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Geldsammlung Betrüger: „Ich schlage dein Auto kaputt“

Den 25. September wird Carola R. (Name von der Redaktion geändert) nicht vergessen. Sie wurde zu einer Geldspende gedrängt.

Von Henning Lehmann 29.09.2020, 19:22

Beetzendorf/Klötze l „Ich war zunächst geschockt, was gerade passiert war“, fasste Carola R. die Begegnung vor dem Beetzendorfer Supermarkt am vergangenen Freitag gegen 13 Uhr zusammen. Die Frau aus einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Klötze war gerade von der Arbeit gekommen und wollte in dem Supermarkt an der Beetzendorfer Lindenstraße einkaufen. Noch im Auto sitzend, wurde die Frau bereits mit einem Zettel an der Windschutzscheibe von dem Mann mit Migrationshintergrund angesprochen. „Er sammele Geld für den Behinderten- und Gehörlosenverband, sprach er leise zu mir. Er hat so getan, als wenn er selbst betroffen ist“, erinnert sich die Betroffene. Doch schnell wurde der 60-Jährigen klar, dass es sich um reine Abzocke handelt und der Mann von der Westaltmärkerin nur Geld wollte.

„Ich habe sogar noch eine Arbeitskollegin, die auch auf dem Parkplatz war, gerufen, sie möchte kommen und auch etwas spenden. Denn wir arbeiten beide mit Behinderten und fanden die Aktion zunächst eine gute Idee. Doch dann hat es bei mir Klick gemacht“, schaut Carola R. zurück. Schnell änderte sie ihr Verhalten gegenüber dem Mann mit ausländischem Akzent. „Es war kein deutscher Bürger“, ist sie sich sicher. Der änderte auch von einer auf die andere Sekunde sein Verhalten und wurde plötzlich laut und wütend. „Der Mann konnte auf einmal plötzlich laut reden und sprach dabei sogar auf einmal deutsch“, blickt die 60-Jährige zurück. Als sie auch nicht auf einem Zettel unterschreiben wollte, eskalierte die Situation fast. „Auf dem Papier standen sechs bis sieben Unterschriften von Leuten, die angeblich für den Behinderten- und Gehörlosenverband gespendet hatten. Ob die Unterschriften echt waren, kann ich nicht beurteilen“, meinte die mutige Frau. Sie ließ sich auch nicht vom Schreien des Mannes einschüchtern.

Sie habe ihm geantwortet: „So nicht mein Freund. Was willst Du von mir?“ Darauf sei er noch wütender geworden und habe um sich geschrien: „Ich schlage dein Auto kaputt, wenn du aus dem Supermarkt rauskommst, ist es kurz und klein“, brüllte der Mann die Frau an, als er merkte, dass die Westaltmärkerin ihm kein Geld geben wollte.

Dann stieg der Mann in ein Auto und fuhr los. Im Wagen saßen noch zwei weitere Männer, die vom Auto aus den Vorfall beobachteten, aber nicht aktiv wurden. Mit etwas zittrigen Knien erledigte die Frau noch ihren Wochenendeinkauf und meldete im Anschluss den Vorfall der Klötzer Polizei. Den Beamten war diese Art von Vorfällen mit ominösen Spendensammlern bereits bekannt. Auch in Salzwedel gab es am Wochenende solche Fälle.

Eine 68-jährige Frau konnte dort allerdings vor diesen vermeintlichen Geldsammlern nicht mehr gewarnt werden. Sie wollte 5 Euro spenden, da sie aber kein Kleingeld zur Hand hatte, gab sie den Männern 50 Euro zum Wechseln. Doch sie verschwanden einfach mit dem Geld der Seniorin.

Die mutige 60-Jährige aus der Einheitsgemeinde Klötze möchte mit ihrer Aktion am Freitagmittag vor dem Beetzendorfer Supermarkt auch andere Menschen ermutigen, nicht auf solche Betrüger hereinzufallen, sondern ihnen das Handwerk vor Ort zu legen und sich gegen diese Art von unseriösen Geldsammlungen zur Wehr zu setzen. „Das ist nur Abzocke. Auf solche Betrüger sollten die Menschen nicht reinfallen“, betonte die tapfere 60-Jährige.

In Klötze kontrollierte die Polizei nach dem Hinweis der Frau in den vergangenen Tagen drei Geldsammler und war auf den Parkplätzen vor den Supermärkten in der Stadt am Wochenende präsent. Den drei Männern konnten von den Beamten allerdings keine betrügerischen Absichten nachgewiesen werden.

Dennoch rät die Polizei, sich über den jeweiligen Verein umfangreich zu informieren, wenn Sie spenden möchten. Dass sei vor jeder Spende an Vereine, die Geld auf der Straße oder auf anderem Weg in der Öffentlichkeit sammeln, sinnvoll. Wer sich dann immer noch unsicher ist, ob die gewünschte Geldspende illegal oder legal ist, kann auch bei der Polizei direkt anrufen, raten die Beamten.