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Blumenstrauß Der Museumsverein baut auf ihn

Der Blumenstrauß des Monats geht an Reiner Schumann aus Böckwitz. Der 79-Jährige hilft dem dortigen Museumsverein.

Von Markus Schulze 09.06.2017, 21:00

Böckwitz l Das Museum in Böckwitz gibt es seit 1996. Hier wird Geschichte lebendig. Zum einen sind landwirtschaftliche Geräte von anno dazumal zu bestaunen, zum anderen wird durch etliche Exponate an die innerdeutsche Teilung erinnert. Speziell geht es in der Ausstellung um das Doppeldorf Zicherie-Böckwitz, das durch die Grenze jahrzehntelang voneinander getrennt war. Lohnenswert ist in diesem Zusammenhang ein Ausflug zum nahen Grenzlehrpfad, an dem gezeigt wird, wie DDR-Bürger an der Flucht in den Westen gehindert werden sollten. Hier kann sogar ein einstiger Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen bestiegen werden. Der Museumsverein kümmert sich darum, dass all diese Historie nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für nachfolgende Generationen bewahrt wird. Knapp 30 Mitglieder gibt es. Doch leider, so bemängelt Vorsitzende Ingrid Schumann, beteiligen sich nur wenige an der Pflege des Museumsgeländes in Böckwitz oder der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.

Umso glücklicher ist die Vorsitzende, jederzeit auf ihren Mann Reiner setzen zu können. Dessen ehrenamtlicher Einsatz wird vom gesamten Vorstand geschätzt. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Reiner Schumann daher vor einigen Wochen zum Ehrenmitglied des Böckwitzer Museumsvereines ernannt. Denn regulär trat er dem Verein nie bei. „Ich helfe gerne, möchte mich aber nicht verpflichtet fühlen“, erklärt Reiner Schumann, der im Männergesangverein Jahrstedt-Germenau aktiv ist und dessen Frau dem Böckwitzer Museumsverein bereits seit 2000 angehört.

Mit ihr zusammen war er vor 20 Jahren nach Böckwitz gezogen. Vorher wohnte das Paar in Grußendorf (Landkreis Gifhorn). Als die Kinder groß waren, wurde ihnen das Haus dort zu groß. Es sollte eine Nummer kleiner werden.

Und eigentlich wollten Schumanns auch in der Gemeinde Sassenburg wohnhaft bleiben, allerdings waren ihnen die Grundstückspreise zu teuer. Daher sah sich das Ehepaar auch in der Altmark um. Und irgendwann stellte eine Bekannte seiner Frau den Kontakt zum damaligen Jahrstedter Bürgermeister Siegfried Fest her, der ihnen einen Bauplatz in Böckwitz schmackhaft machte. „1997, drei Tage vor Weihnachten, sind wir dann in unser neuer Haus eingezogen und wurden zu Böckwitzern“, entsinnt sich Reiner Schumann, der früher Kraftfahrer bei VW war und das Testgelände nahe Ehra mit aufbaute. Zu den Hobbys des 79-Jährigen zählen neben dem Singen der eigene Garten und das Angeln.

Und wann immer es seine Frau, die im Museum jede helfende Hand gebrauchen kann, möchte, packt er im Verein mit an. Sei es nun 2001 beim Bau des Backhauses oder 2002 bei der Errichtung des Bauerngartens mit Bau eines Brunnens. Und 2003 fertigte er an der Schutzhütte unweit des Grenzlehrpfades auf Bitten von Siegfried Fest einen Grill an.

Doch die größte Herausforderung sollte erst noch vor ihm stehen: Der Umbau einer alten Scheune auf dem Museumsgelände. Darin richtete Reiner Schumann ab 2014 einen Toilettenbereich und auch einen Versammlungsraum ein. „Die Arbeitsstunden habe ich nicht gezählt“, sagt er. Seine Frau auch nicht, aber: „Zwei Jahre lang war er hier jeden Tag zugange. Und in den Zeiten, in denen wir keine ABS-Kraft haben, ist er immer zur Stelle“, lobt die Vorsitzende.

Deshalb war sie auch erfreut darüber, als bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Wunsch geäußert wurde, ihren Mann für den Blumenstrauß des Monats vorzuschlagen. „Das hat er sich verdient“, hieß es in der Runde. Reiner Schumann wusste von nichts. Und seine Frau behielt das Geheimnis bis zuletzt für sich. Als ihm die Volksstimme am Mittwoch den Blumenstrauß überreichte, war er unter einem Vorwand zu dem Termin gelockt worden. „Ansonsten wäre er nicht gekommen“, ist sich Ingrid Schumann sicher. Sie weiß, dass ihr Mann bescheiden ist und kein großes Tamtam um seine Person mag.

Den Blumenstrauß des Monats nahm er überrascht, aber lächelnd entgegen. Übrigens: Größere „Anschläge“ hat seine Frau derzeit nicht auf ihn vor. Außer, dass er sich um die Buchsbäume im Bauerngarten, die von einem Pilz befallen sind, kümmert. „Ansonsten hat er frei“, sagt sie.

Gleichwohl: Die Hände in den Schoß legen, kommt für Reiner Schumann nicht infrage. „Auf dem Sessel herumzusitzen und nichts tun, das ist mir zu wenig“, betont er. Sollte ihn der Museumsverein also um Hilfe bitten und es seine Gesundheit zulassen, würde er sicher wieder einspringen. Genauso, wie es zum Beispiel auch Hans und Renate Neumann aus Böckwitz, Johannes Fäsche aus Kunrau oder Bernd Kopp aus Brome tun, denen Ingrid Schumann ebenfalls herzlich danken möchte.

Kennen Sie auch jemanden, der sich ehrenamtlich engagiert und den Blumenstrauß des Monats verdient hätte? Wenn ja, dann melden Sie sich. Senden Sie uns eine E-Mail an redaktion.kloetze@volksstimme.de oder rufen Sie an, Telefon 03909/40 29 23.