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Friedhofstreit Der Geduldsfaden reißt

Namensschilder sollen in Steimke verhindern, dass Verstorbene trotz anonymer Bestattung in Vergessenheit geraten. Passiert ist noch nichts.

Von Markus Schulze 17.02.2020, 12:29

Steimke l Schon seit längerer Zeit kämpfen die Steimker darum, auf ihrem anonymen Urnenfeld eine Stele mit Namensschildern errichten zu dürfen. Am 11. August 2018, also vor mehr als anderthalb Jahren, hat der Ortschaftsrat beim Klötzer Stadtrat beantragt, die Friedhofssatzung dahingehend zu ändern. Passiert ist das aber immer noch nicht. Deshalb platzte Einwohner Joachim Willmann bei der jüngsten Sitzung des Steimker Ortschaftsrates der Kragen. „Ich weiß nicht, warum uns so viele Probleme bereitet werden“, sagte er und nannte einige Beispiele aus dem Raum Gardelegen, wo das Modell mit den Namensschildern längst praktiziert werde. „Das ist doch eine einfache Sache“, meinte Willmann. „Aber hier legt man uns Steine in den Weg, obwohl in Steimke fast alle dafür sind.“

Joachim Willmann betonte, dass die Idee mit Stele und Namensschildern vor allem für den Steimker Heimatverein von Interesse sei, damit die Verstorbenen nicht in Vergessenheit geraten. Es seien nur kleine Kupfertafeln geplant (20 mal 10 Zentimeter) und auch nur für jene, die das möchten. Niemand werde gezwungen. Wer anonym beerdigt werden wolle, der bleibe auch anonym. Zudem sei der Vorschlag lediglich für Steimke gedacht. „Ob andere Orte dafür sind oder dagegen, spielt doch überhaupt keine Rolle“, schimpfte Willmann. „Es geht um Steimke, und wir wollen das so haben.“ Die Stadt Klötze forderte er auf, das Thema endlich abzuschließen.

Ortsbürgermeister Frank Kraskowski erinnerte daran, dass sich der Stadtrat eigentlich vorgenommen habe, die Friedhofssatzung bis März 2019 anzupacken. Allerdings sei es bei dem bloßen Vorhaben geblieben. „Die haben darüber noch kein einziges Mal gesprochen“, ärgerte sich Kraskowski. Ein Beschluss des Stadtrates sei aber nötig, weil die jetzige Satzung eine halbanonyme Bestattung nicht zuließe. Genau deshalb habe der Steimker Ortschaftsrat den formellen Weg eingehalten und einen Antrag gestellt. „Hinter diesem Beschluss stehen wir nach wie vor“, machte der Ortsbürgermeister deutlich. „Leider können wir nicht machen, was wir wollen“, bedauerte er und wunderte sich, warum sich die Stadt Klötze gegen etwas sträube, was im Landkreis Gifhorn, im Bördekreis oder auch in Magdeburg längst nichts Ungewöhnliches mehr sei. Die Alternative zu den Namensschildern seien Urnenstelen wie in Kunrau. „Aber die kosten richtig Geld. Unsere Variante ist wesentlich günstiger“, rechnete Kraskowski vor.

Einwohnerin Birgit Pfefferkorn schlug vor, eine Unterschriftensammlung zu initiieren. Schließlich sei das im Falle des Radwegs von Erfolg gekrönt gewesen, der Kreis habe sich dem Bürgerwillen gebeugt. Kraskowski riet davon aber ab und kündigte stattdessen an, im Hauptausschuss oder im Stadtrat nochmal nachzuhaken. Gerne könnten sich auch Einwohner aus Steimke nach Klötze aufmachen, um in den beiden Gremien ein bisschen Druck aufzubauen. Um Unterstützung aus Jahrstedt hatte der Ortsbürgermeister bereits geworben (Volksstimme berichtete).

Auf Nachfrage der Volksstimme erklärte Bürgermeister Uwe Bartels, dass die Verwaltung mittlerweile alle Meinungen aus den Ortschaftsräten gesammelt habe, aber keine neue Friedhofssatzung „aus dem Boden stampfen“ könne. Das werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Einen konkreten Termin konnte der Bürgermeister nicht nennen. Offen sei auch, ob es eine allgemein gültige Fassung für alle Friedhöfe geben werde oder ein Spielraum für individuelle Lösungen in den einzelnen Orten gelassen werde. „Letztlich muss das der Stadtrat entscheiden“, sagte Bartels.

„Bleibt zu hoffen, dass der Stadtrat zu unseren Gunsten entscheidet“, merkte Joachim Willmann im Steimker Ortschaftsrat an.