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Dürre Täglich sterben weitere Bäume

Die Wälder um Klötze leiden unter der Trockenheit. In einigen nachgepflanzten Beständen steuert der Ausfall die 90-Prozent-Marke an.

Von Siegmar Riedel 02.08.2018, 03:00

Klötze l Robert Clemens, Leiter des Forstreviers Kakerbeck, schüttelt bei diesem Anblick den Kopf. Wir befinden uns in einer sechs Hektar großen Ersatzaufforstung mit Roteichen aus dem Jahr 2014. „Der komplette Jahrestrieb von 2018 ist verloren“, bedauert Robert Clemens. „Wenn wir Glück haben, treiben die Pflanzen wegen guter Wurzeln im nächsten Jahr wieder aus. Aber das Wachstum aus den ersten vier Jahren ist erst mal verloren.“

7000 Stück Roteichen werden auf einem Hektar in den Boden gebracht. Bei Kiefern sind es 10.000 junge Bäume, bei Lärchen 3000. Da kommt schnell einiges an Geld zusammen, das bei dieser Dürre regelrecht verbrannt ist. Doch mit finanziellen Hilfen können die Waldbesitzer, wie eventuell die Landwirte, nicht rechnen.

Auch die am Rand der Aufforstung zu sehenden Ginster, Heckenrosen und anderen Pflanzen leiden extrem unter der gleißenden Sonne. Viel ist bereits vertrocknet.

In einem Kiefernbestand ein paar Meter weiter lassen die jungen Pflanzen ebenfalls zum großen Teil die Köpfe hängen: verdorrt. „Die Kiefern trocknen ab, die sind tot, komplett“, beschreibt Robert Clemens. Die Ausfälle würden wöchentlich zunehmen. „In vier Wochen werden schon doppelt so viele Kiefernbäume tot sein.“ Von den jungen Lärchen seien bereits jetzt rund 80 Prozent tot, von den Roteichen die Hälfte, bei den Kiefern seien es insgesamt 15 Prozent. Vor zirka vier Wochen hätten die meisten Kiefern noch passabel ausgesehen, doch jetzt würden auch sie die Hitzeschäden nicht mehr kompensieren können.

Helmut Jachalke, Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark mit Sitz in Klötze, kann sich nicht daran erinnern, in seiner Laufbahn schon einmal einen so extremen Sommer erlebt zu haben. „Anfang Mai, in der Hauptwuchsphase, hat ja schon Wasser gefehlt.“ Diese Dürre sei wirkungsvoller als jedes Herbizid (Pflanzenvernichtungsmittel). Ältere würden berichten, dass es 1959 schon einmal eine so verheerende Dürre gegeben habe.

Noch nicht ganz so schlimm stellt sich die Situation für die Altbestände der Bäume dar. Sie vertragen mal eine längere Dürreperiode, auch wenn das Wasser fehlt. Sie verfügen über ein größeres Wurzelnetz. Robert Clemens: „Die Wurzeln einer alten Kiefer gehen vielleicht einige Meter tief rein in den Boden und erreichen dadurch Grundwasser.“ Damit würden sie die Dürrezeit durchstehen.

Allerdings fehlt den Bäumen dennoch Wasser. Dadurch schaffen sie es nicht auszuharzen. Helmut Jachalke verdeutlicht: „Alle Bäume stehen durch die Trockenheit gewaltig unter Stress. Der Jahresring 2018 wird extrem schmal sein, weil das Wachstum fehlt.“ Das sei bei allen Baumarten so. Ihnen fehle nicht nur das Wasser. „Sie verbrennen von der Sonne regelrecht“, betont er.

Auch eine Nachpflanzung mit größeren Setzlingen würde laut Robert Clemens den Schaden nicht verhindern können: „Nehmen wir zweijährige Pflanzen, sind die zwar größer, brauchen aber auch mehr Wasser. Die Gefahr ist riesig, dass sie nicht anwachsen. Außerdem wären die Kosten noch höher.“

Einen Fonds für Dürrejahre gibt es nicht. Waldbesitzer können derzeit nicht mit finanzieller Hilfe rechnen.