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Milchpreis Abwarten nach Protest in Brüssel

Landwirte aus der Altmark fuhrenzum Parlament der EU nach Brüssel. Mit dabei war der Klötzer Raimund Punke.

Von Siegmar Riedel 11.09.2015, 03:00

Klötze/Brüssel l Hoffnungsvoll, aber mit gemischten Gefühlen kehrte Raimund Punke Anfang der Woche aus Brüssel zurück. Zusammen mit Annegret Jacobs, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Altmark West, sowie Christian Schmidt, Ronald Haase und Sandra Schmerse gehörte er zu den 45 Landwirten aus Sachsen-Anhalt, die am Sonntag von Magdeburg aus mit dem Bus zum EU-Parlament starteten.

Sie fuhren zunächst zur bayerischen Landesvertretung in Brüssel, wo sie von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und Bauernpräsident Joachim Rukwied erwartet worden sind. „Wir wurden auf die Situation eingestimmt“, berichtete Raimund Punke im Volksstimme-Gespräch. Die Politiker hätten einen höheren Interventionspreis, eine Art Mindestpreis, bei dem der Staat eingreift, für den Milchverkauf gefordert. Doch das ist beim Schweinefleisch schon einmal in die Hose gegangen, weil es zu Spekulationsgeschäften gekommen ist.

Im Anschluss wurden die Landwirte direkt zum Parlament gebracht. „Rechts und links Polizei und oben flog ein Hubschrauber“, erzählte Punke. „Das war wie in einem Krisengebiet.“ Mindestens 7000 Bauern warteten bereits am Parlament. „Überall Traktoren, die ganze Stadt war damit zu. Es war Wahnsinn“, sagte der Landwirt.

Wie alle anderen, wollten auch die Altmärker Ergebnisse von einer Sitzung der Parlamentarier hören. Wie können sie die Misere mit dem Milchpreis in den Griff bekommen und die Existenz der Landwirte schützen? Das war die große Frage. „Zugesichert wurden 550 Millionen Euro zusätzlich für die Landwirtschaft, die über die Länder verteilt werden“, informierte Raimund Punke. Vorgezogen werden die Prämienzahlungen, um so eine Liquiditätshilfe für von der Insolvenz bedrohte Bauern zu schaffen.

Doch Raimund Punke ist skeptisch und will zunächst abwarten, welche Folgen diese Beschlüsse haben werden. „Zinslose Kredite als Liquiditätshilfe sind fraglich“, begründete er. „Wer gibt denn jemandem, der pleite ist, noch einen Kredit?“ Eine Stütze für den Milchpreis ist abgelehnt worden. „Der Einzelhandel muss mit ins Boot geholt werden“, fordert Raimund Punke. Denn der bestimmt den Milchpreis. Dieser liegt derzeit bei 25 Cent pro Liter. „Damit ist Milch am Ende billiger als Wasser“, hob Raimund Punke hervor und fragte: „Wo soll das noch hinführen?“

Er würde in der Milcherzeugergenossenschaft Klötze mit einem Grundpreis von 36 Cent je Liter Milch klarkommen, andere Bauern benötigen wegen anderer Umstände vielleicht 40 Cent. Aber 25 Cent seien ruinös. Distanzieren möchte sich Raimund Punke von einigen Demonstranten, die Strohballen und Autoreifen anzündeten und die Polizei provozierten. Die Situation eskalierte, Wasserwerfer wurden eingesetzt.

Raimund Punke hofft nun, „dass die Politiker mit Sachverstand die Sache in Angriff nehmen und die Bauern unterstützen“. Er sagt: „Wir müssen bedenken, die Futterpreise sind hoch wie nie. Wenn nun der Milchpreis bis auf 19 Cent rutscht, bricht das jedem Milchbauern das Genick.“