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Anglerverein Naturschutz nicht ohne Menschen

Seit 60 Jahren besteht der Klötzer Anglerverein Purnitzgrund. Bei der Feier kam auch das Programm Natura 2000 zur Sprache.

Von Siegmar Riedel 17.09.2018, 21:00

Klötze l Naturschutz an Gewässern funktioniert nicht ohne die Angler. Diese Feststellung gaben am Wochenende nicht nur zahlreiche Angler in Jerichow Ministerpräsident Reiner Haseloff mit auf den Weg. Uwe Bülau, Präsident des Landesanglerverbands Sachsen-Anhalt, bekräftigte diese Maßgabe auch bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen des Anglervereins Purnitzgrund. Im Saal an der Poppauer Straße sprach er davon, dass Kompromisse eingegangenen werden müssen. Beispielsweise sei es belegt, dass in den Gewässern des Landes kaum noch Aale zu finden sind. „Wir müssen deshalb den Besatz mit Aalen erhöhen und das Mindestmaß für den Fang um zwei Zentimeter anheben“, betonte er.

Zugleich informierte er die Hobbyfischer über die Demonstration in Jerichow. Das geplante Naturschutzprojekt Natura 2000 bedeute drastische Einschnitte für alle Menschen, nicht nur für Alngler. „Vier bis fünf Monate sollen die Menschen aus Bereichen der Natur komplett ausgesperrt werden“, erläuterte er. Das sei untragbar. Angler würden viele Stunden ihrer Freizeit für die Pflege der Gewässer und Hege des Fischbestandes aufbringen. Sie können deshalb nicht ausgesperrt werden. „Es wird noch mehr Aktionen gegen Natura 2000 geben“, kündigte Bülau an. Sein Fazit: „Naturschutz ja, aber nicht ohne den Menschen.“

Zuvor gab der Vorsitzende, Tim Forjahn, einen Blick in die Vereinsgeschichte. Er erinnerte daran, dass die Klötzer anfangs in den 1950er Jahren mit Bahn oder Fahrrad nach Oebisfelde gefahren sind, weil sie keinen eigenen Anglerverein hatten. „Das war zu beschwerlich“, sagte Forjahn. Deshalb sei am 16. September 1958 im Altmärker Hof der Klötzer Anglerverein mit 13 Mitgliedern gegründet worden.

1. Vorsitzender war Franz Uhl, der auch am Sonntag dabei war.

Da der Anglervein wenig Gewässer zum Angeln nutzen konnte, verhandelte Franz Uhl mit dem Direktor des Gutes Hasselbusch, um die Quelle im Hasselbusch anstauen zu können. Es wurde ein Vertrag aufgesetzt, dem Verein die Wiese überlassen. Darin stand auch: Sollte Erdgas oder Erdöl gefunden werden, sei der Vertrag null und nichtig, erinnerte sich Franz Uhl.

Zwischendurch gab es einen Baustopp, weil sich herausstellte, dass sich die Fläche im Privatbesitz befindet. Die Stadt kaufte die Wiese. In Handarbeit und mit viel Mühe war 1972 alles vorbereitet, das Wasser konnte angestaut werden. 1982 ist mit dem Bau des Anglerheims begonnen worden. 1986 kamen Strom- und Wasseranschluss dazu. Noch heute wird das Neue Gewässer intensiv von den Anglern genutzt, erfuhren die Zuhörer.

Nach dem Mauerfall verlor der Verein Mitglieder. Noch weniger Gewässer konnten frei beangelt werden.

2015 ist eine Fusion mit der Ortsgruppe Klötze II in Angriff genommen worden. Der Zusammenschluss ist inzwischen erfolgt. Heute gehören dem Verein 117 Mitglieder an, davon sind fünf Frauen und fünf Kinder.

Nach zahlreichen Ehrungen verdienstvoller Mitglieder, ergriff der erste Vereinsvorsitzende das Wort und erzählte einige Episoden aus den vergangenen Jahrzehnten. Weil es sich beim Anstauen der Quelle um Privatbesitz handelte, bekam er eine Vorladung zum Gericht. Der Vertrag mit dem Gut entlastete ihn jedoch schnell. Einen Maulkorb habe er verpasst bekommen, als ein Rotarmist beim Baden in dem Gewässer ums Leben kam. Als 200.000 Karpfen in ein Lüdelsener Gewässer eingesetzt wurden, habe er sie alle zwei Tage mit Maisschrot gefüttert.

Mit einem gemeinsamen Essen beschlossen die Angler die Feier zum 60-jährigen Bestehen ihres Vereins.