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Friedhof Satzung sorgt für Gesprächsstoff

Die Steimker wollen auf ihrem anonymen Urnenfeld eine Namenstafel anbringen. In Jahrstedt gab es dazu ein Für und Wider.

Von Markus Schulze 20.02.2019, 20:00

Jahrstedt l Angestoßen von den Steimkern, die auf dem anonymen Urnenfeld eine Stele platzieren möchten, um darauf die Namen der Verstorbenen verewigen zu können, erörtern derzeit die Ortschaftsräte im Bereich der Stadt Klötze, ob sie für ihre Friedhöfe ebenfalls noch spezielle Wünsche haben. Erst wenn alle Hinweise vorliegen, soll die kommunale Friedhofssatzung geändert werden. Genau das ist nötig, um dem Wunsch aus Steimke zu entsprechen. „Wir haben jetzt die Chance, etwas zu verändern, wenn das gewollt ist“, leitete Jahrstedts Ortsbürgermeister am Montagabend bei der Sitzung des Ortschaftsrates zu dem Thema über. Daraufhin entwickelte sich eine Debatte, bei der über das Für und Wider gesprochen wurde.

Einwohner Karl-Heinz Schmidt erwies sich als Befürworter des Vorschlags aus Steimke. Ihm schwebte eine kleine Namenstafel (20 x 10 Zentimeter) vor, auf der die wichtigsten Informationen zum Verstorbenen benannt werden könnten. Er wusste, dass dies in Städten wie Hannover oder Braunschweig auf diese Weise gehandhabt würde und regte an, dass man sich auf einen Kompromiss einigen und die Satzung ändern sollte. Sein Hauptargument war, dass Anonymität nicht zum Dorfleben passe.

Eine Einwohnerin, die ihren Namen nicht nannte, schloss sich diesen Aussagen an. Auf dem Dorf, so sagte sie, kenne sich jeder. Anonymität gebe es im Grunde nicht. Daher dürfe der Name des Verstorbenen nach seinem Ableben auch nicht einfach so verschwinden. Es sei wichtig, dass die Dorfbewohner wüssten, wer wo begraben liegt. Der Einwohnerin schwebte ein kleines Holzgestell vor, auf dem die Namen der Verblichenen angebracht werden könnten. Oder ein Täfelchen. Auf jeden Fall, so meinte die Einwohnerin, sollte die Möglichkeit der Namensnennung auf dem anonymen Gräberfeld nicht gleich beiseite gewischt werden.

Einwohnerin Ilona Schultze sah das hingegen komplett anders. „Ich bin strikt dagegen“, machte sie deutlich. So hätten sich die Hinterbliebenen, vermutlich auf Geheiß des Betroffenen, bewusst für die anonyme Bestattungsform entschieden. Das sollte respektiert werden, forderte Schultze.

Dem stimmte Randy Schmidt zu. So handele es sich bei einer anonymen Bestattung nun mal um eine namenlose Bestattung. „Als das damals bei uns mit der grünen Wiese aufkam, war doch jedem klar: anonym ist anonym.“ Daher verstehe er auch die Diskussion nicht. Die städtische Friedhofssatzung werde ohnehin angepasst, wusste der Ortsbürgermeister. Bezogen auf die Preise. Ansonsten sehe er aber keinen Grund, daran etwas zu verändern. Im Übrigen sei an ihn noch niemand mit dem Wunsch herangetreten, ein Namensschild haben zu wollen, so wie es in Steimke geplant ist. Gleichwohl könnte er sich damit anfreunden, wenn normierte Steinplatten mit Namenszug auf die Urnengräber gelegt werden, falls das von der Einfassung her möglich ist.

Seine Ratskollegen wendeten sich klar gegen die Idee aus Steimke. „Man muss nichts übers Knie brechen, was nicht notwendig ist“, sagte Ronny Bratke.

„Wir sollten die Satzung so lassen, wie sie ist. Mit den Bestattungsformen, die wir haben“, meinte auch Eckhard Bromann. Er fügte hinzu: „Anonym ist anonym.“ Außerdem kam er darauf zu sprechen, dass die Satzung bisweilen schon jetzt umgangen werde, indem Grabschmuck auf die grüne Wiese gelegt werde. „Und wer räumt das dann weg? Die Stadtwirtschaft.“ Generell ärgerte sich Bromann darüber, dass in die Container, die eigentlich nur für Grünabfälle gedacht seien, auch Plastik und Gläser geschmissen würden. „In Kunrau hat die Stadt jetzt drei große Container abfahren lassen. Da entstehen enorme Kosten“, gab Bromann zu bedenken und appellierte daran, den Grabschmuck, der nicht in den Container gehört, mit nach Hause zu nehmen.

Hans-Jürgen Schulze wies noch darauf hin, dass an die Stelen, Platten oder was auch immer verwendet wird, um darauf die Namen zu verewigen, besondere Anforderungen hinsichtlich der Standsicherheit gestellt werden müssten. Holz käme nicht infrage, weil es verrotte. „Da müsste man schon einen Granitpfahl nehmen. Und der ist richtig teuer“, mahnte Schulze. Auch Maik Theisz sprach sich „strikt“ gegen eine Änderung aus. „Viele Fremde sagen, dass sie so einen aufgeräumten Friedhof wie in Jahrstedt noch nicht gesehen haben. Also können wir ja bisher nicht so viel falsch gemacht haben.“

Schließlich verständigte sich der Jahrstedter Ortschaftsrat darauf, dass eine Änderung der Friedhofssatzung nicht gewollt sei. Anonym sollte anonym bleiben. Die Idee mit den Steinplatten sei aber interessant.