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Freiwilligendienst Es klappt auch ohne Zivis

Der Bundesfreiwilligendienst wurde vor fünf Jahren als Ersatz für den Zivildienst geschaffen. In Klötze hat er sich etabliert.

Von Tobias Roitsch 27.02.2016, 02:00

Klötze l Die jungen Männer konnten fast alles: Sie fuhren Essen aus, mähten Rasen oder halfen im Büro. Zivildienstleistende waren vielseitig einsetzbar. Und eine wichtige Hilfe in vielen Einrichtungen. Doch als im Sommer 2011 die Wehrpflicht in der Bundesrepublik ausgesetzt wurde, gab es auch den Ersatzdienst nicht mehr. Eingeführt wurde stattdessen der Bundesfreiwilligendienst. Das neue daran: Jedem steht der Dienst offen. Bufdi, so die Abkürzung für die Freiwilligendienstler, kann jeder werden, der die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat. Nach oben gibt es keine Altersgrenze. Die Einsatzdauer kann zwischen sechs und in Ausnahmefällen maximal 24 Monaten betragen.

Angeboten wird der Freiwilligendienst auch in Klötzer Einrichtungen. „Es ist eine gute Alternative zum Zivildienst“, sagt Ute Hoppe. Sie arbeitet im Sozialcentrum Altmark (SCA) in der Personalabteilung. Früher war sie für die Zivis zuständig. Und heute ist sie es eben für die Bufdis. Die Umstellung der beiden Dienste sei 2011 im SCA in einem fliegenden Wechsel vollzogen worden. „Gerade die Anfangszeit lief aber sehr schwer an“, erinnert sich Ute Hoppe. In der ersten Zeit hätte die Einrichtung keine Bewerber gehabt. „Es war eben etwas Neues“, schätzt Hoppe. Schließlich fanden sich aber doch Bufdis, die im SCA mitarbeiten wollten – sechs waren es bislang seit 2011. Die meisten von ihnen, so Ute Hoppe, seien jünger als 27 Jahre gewesen. „Wir hatten aber auch schon eine Teilnehmerin, die Mitte 50 war.“ Sowohl Männer als auch Frauen leisten ihren Dienst im SCA. Bisher blieben fast alle für 18 Monate.

Bufdis fahren Essen aus und helfen in der Betreuung mit, begleiten etwa Schwestern in der Tagespflege. Auf diese Weise können gerade die Jüngeren herausfinden, ob ihnen der Beruf des Altenpflegers liegt, erklärt Ute Hoppe. Im Anschluss an den Freiwilligendienst ist eine Berufsausbildung im SCA durchaus möglich.

„Die Nachfragen ebben derzeit aber etwas ab“, berichtet die Personalverantwortliche. In Beetzendorf und Klötze bietet das SCA jeweils zwei Stellen an. Von diesen ist aber nur eine besetzt. „Gerade für die unter 27-Jährigen gibt es zahlreiche offene Lehrstellen. So müssen die Jüngeren wohl die Zeit nicht mehr überbrücken, bis sie eine Ausbildung beginnen“, nennt Ute Hoppe mögliche Gründe für die mangelnde Nachfrage. Die älteren Bewerber, so Hoppe weiter, könnten vielleicht durch die verpflichtenden Seminare abgeschreckt werden, die für jeden Freiwilligendienstleistenden vorgeschrieben sind. Für Teilnehmer, die älter als 27 Jahre sind, ist das mindestens ein Tag pro Monat.

Den Bundesfreiwilligendienst sieht Thekla Putzke von der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) als guten Ersatz für den Zivildienst. Ein bisschen trauert man den Zivis aber noch nach, wie Thekla Putzke sagt: „Sie brachten viele eigene Ideen ein und die Kinder fanden sie toll.“ Seit 2011 bietet die Einrichtung nun den Bundesfreiwilligendienst an. Drei Frauen und zwei Männer haben bislang daran teilgenommen. Der älteste war 72 Jahre alt.

Mit den Bufdis werden Absprachen getroffen, welche Arbeiten sie im Haus übernehmen können, sagt Thekla Putzke. Mithelfen können sie bei den Gruppentreffen, die es in der EFA gibt. Dann sind Tische auf- und wieder abzuräumen. Auch die Arbeit mit Kindern ist möglich. „Für jeden findet sich etwas“, sagt Thekla Putzke. Auf einen Probearbeitstag legt sie Wert, damit man sich kennenlernen kann. Bewerber sollen dabei auch sagen, welche Arbeiten sie sich vorstellen können.

Bisher blieben drei der Bufdis für 18 Monate in der EFA, zwei für ein Jahr. Aktuell verlängert wieder eine Teilnehmerin ihren Dienst um sechs Monate. Ab Oktober sucht die EFA neue Freiwillige. „Bis jetzt ging es aber immer weiter“, so Putzkes Fazit.

Eine neue Freiwillige unterstützt ab April das Team des Jugendklubs Corner in Klötze, wie Leiterin Thora Popowsky mitteilt. Im Dezember hatte die letzte Teilnehmerin aufgehört, die zeitliche Lücke ist also relativ klein. „Ausnahmsweise haben wir mal keine Bewerberprobleme“, freut sich Thora Popowsky. Das war nicht immer so. „Stellenweise lief es sehr schleppend, da hatten wir keine Bewerber“, erinnert sie sich. Vier Bufdis hat es seit 2011 in der Einrichtung gegeben. Zuvor wurden Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr, nicht aber für Zivildienstleistende angeboten. „Auch da hatten wir manchmal ein Jahr lang keine Bewerber“, so Popowsky. Das Fehlen der freiwilligen Kraft macht sich dann schon bemerkbar. So fehlt ein zusätzliches Paar Augen, das auf die Kinder guckt. „Ich bin entspannter, wenn noch jemand da ist. Dann kann ich auch mal im Büro arbeiten.“

Bufdis sind im Corner für die jungen Besucher da, haben ein offenes Ohr, spielen mit ihnen und planen Ausflüge. „Den Jüngeren, die noch keine Berufserfahrung haben, wollen wir etwas mitgeben“, beschreibt Popowsky das Ziel des Dienstes. Etwa 20 Jahre alt waren die Bufdis und blieben meist für ein Jahr. Die neue Freiwillige ist 52 Jahre alt. „Ich hoffe, dass sie viel von ihrer Lebenserfahrung einbringen kann. Sie kennt die Einrichtung und die Jugendlichen schon von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit“, sagt Thora Popowsky. Ihr Fazit zum Bundesfreiwilligendienst: „Es ist eine tolle Sache.“