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Friedhof Grab vom Stadtvater verwuchert

Kaum noch wiederzukennen ist das Familiengrab vom früheren Klötzer Bürgermeister August Mosel auf dem Friedhof am Kapellenberg.

Von Henning Lehmann 07.09.2020, 06:00

Klötze l Ortschronist und Ortschaftsrat Bernd Granzow traut seinen Augen nicht, als er nach Jahren wieder vor der Familien-Ruhestätte vom früheren Klötzer Bürgermeister (1914 bis 1919) August Mosel steht. „Ach du Gott, dass sieht ja aus“, ist der erste Stoßseufzer des Klötzer Ortschronisten. Er selbst hatte bis 2014 das Grab gemeinsam mit dem früheren Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Schmidt über dessen Firma ehrenamtlich gepflegt, weil es keine direkten Erben gibt. Als Schmidt das Gewerbe vor sechs Jahren abmeldete und in den wohlverdienten Ruhestand gin, genau wie Bernd Granzow, wurde die Grabstätte auch nicht mehr in Ordnung gehalten. Die Stadtverwaltung hatte die Pflege ihres großen Sohnes völlig aus den Augen verloren und überließ die Ruhestätte seit Jahren der Natur.

Von dem einstigen, wohl größten Familiengrab auf beiden Klötzer Stadt-Friedhöfen ist kaum noch etwas zu erkennen. Die Gräber und Namensplatten aller fünf Verstorbenen sind mit Efeu zugewuchert und die Schriften kaum noch zu lesen. Das gesamte Areal befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Reichlich Wildwuchs, und getrocknete Blätter haben das Familiengrab mittlerweile zu einem Schandfleck auf dem Friedhof gemacht. Auch Besucher ärgert der schlechten Zustand der Ruhestätte. So wie Kerstin Schulze, die in unmittelbarer Nähe eine Grabstätte betreut. „Die Ruhestätte ist eine wilde Müllkippe geworden“, sagt sie als sich Bernd Granzow und der SPD-Fraktionschef im Stadtrat, Alexander Kleine, die Fläche ansehen.

Kleine will das Problem nun bei Bürgermeister Uwe Bartels ansprechen und mit ihm eine gemeinsame Lösung für die Pflege des Familiengrabes suchen. „Die Ruhestätte von August Mosel ist Erinnerungskultur und Stadtgeschichte. Das muss erhalten werden“, so der Fraktionschef der Sozialdemokraten.

August Mosel (18. August 1864 ‑ 4. März 1920) hatte während des Zweiten Weltkrieges den Posten des Bürgermeisters der Stadt inne. Zudem wurden ihm der Titel des Kommissionsrates, der in Deutschland bis 1918 verliehen wurde, zugesprochen. Den Ehrentitel bekamen Geschäftsleute und Bürgermeister, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht hatten. Dazu gehörte auch August Mosel. Er unterstützte mit großen Spenden unter anderen den Schützenverein und stiftete mehrere hochwertige Schützenketten. „Er galt zu seiner Zeit als ein engagierter Geschäftsmann, der an die Klötzer Ackerfläche verpachtete, damit sie verschiedene Kulturen zur Ernährung in der damaligen Zeit anbauten konnten“, hatte Ortschronist Bernd Granzow recherchiert. Auch die altmärkische Kleineisenbahn gründete er mit, um Güter von verschiedenen Orten innerhalb der Altmark zu transportieren. In Erinnerung an sein Leben wurde auch die heutige Friedensstraße nach seinem Tod über einige Jahre in August-Mosel-Straße umbenannt. Den DDR-Oberen gefiel das nicht und sie tauften sie wieder in Friedensstraße um. Am Geburtshaus von August Mosel, dem heutigen Restaurant Braunschweiger Hof, erinnert eine Gedenktafel an den großen Sohn der Stadt und auch der Saal im Gebäude ist nach ihn benannt.

In der Ruhestätte auf dem katholischen Friedhof am Kapellenberg sind nach Recherchen neben August Mosel, der am 4. März 1920 im Alter von nur 56 Jahren starb, auch seine Frau Emma (1862 - 1955) und seine drei Töchter Gretchen (1900 - 1901), Lucie (1893 - 1951) sowie Emma (1898 - 1948) beigesetzt.