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Vertrauensfrage Jahrstedter Rat lehnt Rücktritt ab

Jahrstedts Ortsbürgermeister Uwe Bartels hat am Montagabend seinen Rücktritt angeboten. Doch der Rat überredete ihn zum Weitermachen.

Von Markus Schulze 02.02.2016, 17:10

Jahrstedt l Uwe Bartels ist es leid. Die ständigen Querelen mit der Stadt Klötze würden an seinen Nerven zerren. Seiner Ansicht nach werde die Arbeit der Ortsbürgermeister und Ortschaftsräte nicht genug gewürdigt. Lob und Respekt gebe es nur, wenn Wahlen anstehen und Stimmen eingefangen werden sollen. Seiner Auffassung nach sei es die Aufgabe der Ortschaftsräte, als Bindeglied zwischen Einwohnern und Kommune zu fungieren. Mit anderen Kompetenzen seien die gewählten Volksvertreter nach der Gebietsreform und dem damit verbundenen Wegfall der gemeindlichen Eigenständigkeit ohnehin nicht mehr ausgestattet. Und dazu sei es nun mal nötig, Sorgen, Nöte, Hinweise und Vorschläge der Bürger oder eben eigene Beobachtungen aufzunehmen, in den Ratssitzungen zur Sprache zu bringen und in der Niederschrift festhalten zu lassen.

Und zwar in der Annahme, dass die Einlassungen von der Stadt möglichst zeitnah abgearbeitet werden. Doch das tue sie nicht, kritisierte Bartels am Montagabend zum wiederholten Mal. Die Einwohner Ralf Düring und Karl-Heinz Schmidt stimmten hierin mit ihm überein. Düring sprach von einer Missachtung des Ehrenamtes.

Schon im Oktober hatte Bartels zahlreiche Punkte aufgeführt, von denen die allermeisten bisher noch nicht berücksichtigt worden seien.

Als Beispiel fügte er das noch immer fehlende Hinweisschild an der 90-Grad-Kurve in Jahrstedt an, was zur Folge habe, dass Autofahrer nicht wüssten, wo es nach Wolfsburg oder Gifhorn gehe. Oder den noch immer löchrigen Radweg in Richtung Kaiserwinkel. Oder das Sportheim, wo zwar mittlerweile nach den Einbrüchen eine Tür repariert wurde, aber auf seinen Vorschlag, den Unterstand zum Schutz komplett einzuzäunen, nicht eingegangen worden sei.

Dass Fass zum Überlaufen brachte aber, dass dem Sportverein Schwalbe Schwiesau für dessen 95-Jahr-Feier von der Stadt Klötze 500 Euro gewährt wurden, dem Turn- und Sportverein Adler Jahrstedt, dessen Vorsitzender Bartels seit 24 Jahren ist, für das gleiche Jubiläum aber nur 250 Euro. Und zwar mit der Begründung, so ist es auch in der Niederschrift der Stadtratssitzung vom 16. Dezember 2015 nachzulesen, weil in Schwiesau nicht so oft gefeiert werde wie in Jahrstedt. Außerdem, so Bartels, habe die Stadt den öffentlichen Charakter der Feier in Jahrstedt angezweifelt. Darüber konnte er nur noch mit dem Kopf schütteln. So seien der Kommersabend als auch das Spiel zwischen den Adlern und Hertha Germenau, im Rahmen dessen es unter anderem eine Spiel- und Bastelstraße gegeben habe, sehr wohl öffentlich gewesen.

Des Weiteren sei der Antrag, den die Schwiesauer gestellt hatten, besser formuliert gewesen. „Dann muss man uns halt ein Formular geben“, schimpfte Bartels, der verzweifelt wirkte und sich nach Hans-Jürgen Zeitz, der im Vorjahr als Ortsbürgermeister von Immekath hingeschmissen hatte, als nächstes Bauernopfer der Stadt fühlt. „Dabei kämpfe ich nicht gegen die Stadt, sondern für die Demokratie.“ Und für eine Gleichbehandlung der Ortsteile, wie Bartels betonte.

Kurz und gut: Der Jahrstedter Ortsbürgermeister zeigte sich frustriert und bot dem Ortschaftsrat seinen Rücktritt an. Dessen Mitglieder lehnten dieses Gesuch jedoch vehement ab. „Du musst bleiben“, flehte Ronny Bratke. Stattdessen müsse sich die Stadt Gedanken machen, Fehler eingestehen und Besserung geloben. Randy Schmidt blies ins gleiche Horn. „Wenn nicht du, wer sonst? Du hast unsere volle Unterstützung.“ Auch er konnte nicht nachvollziehen, warum die Stadt zwischen Jahrstedt und Schwiesau einen Unterschied gemacht hat. Ebenso erging es Maik Theisz, der der Stadt empfahl, froh darüber zu sein, dass in Jahrstedt oft gefeiert werde. Schließlich sei dies ein Zeichen für den guten Zusammenhalt. Hans-Jürgen Schulze und Eckhard Bromann sahen das ähnlich: „Uwe, du hast unser uneingeschränktes Vertrauen“, versicherte Bromann.

So viel Rückhalt. Uwe Barttels war gerührt und sagte: „Gut, dann mache ich weiter.“