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Zwischenstand Aktion Dreibeine läuft nicht rund

Die Aktion „Dreibeine“ gegen Wildunfälle funktioniert noch immer nicht. Die Wirkung bleibt aus und Pächter werden nicht informiert.

Von Siegmar Riedel 22.10.2015, 03:00

Klötze l Mit aktuellen Zahlen vom Vortag wartete am Mittwoch Polizeihauptmeister Manfred Richter auf. Während des Treffens der Arbeitsgruppe, die das Geschehen um das Pilotprojekt „Dreibeine“ begleitet, informierte er auf dem ehemaligen Parkplatz an der L 19, dass sich auf diesem Streckenabschnitt seit April neun Wildunfälle ereigneten. Einer davon mit einem Marder, der nicht in die Statistik einfließt. Zum gleichen Zeitpunkt 2014 waren es zehn Wildunfälle.

An den aktuellen Unfallstellen wird im Rahmen des Projekts jeweils ein hölzernes Dreibein in Signalrot aufgestellt. Sie sollen Autofahrer zu verminderter Geschwindigkeit anhalten, um Wildunfälle zu vermeiden. „So betrüblich wie es klingt“, fasste Manfred Richter zusammen, „die Zahl der Wildunfälle entspricht dem Durchschnitt der Vorjahre. Bisher hat es keine Verminderung gegeben. Und die prägnanten Wochen mit Brunft und Dunkelheit liegen noch vor uns. Das ist nicht so prickelnd.“

Zum Vergleich: Im Jagdjahr 2013/14 registrierte die Polizei auf dieser Strecke 16 Wildunfälle, im Jagdjahr 2014/15 insgesamt 19 Kollisionen mit Wild. Auch in den Jahren vor Beginn des Pilotprojekts schwankten die Wildunfallzahlen zwischen 9 und dem Rekord von 22 im Jahr 2010.

Allerdings sind derzeit lediglich sechs Holzkreuze aufgestellt worden. Und hier wird ein Problem deutlich: Die Information, dass es zu einem Wildunfall kam, erreicht meist die Jagdpächter nicht. Sie aber sollen die Dreibeine aufstellen. „Im Frühjahr klappte es, jetzt lässt es wieder nach“, hatte Dietmar Schulze, Revierleiter im Landesforst, festgestellt. Die Information an die Pächter der Jagd ist aber nicht nur für das Pilotprojekt wichtig, sondern auch für eine eventuelle Nachsuche, wenn das Wild verwundet und auf der Flucht ist, machte Jagdpächter Eckhard Wegwarth deutlich.

Manfred Richter zog „eine Teilschuld auf die Seite der Polizei“. Er sagte: „Wenn der Polizist, der einen Unfall aufnimmt, etwas nicht aufschreibt, ist es verloren.“ Außerdem würden die Beamten in solchen Situationen oft nicht daran denken, den Jagdpächter zu informieren, deren Telefonnummern auch nicht alle bekannt seien. „Es kann aber nicht sein, dass wir den Informationen hinterherlaufen“, entgegnete Eckhard Wegwarth. „Wir reden schon zwei Jahre darüber und es klappt immer noch nicht.“

Jens Mösenthin von der Unteren Jagdbehörde beschwichtigte. „In der Einsatzleitstelle geht die Menschenrettung nun mal vor. Da muss sich der Informationsfluss erst einpendeln. Die Flinte ins Korn werfen, wäre jetzt der falsche Weg.“ Für Manfred Richter war klar: „Es muss nur umgesetzt werden, was beschlossen ist.“ Er will dafür sorgen, dass die Polizeibeamten noch einmal angewiesen werden, den Pächtern die Wildunfälle zu melden, gegebenenfalls über die Einsatzleitstelle. Jens Mösenthin will eine Liste mit den Telefonnummern aller Jagdpächter erstellen. Auch mit den Mitarbeitern der Leitstelle solle noch einmal gesprochen werden.

Manfred Richter will das Projekt bei der Verkehrssicherheitskonferenz im Frühjahr zum Thema machen und brachte, um die Zahl der Wildunfälle deutlich zu verringern, eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge auf dieser Strecke ins Gespräch. Das soll geprüft werden. Richter: „Wenn zu schnell gefahren wird, bringen alle Maßnahmen nichts.“ Eine Begrenzung auf 80 km/h sei sinnvoll.