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Corona-Pandemie Mediziner sind im Dauerstress

Im Dauerstress sind die Klötzer Allgemeinmediziner nicht erst seit der Corona-Pandemie. Seit Januar gibt es auch noch einen Arzt weniger.

Von Henning Lehmann 08.01.2021, 10:32

Klötze l Ob Corona, Grippe oder andere Krankheiten – die vier Klötzer Allgemeinmediziner können sich über Arbeit und reichlich Patienten nicht beklagen. Und das nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Seit Jahresanfang hat sich die Ärztesituation in Klötze noch einmal verschärft. Der Allgemeinmediziner und Internist Dr. Wilhelm Kausche hat seinen Ruhestand angetreten. Bis über das Rentenalter hinaus hat er noch täglich in seiner Praxis an der Bahnhofstraße im Sinne der Gesundheit der Menschen seinen Dienst versehen. Damit fehlt der Purnitzstadt ein weiterer Mediziner. Zahlreiche Patienten suchen seit Jahresanfang nach Volksstimme-Recherchen und laut Anrufen in der Redaktion einen neuen Hausarzt. Kausches Tochter, Dr. Andrea Kausche, führt die Praxis weiter, konnte jedoch nicht alle Patienten ihres Vaters übernehmen.

Einige der ehemaligen Patienten sind zu Birgit Henneick gewechselt und werden in der Praxis an der Schützenstraße behandelt. Aktuell sind in Klötze vier Allgemeinmediziner ansässig. Allerdings ist, so Birgit Henneick, die Hausärztin Elena Cherneva dienstags und donnerstags nicht in ihrer Praxis an der Hagenstraße anzutreffen. Sie gehört zum Impfteam des Altmarkkreises.

Damit sind momentan neben Andrea Kausche sowie Birgit Henneick und Alexandru Cucu im Stadtgebiet nur drei Ärzte für die medizinische Versorgung der Einwohner zuständig. In Kusey und den umliegenden Dörfern kümmert sich die Allgemeinmedizinerin Heike Winguth um die Behandlung der Menschen. Mit diesem Bestand an Ärzten ist die Lage in der Einheitsgemeinde sehr angespannt und wird sich in naher Zukunft nicht deutlich verbessern. Denn Birgit Henneick wird noch in diesem Monat 65 Jahre alt und plant in etwa drei Jahren den Ausstieg aus dem Berufsleben. Eine Nachfolgerin hatte sie schon an der Angel. Doch sie ist abgesprungen.

Über zu wenig Patienten kann sich die 64-Jährige nicht beklagen. Ganz im Gegenteil: In einem Quartal behandelt sie nach eigenen Angaben etwa 1500 Kranke. In Zeiten der Corona-Pandemie mussten die Patienten auch mit Wartezeiten vor ihrer Praxis rechnen. Denn die Allgemeinmedizinerin macht auch Corona-Abstriche für Tests. Dazu hat sie vor ihrer Immobilie ein Holzgartenhaus aufstellen lassen, damit sie die jeweiligen Personen dort untersuchen kann. In den ersten Tagen des neuen Jahres hatte sie bereits einige Tests gemacht, von denen fünf Abstriche positiv waren.

„Der Corona-Test bedeutet für mich und mein Praxisteam viel mehr Arbeit. Die Schwestern müssen den Patienten viel erklären. Hinzu kommt der hohe bürokratische Aufwand“, listet die Medizinern auf. Da seien 12-Stunden-Tage keine Seltenheit. Zumal die normale Behandlung der Leidenden sowie die Hausbesuche noch hinzukommen.

Birgit Henneick bittet ihre Patienten um Verständnis, dass sie längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. „Es ist für uns alle in diesen Zeiten eine Mehrbelastung. Da müssen wir zusammenhalten und auch etwas mehr Verständnis haben“, appelliert die Klötzer Medizinerin.