1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Zu wenig Wildkräuter und zu viel Kälte

Bienen in Not Zu wenig Wildkräuter und zu viel Kälte

Was Oebisfelder Drittklässler über Bienen zu hören bekamen, hatte wenig mit dem Trickfilmstar Biene Maja zu tun.

Von Harald Schulz 10.05.2017, 03:00

Oebisfelde l Die Bienen kämpfen im Frühjahr 2017 ums Überleben. Diese Unterrichtsstunden waren sicherlich lehrreich und inhaltlich dramatisch. Der Hobby-Züchter und Imker Dieter Rode aus dem niedersächsischen Isenbüttel im Landkreis Gifhorn besuchte nicht zum ersten Mal die Grundschule Drömlingsfüchse und informierte dabei umfassend über die Welt der Wild- und Honigbienen. Doch am Montagvormittag hatte der Hüter über 20 Völker, was in etwa 640.000 Honigbienen entspricht, eine ganze Reihe mehr Alarmmeldungen mit im Informationsgepäck als noch in den Jahren zuvor.

Das Frühjahr 2017 gleicht für seine Bienenvölker gleich einer Katastrophe, hieß es von Rode im Gespräch mit der Volksstimme. Durch die anhaltende Kälteperiode sind viele Wildkräuter im Wuchs zurückgeblieben, haben noch keine Blüten ausgebildet. Ein Mangel, der auch übers Jahr ein Problem für die Bienen darstellt. Die immer weiter ansteigende Zahl von Monokulturflächen, noch dazu mit Schutzmitteln behandeltes Pflanzengut, fordert häufig zu viel an Kondition bei der Futtersuche der Honigbienen. „Es fehlt an der Menge von Nahrungsquellen“, klagt Imker Rode.

Um auszuschwärmen, benötigen die Insekten gute zwölf Grad Celsius Außentemperatur. Sie verlassen dann ihren stets auf 36 Grad temperierten Bienenstock, um auf Pollensuche zu fliegen. Beim Flug verlieren sie durch die kalten Temperaturen mehr Kraftreserven als sie kompensieren können, weiß Rode. Das führt dazu, dass viele gar nicht mehr zum Stock zurückkehren können, andere schaffen es nicht mehr vom Einflugloch ins warme Innere. Da helfe ich oft mit Anatmen und Anwärmen in der Hand, um sie dann in die Einflugöffnung hinein zu schupsen. Die wenigsten Bienen stechen dabei zu. Ihnen ist die Wärme viel wichtiger“, gibt der Isenbütteler Bienenfreund preis.

Diese Schwächung in der Bewegung bedeutet gleichzeitig eine existenzielle Gefahr für den gesamten Bienenstock. Geschwächte Bestände können ihren Stock und die Brut nicht mehr ausreichend säubern und pflegen. Parasiten wird so Tür und Tor geöffnet, weiß Rode aus Erfahrung.

Verschwinden die Wild- und Honigbienen aus der Natur, bedeutet das gleichzeitig einen exorbitanten Qualitätsverlust für Obstsorten, verdeutlichte der Imker anhand von Untersuchungen. Nicht nur der Ertrag, auch die Ausbildung der Frucht, bis hin zur Veränderung des Geschmacks sind Folgen einer nicht bestäubten Obstbaumblüte. Mittlerweile gibt es in Niedersachsen einige wenige Landwirte, die freiwillig Wildkräuterstreifen anlegen. Sie fordern aber eine baldige staatliche Förderung.