur das – auch der traditionelle Abi-Ball fällt jetzt dem weltweit grassierenden Virus zum Opfer. Das einzig Gute dieser Pandemie: Der Dom wurde von den Schulen als würdiger Veranstaltungsort entdeckt.