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Interview Sein Ziel: Die Einheit hinbekommen

Am 24. Januar 2017 erfolgt die Ernennung von Hans-Werner Kraul zum Bürgermeister der Stadt Oebisfelde-Weferlingen.

20.12.2016, 01:00

Oebisfelde l Nachdem der Wahlverlauf fürs Bürgermeisteramt der Stadt Oebisfelde-Weferlingen für rechtens durch den Wahlleiter und Stadtrat erklärt ist (Volksstimme berichtete), steht der Ernennung von Hans-Werner Kraul am Dienstag, 24. Januar, nichts mehr entgegen. Sieben Jahre wird der Weferlinger dann als höchster Repräsentant in Persona des Bürgermeisters und Hauptverwaltungsbeamten die Stadt Oebisfelde-Weferlingen vertreten.

Volksstimme: Herr Kraul, wie kann sich der Leser Ihren Wechsel aus dem Berufsleben eines Lehrers hin zum Bürgermeister und Hauptverwaltungsbeamten der Einheitsgemeinde vorstellen?

Wenn auch die Wahl und der Amtsantritt relativ nahe beieinanderliegen, so geschieht dieser berufliche Wechsel nicht Knall auf Fall. Das Landesschulamt und ich stehen in Gesprächen, die verschiedene Optionen bieten. Als wahrscheinlichste Lösung kommt wohl eine Beurlaubung im Lehramt für die Zeit meiner hauptberuflichen kommunalpolitischen Arbeit in Betracht.

Welches sind die ersten Schritte, das Zepter als höchster Repräsentant der Einheitsgemeinde, sprich der Stadt Oebisfelde-Weferlingen und zugleich als Verwaltungschef, fest in die Hand zu nehmen?

Da habe ich mir so eine Art Masterplan zurechtgelegt. Ich teile mir den Tag in vormittags und abends ein. Zu früher Stunde und im Verlauf des Tages stehen die Aufgaben im Rathaus im Vordergrund, was kein Dogma bedeutet. Abends wird man mich vorwiegend bei den Sitzungen der Ortschaftsräte, Feuerwehr, bei Vereinen und Verbänden finden. Ich werde also meine Nase überall reinhängen, so Potenziale für Politik, Verwaltung und Bürger bei dieser Stärke-Schwächen-Analyse herausfinden.

Ihnen fehlen die fundierten und sicherlich notwendigen Voraussetzungen, um die verwaltungstechnischen Aufgaben zu leiten. Wie behelfen Sie sich? Welche neuen Strukturen wird die Stadtverwaltung einnehmen, da Bürgermeisterin Silke Wolf ja auch als Amtsleiterin für die Zentralen Verwaltungsdienste die Verwaltung auf vier Ämtersäulen aufgestellt hat?

Nun ja, zwischen Theorie und Praxis liegen in meinem Fall sicherlich nicht Welten. Durchaus sehe ich mich als erfahrenen Kommunalpolitiker, nicht zuletzt durch meine achtjährige Amtszeit als Bürgermeister der damaligen selbstständigen Gemeinde Weferlingen. Und auch die aktuelle Mitgliedschaft im Hauptausschuss sowie als Vorsitzender des Finanzausschusses sind kommunalpolitische Ämter, die arbeitsintensiv sind und einen hohen Wissensstand um das Wohl der Kommune verlangen. Und ich möchte auch auf meine zwei Wahlperioden im Kreistag verweisen. Diesen Sitz habe ich nur durch einen neuen Zuschnitt des Gremiums verloren, bei Weitem nicht mangels Wählerstimmen. Aber ich kann Ihnen auch sagen, dass ich Weiterbildungen für meine Arbeit in der Doppelfunktion besuchen werde.

Stichwort neue Strukturen. Fragen Sie mich das vielleicht 100 bis 150 Tage nach dem 24. Januar. Es wird erst einmal alles unverändert bleiben. Gespräche mit den Amtsleitern und der Besuch in jedem der Dienstzimmer in beiden Rathäusern sind für mich unabdingbar, um die Luft der Amtsstuben intensiv zu inhalieren.

Der Schuldenberg und das daraus von der Kommunalaufsicht auferlegte Konsolidierungskonzept dürfte eine schwere, wenn auch nicht unbekannte Bürde für die kommenden Jahre sein. Welche Faktoren und welche Maßnahmen müssen im Detail benannt zuerst umgesetzt werden?

Ich sehe die finanzielle Situation der Stadt nicht so dramatisch. Auch wenn die Millionen schwere Gewerbesteuerrückzahlung beglichen ist, wird es eine Rücklage in einem kleinen siebenstelligen Betrag geben. 2017 wird ein hartes Jahr, dann sieht es aber fortan besser aus mit den Finanzen.

Werden Einwohner, Vereine, die ansässigen Unternehmer für eine spürbare Konsolidierung tiefer in die Tasche greifen müssen?

Grundsätzlich ein klares Nein. Nichts unterliegt einem Automatismus, auch nicht die Gebühren für Kinderbetreuungseinrichtungen. Erst recht nicht gegen den Willen von Eltern, Erziehern und Personalrat. Für die Ortsteile stelle ich fest, dass jedes Dorf einen Ort für kulturelles Leben benötigt. Es muss für diese Notwendigkeit gerecht, bezahlbar und nachvollziehbar in der Einheitsgemeinde zugehen. Diese Einheit zwischen den Orten hinzubekommen, das ist mein oberstes Ziel.

Wie stehen Sie zu Kreditaufnahmen – ungeachtet der Genehmigung durch die Kommunalaufsicht – durch und für die Stadt, um langfristig handlungsfähiger zu werden?

Kreditaufnahmen, wenn erforderlich, sind probate Mittel. Bei der Finanzierung von Breitbandtechnik habe ich allerdings Magenschmerzen. Dieses Konzept des Land- kreises ist für mich nicht schlüssig.

Werden Sie auf den Landkreis, das Land Sachsen-Anhalt zugehen, um finanziell für die kommenden Haushalte eine Entlastung zu erreichen, die sich nachhaltig zum Wohl und zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit der Einheitsgemeinde auswirken kann?

Ich werde entsprechende Gespräche suchen und dabei die beiderseitigen Vorteile des Miteinanders aufzeigen. Partnerschaft muss das Leitwort sein. Wie zu erkennen, ist unsere Haushaltskonsolidierung eine kalkulierbare Konstante.

Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen – wie sieht diese Einheit künftig aus? Was soll/muss sich verbessern?

Wie ich schon anklingen ließ, die Bürger in Stadt, Flecken und Dörfern müssen weiter zusammenwachsen. Die gegenseitige Wertschätzung ist der tragende Teil. Gemeinsame Veranstaltungen könnten dazu beitragen. Aber es muss von den Bürgern gewollt sein.

Wird unter Ihrer Führung ein Leitbild für die Einheitsgemeinde entwickelt? Wenn ja, wann darf damit gerechnet werden?

Ja, das wird es. Wohin aber die Reise geht, ob Agenda oder Leitbild, das muss erst abgeklopft werden. Ich weiß nicht, weshalb der Stadtrat vor einem Leitbild solche Angst wie der Teufel vor dem Weihwasser hat.

Vielen Dank Herr Kraul. Die Volksstimme wünscht Ihnen frohe Festtage und alles Gute für Ihre Amtszeit!