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Diamant-Hochzeit Erst der Geselle, dann der Bräutigam

Annamarie und Heinz Wiechmann aus Kunrau feierten ihre diamantene Hochzeit. Die Werkstatt bestimmte ihr Leben.

Von Markus Schulze 29.06.2017, 21:00

Kunrau l Annamarie (82 Jahre) und Heinz Wiechmann (92) aus Kunrau haben am Donnerstag ihre diamantene Hochzeit gefeiert. Vor 60 Jahren, also 1957, hatten sie den Bund fürs Leben geschlossen und sich sowohl standesamtlich als auch kirchlich das Ja-Wort gegeben. „Bei richtig schönem Sommerwetter“, wie sich Annamarie Wiechmann (geb. Reinecke) erinnert. Gefeiert wurde damals im Schloss. Der Vater des Bräutigams spendierte ein Schwein. Außerdem gab es jede Menge Apfelwein. Sechs Monate zuvor hatte sich das Paar verlobt. Am Donnerstag wurden die Gäste zunächst im trauten Heim an der Hauptstraße begrüßt. Anschließend gab es noch eine Feier in der Werkstatt.

Jene Werkstatt bestimmte im Grunde das ganze Leben von Familie Wiechmann. Und tut es bis heute. Denn der älteste Sohn Heiner (geboren 1964) führt den Betrieb jetzt schon in dritter Generation. Und die Werkstatt war es auch, in der Heinz Wiechmann ehedem als Geselle für den Stiefvater seiner Frau arbeitete. So waren sich die späteren Eheleute schon vor der Heirat gut bekannt.

Endgültig gefunkt, so meint Annamarie Wiechmann, hat es dann bei einer Tanzveranstaltung in Kunrau. Für Romantik war es aber nicht die Zeit. Einen Antrag mit Kniefall gab es nicht. „Das war damals schon altmodisch“, sagt Heinz Wiechmann, der beruflich viele Talente zum Tragen brachte. So war die Werkstatt zwar ursprünglich eine Schlosserei, repariert wurde aber alles Mögliche, zum Beispiel Töpfe und Mopeds. Noch dazu war es Heinz Wiechmann, der die Brennerei am Schloss aufbaute und bis Mitte der 1980er Jahre am Laufen hielt. Zweimal pro Woche kamen Tanklaster aus Nordhausen, um das hochprozentige Genussmittel abzuholen. Nebenher hatte Familie Wiechmann noch eine kleine Landwirtschaft und verkaufte Erdbeeren, Hirse und Tabak. Gutes Geld brachte auch Honig ein. Seit mehr als 60 Jahren gehört Heinz Wiechmann dem Klötzer Imkerverein an. „Und ich war für das Schleudern zuständig“, erzählt Annamarie Wiechmann, die einst Buchhalterin beim Konsum in Klötze war und in dieser Funktion noch immer in der Firma ihres Sohnes tätig ist.

Zum engsten Kreis der Familie gehört neben Sohn Heiner auch der andere Filius Heinz (geboren 1973), dessen Frau Nadine sowie die Enkel Louisa (zehn Jahre alt) und Torben (sechs Jahre alt). Die Hoffnung ist, dass Torben eines Tages den Betrieb, der sich nunmehr auf Heizung und Sanitär spezialisiert hat, übernimmt. Die Chancen stehen gut, ist Heinz Wiechmann überzeugt. „Der Junge hat handwerkliches Geschick.“

Reisten Annamarie und Heinz Wiechmann früher gerne an den Balaton nach Ungarn, halten sie sich heutzutage häufig im Garten auf und kümmern sich um die vielen Tomaten. Heinz Wiechmann ist politisch sehr interessiert und sieht sich gerne Nachrichtensendungen im TV an. Die Lieblingsserie von ihm und seiner Frau ist aber das „Großstadtrevier“.

Die Glückwünsche der Stadt Klötze, des Kunrauer Ortschaftsrates und auch des Ministerpräsidenten überbrachte Kunraus Ortsbürgermeister Uwe Bock. „Die Firma Wiechmann“, so sagt er, „hat eine lange Tradition. Und es gibt wohl keinen Kunrauer, der nicht schon mal Kunde war.“