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Dorfgeschichte 900 Jahre Geschichte im Schnelldurchlauf

Steimke ist ein Dorf mit Geschichte. Das erfuhren die Teilnehmer bei einem Spaziergang.

Von Tobias Roitsch 29.10.2018, 22:00

Steimke l Weit laufen mussten die Frauen und Männer bei dem historischen Spaziergang am Sonntagnachmittag in Steimke nicht. Unterm Strich waren es nur einige Schritte. Kein Wunder, liegen die geschichtsträchtigen Orte, über die der Vorsitzende des Steimker Heimatvereins, Hermann Buchmüller, bei dem Spaziergang sprach, doch nur wenige Meter voneinander entfernt.

Der Rundgang war die erste Aktion des Heimatvereins, der im Sommer 2017 gegründet wurde. Ein wichtiges Projekt des Vereins ist die Heimatstube, in der Dokumente, Fotos und andere Dinge zur Dorfgeschichte ausgestellt werden. Ende Juni wurde diese erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Vor sechs Jahren, zur 900-Jahr-Feier des Ortes, habe es schon einmal eine historische Wanderung gegeben, erinnerte Hermann Buchmüller. Damals habe man sich auf den Ortskern beschränkt, nun sollte der Blick auf das alte Dorf gerichtet werden, blickte er eingangs voraus. Zu sprechen kam er dabei gleich auf die Wappeneiche, an der sich die vielen Teilnehmer getroffen hatten. Sie sei das wohl älteste Denkmal in Steimke und wurde sogar zum Naturdenkmal ernannt, so Buchmüller. Über das Alter des Baumes lasse sich diskutieren. Er sei sich sicher, dass die Eiche so alt ist wie das Dorf, „es gibt verschiedene Hinweise in diese Richtung“, so der Vorsitzende. Anbohren wollte den Baum niemand, um das Alter herauszufinden, erklärte er weiter. Deshalb sei eine Zusammenfassung zur Geschichte erstellt und Hinweise auf die Eiche gefunden worden. „Es ist ein gewaltiger Baum. Ich freue mich, dass er hier steht“, sagte Buchmüller.

Gleich neben der Eiche, in ihrem Schatten, steht das ehemalige Verwaltungsgebäude, die Vogtei. Steimke habe zu den Besitzungen des Adelsgeschlechts von Bartensleben in der Altmark gehört. „Es war nicht nur die Verwaltung hier, sondern es wurde auch Recht gesprochen“, wusste Buchmüller. Wann das Backsteingebäude, das heute noch steht, errichtet wurde, wisse man nicht genau. In einem Dokument aus dem Jahre 1608 sei die Struktur des ganzen Hauses aber schon auf sechs Seiten beschrieben worden. Das spreche dafür, dass das Gebäude damals schon 100 Jahre gestanden haben könnte. Gegen 1850 dann wurde dort eine Schankwirtschaft mit Gästezimmern eingerichtet, die bis in die Zeit der DDR Bestand hatte, so Buchmüller

Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, steht das ehemalige Zollgebäude. Als es noch die Kleinstaaterei im Deutschen Reich gab und man von Preußen rüber nach Lüneburg wollte, hätte man sich dort melden müssen. Es sei reger Handel getrieben worden. Und der Schmuggel blühte ebenfalls, wie Hermann Buchmüller berichtete. Kostete Salz auf der Lüneburger Seite 1 Pfennig, wurden in Preußen 10 Pfennig verlangt. Klar, dass manche da auf nicht ganz legalem Wege mitverdienen wollten. Da wurde dann zur Ablenkung ein Wagen mit Mist als Ladung vorausgeschickt. Während der gründlich kontrolliert wurde, konnten andere mit der Schmuggelware unbemerkt passieren, fasste Buchmüller eine Geschichte zusammen.

Im Laufe der Jahrhunderte habe es verschiedene Kirchen in Steimke gegeben. Immer wieder seien die Gotteshäuser ein Opfer von Flammen geworden. Letztmals im Jahr e1805. Anschließend wurde die Kirche gebaut, die es bis heute gibt und die für die Größe des Dorfs sehr stattlich in ihren Ausmaßen ausfiel. Zwölf Meter sei sie breit, 24 Meter lang und fast 18 Meter hoch. „Das hätte Steimke nicht gebraucht“, so Buchmüller.

Doch der Gottesdienst wurde nicht nur von Gläubigen aus dem Dorf besucht, sondern auch von denen aus den Nachbardörfern. Klar aufgeteilt waren die insgesamt 516 Plätze in der Kirche. Für die Steimker gab es 80, die restlichen waren für Orte wie Brome, Jahrstedt, Kunrau und andere reserviert. „Die Kirche ist von der Größe her gesehen ein Unikum, etwas Vergleichbares gibt es nicht in der Nähe“, wie es hieß.

Eine weitere Station des Spaziergangs war das Kriegerdenkmal an der Kirche. Errichtet wurde dieses 1922, Erbauer war ein Steinmetzmeister aus Brome. In der Mitte sind Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges aufgeführt. 36 Steimker waren im Krieg geblieben, sagte Buchmüller. Links und rechts wurden später noch zwei Tafeln für die Soldaten angebracht, die den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten. Das waren 47 Steimker und elf weitere Bewohner, die während des Krieges zugezogen sind, wusste Buchmüller.

In den Nachkriegsjahren habe es Probleme mit dem Denkmal gegeben, zeigt es doch Schwert und Stahlhelm und damit die Zeichen des deutschen Militarismus, wie es damals hieß. Die Zerstörung habe angewendet werden können, nachdem die Platten mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges davorgestellt wurden.

Anschließend endete der Spaziergang in der Kirche, wo sich die Teilnehmer mit Kaffee und Kuchen stärken konnten.