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Dorf schert aus „Trexit“ sorgt erneut für Diskussion

Das Ausscheiden von Trippigleben aus der Ortschaft Wenze wirft Fragen auf. Vorteile und finanzielle Folgen sind unklar.

Von Siegmar Riedel 01.12.2018, 05:00

Klötze/Trippigleben l Die Parallele zum „Brexit“, also zum Ausstieg der Briten aus der EU, drängt sich förmlich auf – wenn auch in anderen Dimensionen. Auch in Trippigleben sind Unterschriften für einen „Trexit“, für das Ausscheiden aus der gemeinsamen Ortschaft Wenze, gesammelt worden. Den Stein ins Rollen brachte der Trippiglebener Ralf Philipp. Er initiierte auch die Unterschriftensammlung und trat als Antragsteller für die kommunale Neustrukturierung bei der Stadt auf.

Doch jetzt ist Schluss mit lustig, nun geht es, wie in der Europa-Politik, ans Eingemachte. Dem städtischen Hauptausschuss lag am Mittwochabend im Rathaus ein Beschluss vor, der sich mit einer Änderung der Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Klötze befasste. Dort soll künftig Trippigleben als eigenständiger Ortsteil der Stadt Klötze aufgeführt sein und nicht mehr als Teil der Ortschaft Wenze. Letztere besteht dann nur noch aus den Ortsteilen Wenze und Quarnebeck.

Festgelegt werden soll auch, dass in Trippigleben ein Ortschaftsrat gewählt wird, der aus drei Mitgliedern bestehen soll. Der Beschluss des Hauptausschusses hat in diesem Fall keinen bindenden Charakter für den Stadtrat, sondern nur einen empfehlenden.

Bürgermeister Uwe Bartels erläuterte noch einmal, dass dieser Beschluss erforderlich sei, weil sich die Ortschaft Wenze in der bekannten Form auflösen werde und Trippigleben demnächst eigenständig sein möchte.

Der Klötzer Stadtrat Klaus Ewertowski befürwortete das Ansinnen der Einwohner von Trippigleben als einen Akt der Basisdemokratie. „Gut, dass sich Einwohner Gedanken machen, wie es weitergehen soll“, sagte er und fragte aber: „Welche Vorteile ergeben sich für beide Seiten aus der Trennung? Welche finanziellen Konsequenzen bringt das mit sich?“ Das müsse vor einer Entscheidung geklärt werden.

Eine Antwort versuchte Uwe Bartels: „Es werden zwei Ortschaften entstehen. Die Trippiglebener erhoffen sich dadurch mehr Beachtung in der Stadt Klötze“, erläuterte er.

Klötzes Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Schmidt wollte sich zu dem Begehren aus Trippigleben kein Urteil anmaßen. „Ich akzeptiere aber den Wunsch nach Eigenständigkeit.“

Wenzes Ortschaftsbürgermeister Marco Wille, bislang faktisch auch für Trippigleben zuständig, erinnerte erneut an die Debatten in den vergangenen Monaten. Der Wenzer Ortschaftsrat habe sich in mehreren Sitzungen intensiv mit dem Thema des Ausscheidens von Trippigleben ausein­andergesetzt. „Der Vorteil, den die Trippiglebener für sich sehen, ist die Möglichkeit einer größeren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, sie wollen mehr Gehör finden“ verdeutlichte er. „Finanziell bringt das keinen Vorteil, im Gegenteil: Durch einen weiteren Ortschaftsrat erhöhen sich die Kosten.“ Von mehreren tausend Euro war die Rede. Doch Marco Wille schränkte gleich ein: „Politisches Interesse in Trippigleben und das Ehrenamt werden das aber wettmachen. Eine Aufrechnung der Zahlen ist hierbei nicht zielführend.“

Der Klötzer Stadtrat Stefan Thodte sprach für die Fraktion der Linken: „Wir sehen auch den demokratischen Zuwachs durch die Eigenständigkeit Trippiglebens und sind dafür.“

Einige Ausschussmitglieder wollten mehr über das Aufkommen des Trennungswunsches erfahren. „Da muss doch was falsch gelaufen sein, wenn die weg wollen. Wegen der Demokratie machen die das bestimmt nicht“, sagte beispielsweise Kuseys Ortsbürgermeister Klaus Vohs. „Jeder kann mitreden, mithelfen und Fragen stellen. Die Möglichkeit, sich einzubringen, besteht seit Jahren.“

Eine vage Antwort dazu gab der angesprochene Marco Wille: „Vielleicht haben sich nicht alle im Geschehen der vergangenen Jahre wiedergefunden. Aber Fakt ist: Aus Trippigleben kam kein Antrag, der abgelehnt worden ist. Aufgrund der Struktur saß für Trippigleben nur noch ein Vertreter im Ortschaftsrat. Dafür hatten einige Einwohner kein Verständnis.“ Deshalb sei jetzt ein eigener Ortschaftsrat gewollt; mehr Leute würden vielleicht mehr Akzeptanz bringen, vermutete Marco Wille. Für manchen sei es schwer zu verstehen, dass Geld von der Stadt gebündelt eingesetzt werde und nicht gleichmäßig auf die Orte aufgeteilt werden könne.

Das letzte Wort hat am 12. Dezember der Stadtrat, doch die Zustimmung für die geänderte Satzung gilt als sicher.