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Goldener Löwe Zwischen Ärger und Hoffnung

Die 118-jährige Gaststättentradition im Goldenen Löwen endete vorerst zum 1. Dezember. Vor der Schließung gab es noch einen Diebstahl.

Von Henning Lehmann 11.12.2019, 12:30

Klötze l Gerlinde Homeier ist verärgert. Wenige Tage vor der Schließung des Goldenen Löwen am 1. Dezember haben Unbekannte aus dem Flur historische Fotos aus 100 Jahren Gaststättengeschichte sowie ein mit einem Spruch besticktes Leinentuch entwendet. „Uns fiel das nicht gleich auf. Erst wenige Tage später bemerkten wir das Fehlen der Fotos und des Leinentuches“, erzählte Gerlinde Homeier. Sie ist Inhaberin des historischen Gebäudes an der Breiten Straße in Klötze. „Beides sind Erinnerungsstücke. Das Leinentuch ist von meiner Mutter“, merkte die rüstige Seniorin an. Auf dem Tuch stand ein historischer Gastronomiespruch: „Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.“

Nicht nur der materielle Schaden ist enorm groß, auch der idelle. Der ist einfach nicht zu ersetzen. Zwar hat Familie Homeier den Diebstahl bei der Polizei gemeldet. Doch bislang tappen die Kriminalisten noch komplett im Dunkeln, was die Ermittlung der Täter betrifft. „Wir ermitteln in alle Richtungen. Haben allerdings noch keine heiße Spur“, sagte Salzwedels Polizeipressesprecherin Dana Banschus auf Nachfrage der Volksstimme.

Dass sich die beiden Erinnerungsstücke wieder anfinden, hat Gerlinde Homeier zwar wenig Hoffnung. Dennoch hat die Seniorin den Wunsch, dass sich die große Bildsammlung, die zum 100-jährigen Jubiläum der Gaststätte 2001 zusammengestellt wurde und die Entwicklung des Goldenen Löwen in den 100 Jahren in Bildern wiedergibt, sich doch noch irgendwie wieder anfindet.

Gerline Homeier hat vor 18 Jahren zum großen runden Jubiläum ein Foto von dem Erinnerungsbild und der damals erschienenen Festschrift gemacht und ließ einen Abzug für einen Flyer abziehen. Den hat die Klötzerin als A 4-großes Bild bereits in einigen Geschäften und beliebten Treffpunkten in der Stadt ausgelegt, um das einmalig zusammengestellte Bild mit einem unschätzbaren, historischen Wert vielleicht doch noch wiederzubekommen.

Gerlinde Homeier gibt die Hoffnung jedoch nicht auf und bittet die breite Öffentlichkeit um Mithilfe. „Das konnte ja keiner ahnen, dass dieses einmalige Bild und die Festschrift einmal gestohlen werden“, ist die rüstige Seniorin fast sprachlos.

Etwas optimistischer blickt sie in die Zukunft, was den Weiterbetrieb der Traditionsgaststätte betrifft. Zwar hat jüngst ein potenzieller Gastronom abgesagt. Dennoch arbeitet die Familie Homeier an einer Lösung, den Gaststättenbetrieb ab dem kommenden Jahr in dann fünfter Generation weiter zu führen. „Noch ist nichts spruchreif. Wir machen uns aber ernsthafte Gedanken“, meinte Gerlinde Homeier.

Der Groß Bierstedter Bodo Franz hat nach zehn Jahren den Pachtvertrag mit Familie Homeier zum Jahresende aus persönlichen Gründen gekündigt. Ein Grund war aber auch die schwierige Lage der Gastronomie in der Stadt. Somit hat Bodo Franz in vierter Generation im Auftrag der Familie Homeier die Gaststättentradition fortgeführt. Die Klötzer wünschen sich von ganzem Herzen ein Weiterbestehen des Lokals. Und vielleicht führt sie ja ein Homeier bald weiter.