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Alte Filmtechnik Das Rattern macht den Unterschied

Wenn Armin Bauer aus Immekath seinen Filmprojektor einschaltet, herrscht konzentrierte Stille. Nur das typische Rattern ist zu hören.

Von Siegmar Riedel 23.03.2019, 03:00

Immerkath l Auf einem Tisch im Wohnzimmer hat Armin Bauer das gute Stück aufgebaut. Einen gepflegten Eindruck macht der Filmprojektor Meoclub 16, gebaut von der Firma Meopta in den 1980er Jahren. Also ein echtes DDR-Relikt. Rund 30 Filme dazu liegen bereit.

Eigentlich müsste das Gerät längst in den Müll gewandert sein. Doch Armin Bauer hat es davor bewahrt. „Schulen sind damals mit solchen Projektoren ausgestattet worden“, berichtet der Immekather. Anfangs in den 1960er Jahren nur für Stummfilme, zehn Jahre später dann schon mit Tonapparaten. „Drei Geräte gehörten dazu“, zählt er auf, „der eigentliche Projektor, ein Verstärker und der Lautsprecher.“ Noch später kamen die Meopta-Geräte an die Schulen.

Armin Bauer war damals Lehrer an der Hilfsschule, Sonderschule genannt, gegenüber des Rathauses in Klötze. Mit „audiovisuellen Unterrichtsmitteln“, wie es damals hieß, war die Schule gut ausgestattet. Im Schuljahr 1987/88 ist die dritte Polytechnische Oberschule (POS) in Klötze mit neuer Ausstattung eröffnet worden. Schulträger war der Rat des Kreises. Für Veranstaltungen durfte Armin Bauer einen der neuen Filmprojektoren ausleihen. „Der Leiter der POS, Günter Strziga, organisierte, dass wir den Projektor dann in unser Inventar übernehmen konnten“, berichtet Armin Bauer.

Dann kam die Wende. Einige Teile des Projektors waren verschlissen, das Gerät funktionierte nicht mehr. Videos und CDs spielten inzwischen eine größere Rolle. Der Projektor wurde abgeschrieben und geriet in Vergessenheit.

Erst 1998 beim Auszug des Gymnasiums aus dem Gebäude in der Straße der Jugend, in das später die LB-Schule einzog, tauchte der Projektor beim Aufräumen wieder auf. Der Zufall und das Internet halfen, um defekte Teile ersetzen zu können. „Alles wäre sonst im Container gelandet“, ist sich Armin Bauer sicher. „Ich habe das praktisch vor dem Container gerettet.“ Und das Schöne: Das Gerät funktioniert. „Manchmal tauchen Alterserscheinungen auf, ein bisschen Öl hilft dann zumeist“, weiß der Tüftler.

Der Meoclub ist ein „Zwischending zwischen Hobby- und Profigeräten“, erklärt Armin Bauer. Abgespielt werden können 16-Millimeter-Filme. Die Filme zu kaufen, wäre damals viel zu teuer gewesen. Er lieh sie deshalb vor und nach der Wende in der Kreisbildstelle in der Klötzer Stadt- und Kreisbibliothek aus. „Einige Filme ließen wir uns aus Berlin zuschicken“, erinnert Armin Bauer. Später sind die Filme der Schule überlassen worden, weil sie keiner mehr nutzte.

Meist handelte es sich dabei um Lehrfilme für den Unterricht: „In der Tischlerei“, „In der Wäscherei“, Karpfenzucht und viele Märchen. Alles speziell für einzelne Klassenstufen und Schulformen.

Weil an Schulen im Westen Filme des gleichen Formats gezeigt worden sind, gab es nach der Wende einen regen Austausch. Wer nun denkt, wenn Jugendliche freitags auf die Straße gehen und für Maßnahmen gegen den Klimawandel demonstrieren, sei das Thema eine Erfindung der Neuzeit, der irrt. Bereits 1983 zeigte Armin Bauer seinen Schülern einen Film mit dem Titel „Wie die Luft zum Problem wurde“.

„Die diesen Film damals sahen, waren 15 Jahre alt“, rechnet Armin Bauer vor. „Heute sind sie 50, das ist eine große Zeitspanne.“

Gezeigt werden die 10 bis 20 Minuten langen Filmchen in Kitas, bei Weihnachtsfeiern, Kindergeburtstagen und ähnlichen Gelegenheiten. Heute schaltet der 60-Jährige den Projektor aber nur noch selten an. „Die schönste Veranstaltung war die Weihnachtsrallye“, sagt er. Dabei zogen die Kinder zu ihren Wohnhäusern, wo es jeweils einen kulturellen Beitrag gab. Bei Bauers sahen sie Trickfilme. „Die waren begeistert“, freut sich Armin Bauer noch heute. „Das Besondere daran ist die Atmosphäre, das Rattern des Projektors. Man kann sehen, wie ein Bild entsteht.“ Das könne eine CD oder DVD nicht vermitteln.

Auf seinem Tisch liegen bekannte Kinderfilme wie „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“, „Bootsmann auf der Scholle“, „Die Zarentruhe“ und „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Manchmal muss er zu modernem Klebeband greifen, weil die alten Filme porös sind und reißen. Digitalisieren will Armin Bauer die Rollen nicht. „Dann ist der Effekt weg, das wäre nicht mehr dasselbe.“