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Rat stimmt ab Winterfeld erhält Gesundheitszentrum

Das geplante Gesundheitszentrum wird in Winterfeld errichtet. Das hat der Rat entschieden.

Von Walter Mogk 12.02.2016, 02:00

Apenburg l Die brodelnde Atmosphäre unter Gemeindevertretern und Zuhörern war förmlich zu spüren, als Bürgermeister Harald Josten am Mittwochabend die Sitzung des Apenburg-Winterfelder Rates eröffnete. Und es dauerte keine paar Minuten, da brachen die Differenzen unter den Räten zu den heiß diskutierten Themen Waldbad-Beheizung, Gesundheitszentrum, Glupes Erben und Sperrung des Apenburger Stegels offen aus. Mitunter wurde es so laut, dass der Ortschef sogar mit einem Abbruch der Sitzung drohte.

Knapp 30 Einwohner verfolgten die Sitzung. Ihnen brannte es ebenfalls auf den Nägeln, etwas zu den Streitpunkten zu sagen und Fragen an den Rat zu stellen. Doch dem setzte Harald Josten mit Verweis auf die Hauptsatzung der Gemeinde konsequent einen Riegel vor. Demnach müssen in der Einwohnerfragestunde Angelegenheiten, die auf der Tagesordnung stehen, außen vor bleiben, um den Rat in seiner Entscheidungsfindung nicht zu beeinflussen. „Das tut mir leid für den einen oder anderen Bürger und ist sonst nicht meine Art. Aber wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre es ausgeufert und die Situation nicht mehr zu kontrollieren gewesen“, war sich Harald Josten am nächsten Morgen im Gespräch mit der Volksstimme sicher.

Zumindest bei einem der Knackpunkte, dem geplanten Gesundheitszentrum, stand am Ende der Sitzung auch eine Entscheidung. Wenn auch hinter verschlossenen Türen, was der Apenburger Günther Schröder in der Fragestunde kritisierte. „Hier werden Entscheidungen ohne die Bürger getroffen“, meinte er. Daraufhin verwies der Bürgermeister auf die Kommunalverfassung. Laut dieser sind Grundstücksfragen, um die es ja bei der Standortentscheidung für das Zentrum geht, nichtöffentlich zu behandeln. Allerdings wurden im öffentlichen Teil bereits alle Fakten und Zahlen zu den beiden Grundstücksalternativen auf den Tisch gelegt, so dass es eigentlich keiner geheimen Abstimmung mehr bedurft hätte.

Nachdem der Antrag Joachim Riesebergs, den Standortbeschluss von der Tagesordnung zu nehmen, nur drei Stimmen erhielt und abgeschmettert wurde, standen zwei Alternativen zur Auswahl: Entweder wird das ehemalige Konsum-Gebäude in Apenburg zum Gesundheitszentrum umgebaut oder ein komplett neues Gebäude entsteht in Winterfeld.

Planer Sven Rühlmann, der beide Varianten untersucht hat, stellte die Ergebnisse vor. Demnach unterscheiden sich die geschätzten Kosten nur unwesentlich. Während für den Konsum-Umbau mit einer Bruttogeschossfläche von 368 Quadratmetern etwa 777 400 Euro aufgewandt werden müssten, wären es beim Neubau auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Ecke B71/Ahornweg in Winterfeld 780 800 Euro für 292 Quadratmeter.

Vorteil für Winterfeld ist allerdings nicht nur die bessere Verkehrsanbindung, sondern auch die Tatsache, dass für die Fläche bereits ein Bebauungsplan vorliegt. „Damit hätte die Gemeinde Baurecht kraft Gesetz und könnte innerhalb von vier Wochen loslegen“, erläuterte Rühlmann. Der Apenburger Konsum liege dagegen im unbeplanten Innenbereich. Was bedeutet, dass hier ein aufwändiges Baugenehmigungsverfahren eingeleitet werden müsste. „Und das würde mindestens drei Monate in Anspruch nehmen“, so Rühlmann. Zeit, die die Gemeinde nicht hat. Denn die zu beantragenden Fördermittel über das Leader-Programm, wo das Gesundheitszentrum in der Prioritätenliste auf Platz sechs steht, stehen erst einmal nur dieses Jahr zur Verfügung. Bis Jahresende muss das Projekt vollendet sein. „Die Zeit läuft uns davon, es ist jetzt die letzte Chance, die 350 000 Euro abzugreifen. Im nächsten Jahr erfolgt eine Neubewertung aller Projekte und ob wir dann noch in der Priorität so weit oben stehen werden, ist ungewiss“, mahnte Sven Rühlmann.

Laut vorläufiger Zeitschiene könnte in Winterfeld Anfang Mai mit dem Bau begonnen und dieser Ende November abgeschlossen werden. In Apenburg würden die Bagger nicht vor Juli rollen können, die Vollendung würde sich also bis Ende Januar 2017 hinziehen.

Joachim Rieseberg warf dem Planer, der in Winterfeld wohnt, Befangenheit vor und sprach von „zurechtgepackten Zahlen“, die er in Zweifel ziehe. Dem widersprach Sven Rühlmann. Er habe beide Standorte unter gleichen Bedingungen beleuchtet, um dem Rat eine Entscheidungsgrundlage zu liefern. „Zudem bin ich Bürger der Gemeinde Apenburg-Winterfeld und vielleicht sollten wir mal an das Gemeinwohl denken“, meinte Rühlmann. Auch die Winterfelderin Ninett Schneider betonte, dass die Standortfrage immer offen gewesen sei. „Wichtig ist nur, dass die ärztliche Versorgung unserer Bürger gesichert ist und es dafür ein schlüssiges Konzept gibt, das mit Leben gefüllt wird“, erklärte sie.

Kritik kam vom Badeler Arzt Walter Schulz, der bisher zweimal wöchentlich Sprechstunden in Winterfeld anbietet und sich „menschlich enttäuscht“ zeigte, dass mit ihm niemand vorher geredet hat. Er wolle die Sprechstunde gern aufrechterhalten, zumal er eine Nachfolgerin für seine Praxis in Aussicht hat, die ab Herbst bei ihm einsteigt.

Bei der anschließenden Abstimmung im nichtöffentlichen Teil ging es äußerst knapp zu. Sechs Räte stimmten gegen den Umbau des alten Konsums, nur fünf dafür. Damit stand nur noch der Neubau in Winterfeld zur Entscheidung. Hier votierten acht Räte dafür, zwei dagegen und einer enthielt sich. Damit kann der Förderantrag in den nächsten Tagen eingereicht werden.