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Flurbegehung Historische Scherben vom Acker

Auf der Suche nach alten Scherben waren junge Archäologen im ehemaligen Grenzgebiet. Sie wollten wissen, ob dort einst eine Siedlung stand.

Von Tobias Roitsch 02.10.2015, 03:00

Jahrstedt l Mit gesenktem Kopf laufen die Kinder und Jugendlichen in kleinen Schritten über den abgeernteten Acker. Konzentriert schauen sie nach unten auf den grauen Boden. Denn was sie suchen, ist nur schwer zu finden: Kleine Scherben, die von Gefäßen aus dem Mittelalter stammen könnten. Oder besser sogar von noch älteren Objekten. Die sechs gehören zur Schülergruppe des Vereins Junge Archäologen der Altmark aus Jübar, der mehr als 100 Mitglieder zählt. Am Mittwochnachmittag suchten sie bei einer Flurbegehung auf dem ehemaligen Todesstreifen nahe Brome nach Relikten aus der Vergangenheit.

Bereits vor einigen Wochen hatte der Jahrstedter Rüdiger Fricke an dieser Stelle einige besondere Funde gemacht: Schlacke und Scherben eines Topfes (die Volksstimme berichtete). Was die Funde so interessant macht, ist ihr Alter. „Die Schlacke könnte aus der Eisenzeit stammen“, schätzte Hartmut Bock. Der Jübarer war Lehrer für Geschichte und im Jahr 1972 Mitbegründer der Schülerarbeitsgemeinschaft, aus der später der Verein der Jungen Archäologen hervorging. Seitdem war er schon bei vielen Grabungen in der Altmark dabei. So auch am Mittwoch bei der Flurbegehung auf dem Acker auf dem ehemaligen Grenzstreifen. Die Schlacke, die Rüdiger Fricke hier gefunden hat, sei bei der Herstellung von Eisen in sogenannten Rennöfen als Zwischenprodukt entstanden, erklärte Bock. Bei den gefundenen Scherben könnte es sich um Teile eines mittelalterlichen Kugeltopfes handeln.

Für den Jahrstedter Rüdiger Fricke lag deshalb die Vermutung nahe, dass an dieser Stelle mal eine Siedlung gestanden haben könnte. Um mehr Klarheit zu schaffen, fand deshalb auch die Flurbegehung statt. Dabei suchten die Kinder und Jugendlichen die Oberfläche des Ackers ab und sammelten alles ein, was auf eine frühere Besiedlung hindeuten könnte. Verstaut haben sie ihre Funde in kleinen Plastiktüten. Zwischendurch gab es eine Auswertung. Mit geübtem Auge warf Heiko Meyer, der seit 1978 bei den Jungen Archäologen ist und mit über den Acker lief, einen Blick auf die Stücke. Viele der aufgelesenen Scherben landeten allerdings gleich wieder auf dem Boden – sie waren nicht von Bedeutung. Dabei waren die äußeren Bedingungen optimal, wie Meyer sagte: Der Acker war frisch abgeerntet, außerdem hatte es seitdem schon einmal draufgeregnet.

„Das Ergebnis ist, dass dies wohl nur ein gewöhnlicher Acker ist. Eine Siedlung hat sich hier wohl nicht befunden“, lautete das Fazit von Hartmut Bock mit Blick auf die Funde. Hätten hier früher tatsächlich Menschen gelebt, wäre mehr Material gefunden worden. Dass dennoch Stücke auf dem Acker liegen, ließe sich laut Bock einfach erklären: „Früher landete alles, was kaputtging, auf dem Mist. Und mit dem Mist sind die Scherben dann auf den Acker gelangt.“ Solche Funde kämen häufiger vor.