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Fitness-Studio Hilfsanträge statt Hanteltraining

Für Fitness-Studios wird die Lage allmählich prekär. Hingegen will Dirk Spaehn aus Klötze nicht jammern.

Von Markus Schulze 31.01.2021, 05:00

Klötze l Wer seine guten Vorsätze umsetzen und etwas für seinen Körper tun will, hat Pech. Die Fitness-Studios müssen laut Corona-Verordnung noch bis zum 14. Februar geschlossen bleiben. Mindestens. Genau das hat nun den Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) auf den Plan gerufen. „Aufgrund der erneuten Schließung im November sind die Betriebe insgesamt nun mehr als fünf Monate ohne echten Umsatz“, heißt es in einer Mitteilung. Darin ist von einer „zugespitzten Situation“ die Rede. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass Januar und Februar für die Branche wichtige Monate seien, weil dann die meisten Neuverträge abgeschlossen würden. Ein Ausgleich der „normalen Fluktuation“ sei daher nicht möglich, heißt es vom DSSV, der ein spezifisches Nothilfeprogramm fordert und kritisiert, dass die „unbürokratisch zugesicherten“ Gelder der November- und Dezemberhilfen bis dato gar nicht oder nur in geringem Umfang an die Fitness-Studios geflossen seien. Das bleibe nicht ohne Folgen, die Liquidität der meisten Betriebe sei aufgebraucht. „In der momentanen Situation zählt jeder Tag. Der Unmut steigt“, macht der Verband deutlich.

Nicht ganz so dramatisch bewertet Dirk Spaehn die aktuelle Lage. Er betreibt mit dem „Fitness4you“ das einzige Fitness-Studio in Klötze. Seit Ende Oktober, so berichtet er im Gespräch mit der Volksstimme, sei es geschlossen. Dabei habe er zuvor alles getan, damit seine Mitglieder die Abstands- und Hygieneregelungen einhalten können.

Vergebens. Mit Beginn der zweiten Corona-Welle wurden die Maßnahmen wieder verschärft und ließen es nicht mehr zu, dass bei ihm trainiert werden kann. „Ich hätte nicht gedacht, dass es zu einem zweiten Lockdown kommt“, sagt Spaehn. Die Entscheidungen der Politik könne er zwar nachvollziehen, für sein Geschäft seien diese aber schädlich.

Spaehn ist froh, immer sparsam gewesen zu sein. Deshalb könne er jetzt von den Rücklagen zehren. „Andere sind bestimmt noch schlimmer dran“, will er nicht wehklagen, die staatlichen Abfangmechanismen auf Anraten seines Steuerbüros aber dennoch nutzen. Vor kurzem habe er die November-Hilfe beantragt. „Innerhalb von zwei Minuten wurde der Antrag bewilligt. Auf dem Konto ist das Geld auch schon“, freut sich Spaehn. Hingegen sei der Antrag auf die Dezember-Hilfe noch in Bearbeitung.

Froh ist der Klötzer darüber, keine Mitarbeiter zu haben, die er in Kurzarbeit schicken müsste, und darüber, dass die Gerätschaften in seinem Studio bereits abbezahlt seien. Raten müsse er also nicht mehr begleichen. Fällig werde weiterhin die Miete. „Strom und Wasser habe ich runtergedreht“, erzählt Spaehn, der die ungewollt freie Zeit dazu nutze, um zu renovieren.

Bedauerlich findet es der Klötzer, dass er diesmal nicht vom lukrativen Weihnachtsgeschäft habe profitieren können. Fitness-Gutscheine, so weiß er aus Erfahrung, seien sonst ein beliebtes Geschenk.

Wenigstens halten ihm die meisten Kunden die Treue. Warum auch nicht? Denn anders als im Frühjahr 2020, als keinem klar war, was kommen wird, verzichtet Spaehn derzeit auf die Abbuchung der monatlichen Beiträge. „Die Verträge ruhen alle. Das Studio ist zu. Da darf ich doch kein Geld verlangen“, findet Spaehn, der ansonsten ein schlechtes Gewissen hätte, zumal er staatliche Hilfen beantragt hat und sich an den Grundsatz „keine Leistung, kein Geld“ halten will. „Pleite bin ich noch nicht“, betont Dirk Spaehn, der endlich wieder arbeiten möchte und inständig hofft, sein Fitness-Studio bald öffnen zu dürfen.

Bis dahin wird er wohl neue Snacks und Shakes bestellen müssen. Bei dem, was derzeit noch an Riegeln und Getränken vorhanden ist, „läuft nämlich das Haltbarkeitsdatum ab“.