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Abschlusszeugnisse „Die Pflanzen sind gelungen“

Es war seine letzte feierliche Zeugnisübergabe: Jörg Kägebein, Leiter der Sekundarschule in Klötze, geht in den Vorruhestand.

Von Siegmar Riedel 19.06.2016, 21:00

Klötze l Sehr emotional und feierlich begann die Zeugnisübergabe im Altmarksaal in Klötze mit dem feierlichen Einmarsch der Absolventen. Eltern, Lehrer und andere Gäste erhoben sich von ihren Plätzen. Festliche Musik ließ dazu auf dem Klavier Tino Hoffmann erklingen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Anke Muck sang der Schulchor unter der Leitung von Andrea Behrend. Julia Prinzhorn und Saskia Krüger aus der 9. Klasse rezitierten von Hermann Hesse „Stufen“.

Nach einem erneuten Klavierstück hielt Jörg Kägebein seine letzte Ansprache bei einer feierlichen Zeugnisübergabe an den Abschlussjahrgang. Er verglich das Leben mit einer Entdeckungsreise. „Heute endet die erste große Entdeckungsreise. Sie findet mit den Abschlusszeugnissen einen Höhepunkt“, sagte Jörg Kägebein. Er erinnerte an die ersten Lebensjahre der Schüler, an die großen Hoffnungen und Erwartungen, die Eltern und Großeltern in sie setzten. Er sprach über die Jahre in der Grundschule und die Entscheidung für den weiteren Schulbesuch. Dabei ließ Jörg Kägebein jedoch auch Kritik an der Praxis mit Laufbahnempfehlungen für die Schüler anklingen.

„Mit 49 Schülern sind wir 2010 gestartet. Die Anforderungenn stiegen deutlich“, erläuterte Kägebein. „Von den anfangs 49 Schülern erhalten heute 36 ihr Abschlusszeugnis.“ Warum, das sollte für die Landespolitiker Thema sein. Und deutlich: „Die Laufbahnempfehlung ist in Schieflage geraten.“

Für einige Schüler sei die Entdeckungsreise mit modernen Medien zur Falle geworden, sagte Jörg Kägebein. „Geistiges Eigentum, Datenschutz und Handys sind Stichworte.“ Die Einhaltung der Schulordnung sei nicht immer leicht gefallen. Positiv bemerkte der Schulleiter an, dass Schüler auch Gärten in Zichtau gestalteten. „Körperliche Arbeit war dafür nötig und keiner hat darunter gelitten“, sagte er.

Jörg Kägebein verabschiedete die Schüler „mit Stolz und Erleichterung“. „Ein Gärtner würde sagen: Die Pflanzen sind gelungen und konkurrenzfähig auf dem Markt“, verglich er. Als positiven Trend bezeichnete er, dass 22 Schüler in der Altmark bleiben. Jetzt würde es heißen: weiterführende Schule oder Berufsausbildung? Viele große Entscheidungen würden noch folgen. „Sie werden vielleicht manchmal danebenliegen, lassen Sie sich nicht entmutigen. Die Kräfte, die in Euch schlummern, gilt es zu erkennen.“ Jörg Kägebein wünschte allen Absolventen eine weitere erfolgreiche Entdeckungsreise. Und: „Achtet Eure Mitmenschen.“

Ausgezeichnet als Jahrgangsbeste wurde mit einem Notendurchschnitt von 1,3 Vanessa Pachaly. Sehr gute Mathematik-Kenntnisse sind Marvin Berg und Adrian Colberg bescheinigt worden.

Nicht nur Schönes sprachen Marja Müller und Vanessa Pachaly in ihrem Dank der Schüler an. Sie erinnerten daran, dass sie zum Teil längere Zeit keinen Klassenlehrer hatten oder diese oft wechselten. Sie dankten besonders ihrer Lehrerin Elke Gerlach, „die immer für uns da war“, und der Klassenlehrerin Klaudia Falk.

„Auch wenn nicht immer alles in Ordnung gewesen ist, werden wir uns heute nur schwer voneinander trennen“, sagten die Schülerinnen. Sie dankten Jörg Kägebein, „mit dem wir über alles reden konnten“. Er bekam einen Klappstuhl für seinen Ruhestand geschenkt. Geschenke gab es auch für Klaudia Falk, Elke Gerlach und Anke Muck. Letztere sagte: „So emotional war die Zeugnisübergabe lange nicht.“ Und Jörg Kägebein: „Ich bin sprachlos, mir kommen die Tränen. Ich werde Euch nicht vergessen.“