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Gedenkfeier Pacholik: "Wir sind die Adolph-Frank-Stadt"

Vor 100 Jahren ist der berühmte Klötzer Adolph Frank gestorben, Seine Verdienste sollen vom 28. bis 30. Mai gewürdigt werden.

Von Siegmar Riedel 06.05.2016, 03:00

Klötze l „Das Programm steht, die Aufträge für den Druck von Plakaten und Flyern sind ausgelöst.“ Das sagte Klötzes Bürgermeister Matthias Mann bei einem Gespräch am Mittwoch im Rathaus. Zusammen mit Klaus Pacholik, Pfarrer in Ruhe, und Hauptamtsleiter Christian Hinze-Riechers informierte er über Details zur dreitägigen Ehrung von Adolph Frank. Der Todestag des gebürtigen Klötzers jährt sich am 30. Mai zum 100. Mal.

Der Wissenschaftler Adolph Frank gilt als Begründer der Kali-Industrie weltweit und entdeckte die Bedeutung von Kali als Dünger. Er erfand die Gaslampen für Straßenbeleuchtungen. Die Braunfärbung der Bierflasche, damit der Inhalt länger haltbar bleibt, geht ebenfalls auf ihn zurück.

Seit mehr als zwei Jahren laufen nun die Vorbereitungen für die Ehrung vom 28. bis 30. Mai. Einen Feinschliff übernahm die Arbeitsgruppe in ihrer Sitzung am Dienstag. Erwartet werden auch Nachfahren des Klötzers. „Elf Nachfahren aus der Linie von Paul Frank kommen aus den USA“, berichtete Matthias Mann, „und sieben der Linie von Louis Frank aus Großbritannien.“

Am ersten Tag der Feierlichkeiten, am Sonnabend, steht eine Fahrt nach Staßfurt, wo Frank das erste Kali-Werk errichtete, auf dem Programm. Dort wird es mit Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner einen Empfang im „Dr. Adolpf Frank“-Gymnasium geben. Eine Stadtrundfahrt mit Besichtigung des Bergbaumuseums schließt sich an.

Klötze steht am Sonntag im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Um 10 Uhr wird eine Stele auf dem Adolph-Frank-Platz eingeweiht. Auch eine Informationstafel soll enthüllt werden. Im Anschluss ist eine Kremserfahrt mit den Gästen zu geschichtsträchtigen Gebäuden in Klötze vorgesehen. Die Erläuterungen dazu übernimmt Stadtchronist Ulrich Koppe.

Eine große Festveranstaltung beginnt um 14 Uhr im Altmarksaal. „Musikalisch umrahmt wird der Festakt von Kirchenmusikdirektor Matthias Böhlert, Konzertklarinettist Jens Drebenstedt und dem Gemischten Chor Ristedt.

Die Historiker Ulrike Krauße und Steffen Dobin werden zum Leben und Wirken von Frank sprechen. Premiere haben auch die ersten 500 Exemplare ihrer Frank-Biografie. „Ich bin begeistert von dem, was sie recherchiert haben und wie es aufgearbeitet ist“, sagte Matthias Mann. Angeboten wird das Buch für eine Schutzgebühr von zehn Euro.

Zu Wort kommen auch die neue Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert, Superintendent Matthias Heinrich, Rabbiner Benjamin David Soussan und Patricia Frank, Urenkelin von Adolph Frank.

Am Montag wird ein erläuterndes Straßenschild im Berliner Heubnerweg, ehemals Adolph-Frank-Straße, eingeweiht. Es folgen eine Gedenkfeier auf dem Luisenfriedhof II mit Kranzniederlegung sowie Gespräche im Rathaus von Berlin-Charlottenburg.

Matthias Mann betonte, dass die einzelnen Festpunkte in Klötze und Berlin öffentlich sind und von jedermann besucht werden können. Er sagte: „Klötze möge sich in einem guten Bild präsentieren und die Stadt damit bis Berlin, Großbritannien und in die USA bekannter machen.“

Klaus Pacholik, der maßgeblichen Anteil an dem Frank-Gedenken hat, bat darum, dass jeder, der in Berlin dabei sein wird, einen Stein mit zum Friedhof bringt und am Grabmal ablegt. „Das ist eine jüdische Sitte“, erklärte er und sagte: „Wir sind die Stadt von Adolph Frank.“ Das sei auch identitätsstiftend für die Klötzer. Schließlich sei Adolph Frank ein bedeutender Wissenschaftler. „Er hat mit der Erfindung des Kunstdüngers dafür gesorgt, dass wir morgens satt werden“, betonte Pacholik. Für ihn ist besonders wichtig: „Die Angehörigen von Frank sind die Leidtragenden. Ihnen müssen wir die Hand reichen. Denn auch in Klötze ist damals die SA marschiert.“ Mit einem Foto der Klötzer unter dem neuen Berliner Schild mit dem Hinweis auf Adolph Frank solle ihnen symbolisch klar gemacht werden: Was mit Frank und anderen Juden geschehen ist, tut uns leid. „Das ist für mich der zentrale Punkt des Besuchs der Nachfahren.“