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Gutshaus Beetzendorfer Swingertreff nur „Plan B“

Nach der Vorstellung der Konzepte für das Gutshaus ist das Vorkaufsrechtsfür die Gemeinde wohl vom Tisch.

Von Walter Mogk 22.05.2020, 01:01

Beetzendorf l Das Thema Gutshauskomplex im Park und die Aussicht auf einen möglichen Swingertreff in dem historischen Gebäude bewegt die Beetzendorfer nach wie vor. Das zeigte die große Resonanz auf die Bauausschusssitzung am Dienstagabend, die wegen der coronabedingten Abstandsregelungen extra in die Aula der Grund- und Sekundarschule verlegt wurde. Sowohl der neue Eigentümer Oliver Körtner und seine Lebensgefährtin Ramona Wild als auch Wilfried Schröder namens der in Gründung befindlichen Genossenschaft Dorf-Gut-Beetzendorf stellten ihre Konzepte für das Gebäudeensemble vor.

Wild, die den wiedereinzurichtenden Hotel- und Gaststättenbetrieb im Komplex übernehmen will, berichtete, dass sich ihr Lebensgefährte und sie beim ersten Besuch in das Gebäude verliebt hätten. Ihnen sei bewusst, dass „riesengroße Kosten und sehr viel Arbeit“ auf sie warten. „Wir rechnen mit Investitionen von zwei bis zweieinhalb Millionen Euro und einer Sanierungszeit von bis zu eineinhalb Jahren“, erklärte die Cellerin. Man habe das Gebäude schon entmüllt und den Schaden am Dach beheben lassen. Als nächstes werde man die Terrasse an der Gartenseite wieder herrichten.

Ziel sei es, das Gebäude wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Dabei arbeite man eng mit dem Denkmalschutz zusammen. Die Räume sollen ihren einstigen Renaissance- beziehungsweise Barockstil zurückerhalten. „Hier könnten Seminare und Empfänge stattfinden“, so Ramona Wild, die für den Garten das Anpflanzen alter Rosensorten und das Anlegen von Kräuterbeeten nach Hildegard von Bingen plant.

Für den Saal, in dem Fußboden und Heizung erneuert werden sollen, schwebt der Cellerin die Nutzung für Überraschungspartys, Auftritte von Livebands, Flohmärkte, Kleiderbörsen, Feste, Messen, Tanz- und Theaterveranstaltungen vor. „Wir sind da für Ideen aus der Bevölkerung offen“, so Wild. Neben dem Gaststättenbetrieb werde es auch einen Hotelbereich geben, der intern hauptsächlich für Gäste von Seminaren und Feiern vermietet wird. Auch eine Sauna sowie ein beheizbarer Whirlpool-Zuber im Mittelalterstil sollen Stammgästen zur Verfügung stehen.

Wild rechnet mit bis zu 30 Arbeitsplätzen in Voll- und Teilzeit sowie als Aushilfe, die im Normalbetrieb entstehen könnten. „Zu bestimmten Zeiten, wie etwa vor Weihnachten, auch mehr“, so die Cellerin. Für das Personal oder zur freien Vermietung könnten auch Wohnungen eingerichtet werden. Und was ist mit dem Swingertreff? „Das ist unser Plan B, falls es mit Hotel und Gaststätte nicht funktioniert“, meinte Ramona Wild. Wenn diese gut angenommen werden, könne es aber auch gut sein, dass diese Variante gar nicht notwendig werde.

Ein ganz anderes Konzept, nämlich das einer öffentlichen Nutzung des Gebäudekomplexes, favorisiert die zu gründende Bürgergenossenschaft. Sie will in den ehemaligen Gaststättenräumen ein Bürgercafé einrichten, das in Eigenregie betrieben wird. Der kleine Saal soll als Bürgertreff fungieren und für Veranstaltungen vermietet werden, der zu DDR-Zeiten errichtete große Saal abgerissen werden. „Er trennt das Gutshaus vom Park ab und passt vom Denkmalschutzkonzept her und wegen der geplanten Wiederherstellung der Sichtachsen nicht hierher“, erklärte Wilfried Schröder.

In den zwei Wochen, die der Genossenschaft zur Vorbereitung des Konzepts blieben, habe man mit zahlreichen regionalen und überregionalen Kooperationspartnern gesprochen, die sich einbringen würden. Etwa in einen Dorfladen, der entstehen soll. Gartensaal und Garten könnten für Konzerte, Theater und Bildungsveranstaltungen genutzt und auch die Freilichtbühne soll wiederbelebt werden. Dazu könnte in dem Gebäudekomplex ein Kuturhistorisches Zentrum und ein Zentrum für Umwelt- und Naturschutz eingerichtet werden – Ideen, die schon im Konzept der Familie von der Schulenburg vorhanden waren, die sich ebenfalls um den Kauf des Gutshauses beworben hatte.

Die Genossenschaft, die nach eigenen Aussagen bereits Anteilszusagen in Höhe von 40 000 Euro vorweisen kann, rechnet mit einem Finanzbedarf von bis zu 1,5 Millionen Euro und laufenden Kosten von 85 000 Euro jährlich. Dies finanziell abzusichern, sei derzeit allerdings noch nicht möglich, weshalb die Genossenschaft auch nicht als Dritter zur Verfügung steht, zu dessen Gunsten die Gemeinde das Vorkaufsrecht ausüben könnte. Mit dieser Aussage von Wilfried Schröder war letztlich klar, dass der Vorkaufsrechts-Joker passé ist, da die Gemeinde selbst den Komplex nicht übernehmen wird. „Deshalb werde ich als Bürgermeister in Widerspruch gehen, falls der Rat am 28. Mai anderes entscheiden sollte“, betonte Köppe.

Auch CDU-Fraktionschef Dietmar Sommer zeigte sich enttäuscht vom Alternativkonzept, dem die Substanz fehle. „Wie soll das funktionieren, wenn es keinen Dritten gibt, der das übernimmt, die Finanzierung nicht steht und unklar ist, was die Genossenschaft denkmalschutzmäßig besser machen will als der Käufer des Objekts?“, fragte er. Die neuen Eigentümer zeigten sich indes sicher, dass die Gemeinde ohnehin keine Handhabe für die Ausübung des Vorkaufsrechts habe. „Wir haben mit unseren Anwälten gesprochen und werden das Objekt nicht so ohne Weiteres wieder abgeben. Notfalls gehen wir bis zum Bundesgerichtshof“, kündigte Wild an.