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Biosphärenreservat Wolf: „Pure Natur ist zu wenig“

Das länderübergreifende Unesco-Biosphärenreservat Drömling bleibt bei der regionalen Politik sowie bei den Bauernverbänden umstritten.

Von Harald Schulz 18.10.2016, 03:00

Oebisfelde l Die Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen, Silke Wolf, beharrt auf ihrem Standpunkt, „dass pure Natur zu wenig ist“, um den Weg für diese Biosphäre freizumachen. Sie steht mit diesem Standpunkt nicht allein da. Derzeit arbeiten die Bauernverbände an einem Forderungspapier, das auflistet und beschreibt, wie dieses einmalige Naturschutzvorhaben auch mit Unterstützung der Landwirte zum Erfolg geführt werden kann, so Wolf.

Ganz im Gegensatz dazu gibt es aber auch schon jetzt eindeutige Befürworter, insbesondere Ortschaftsräte innerhalb der Einheitsgemeinde. Aber auch auf dieser kommunalpolitischen Schiene sind gerade im südlichen Bereich Bedenken für ein Ja zur Biosphäre geblieben, wie die Abstimmungen in Etingen und Rätzlingen aufzeigen.

„Das Misstrauen gegenüber der Informationspolitik der Landwirtschafts- und Umweltministerin Claudia Dalbert (Bündnis 90 / Die Grünen) scheint wohl insbesondere nicht aus den Köpfen der Landwirte zu schwinden“, vermutet Bürgermeisterin Wolf. Passend zur Thematik informierten die Landes-Linken, dass vom Land 100 Naturschützer eingestellt wurden. „Diese Nachricht ohne Erklärung überrascht doch, denn es fehle ja am Geld, wie aus Magdeburg zu hören ist“, wundert es Wolf. Konkret sieht die Bürgermeisterin noch Nachbesserungsbedarf beim Tourismuskonzept.

Nach ihrer Ansicht harmoniert der Wille zu mehr sanftem Tourismus unter anderem nicht mit der aktuellen Einstufung von Radwegen im Naturpark Drömling. Beste Beispiele dafür sind die Radwege von Grafhorst nach Breitenrode und von Oebisfelde nach Etingen (Volksstimme berichtete). Dort muss nach Ansicht von Wolf ein Lückenschluss in den kommenden fünf Jahren erfolgen. Überhaupt sieht sie kaum eine Weiterentwicklung, geschweige denn Umsetzung beim Tourismus- und Vermarktungskonzept. „Es geht nicht darum, diese Vorhaben tot zu reden“, argumentiert Wolf. „Doch pure Natur allein ist zu wenig“, wiederholt sie. So muss daran gedacht werden, dass die Stadt Oebisfelde und der Flecken Weferlingen besonderen Entwicklungsraum benötigen. Allein Oebisfelde wäre vom Westen her durch die Landesgrenze, im südlichen Teil von einem der Stadt vorgesetzten Überschwemmungsgebiet und im Norden von Ausgleichflächen für das Biosphärenreservat umschlossen, skizziert Wolf eine mögliche, für sie nicht akzeptable Situation.

Noch aber bleibt Zeit für Gespräche. Denn auf niedersächsischer Seite fällt eine Entscheidung zur oder gegen die Biosphäre wohl erst im kommenden Frühjahr. Für das Entstehen der Naturlandschaft bedarf es jedoch der Zustimmung aller betroffener Entscheidungsträger.