1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Die Büchse der Pandora

Kita Die Büchse der Pandora

Die Suche nach dem besten Standort für die Kuseyer Kita geht weiter. Im Stadtrat gab es eine rege Debatte.

Von Markus Schulze 16.03.2018, 02:00

Klötze l Das alte Kuseyer Kita-Gebäude hat ausgedient. So viel steht fest. Für den neuen Standort gab es zwei Vorschläge: ein Areal auf dem alten Sportplatz oder eine Fläche an der Grundschule. Im Hauptausschuss am 28. Februar bat Henry Hartmann (CDU) dann noch um „ergebnisoffene Prüfung“ einer dritten Variante. Und zwar, die Grundschulen Kunrau und Kusey zusammenzulegen und nach Kunrau zu verorten. In dem Fall stünde die Grundschule in Kusey leer, böte Platz für die Kita und ein Kita-Neubau würde sich erübrigen. Diese Idee wurde von Jahrstedts Ortsbürgermeister Randy Schmidt am Montag bei der Sitzung des Ortschaftsrates als „positiv“ gewertet. Denn: „Mehr Geld kann man gar nicht sparen“.

Im Stadtrat hätte sich Schmidt mit dieser Aussage aber wohl keine Freunde gemacht. Bei der Sitzung am Mittwochabend wirkte es nämlich, als habe Henry Hartmann mit seinem Gedanken die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet. Eingeläutet wurde die Diskussion in der Einwohnerfragestunde von Eberhard Boxhammer aus Kusey. Der ehemalige Lehrer wollte wissen, ob es wirklich angedacht sei, dass ein Grundschulstandort auf der Strecke bleiben soll? Wenn dem so wäre, so sagte Boxhammer, würde dieser „Blödsinn“ allem widersprechen, was in den vergangenen Jahren politisch postuliert worden sei. Und unnötig wäre eine solche Entscheidung allemal, machte Boxhammer deutlich. Denn: „Die Schülerzahlen stimmen und es gibt keine Anordnung von oben.“

Stadtoberhaupt Uwe Bartels sagte, dass er für wohnortnahe Standorte sei, keine Schließungen vorantreiben wolle und verwies auf den Anstieg der Geburtenzahlen.

Im Folgenden stellte Haupt- und Kämmereiamtsleiter Christian Hinze-Riechers, wie schon im Hauptausschuss, die möglichen Kita-Standorte vor, erweiterte seinen Vortrag aber um Vergleichszahlen mit der Grundschule als dritter Option.

Allerdings fand diese dritte Variante, die eine Fusion der Grundschulen voraussetzt, keine Befürworter. Ganz im Gegenteil. Klaus Vohs (UWG), Ortsbürgermeister von Kusey, bezeichnete die Äußerung von Hartmann als „unbedacht“ und lenkte den Blick auf den Haushaltsplan. Darin heiße es, dass alle drei Grundschul-standorte über die mittelfristige Schulentwicklungsplanung gesichert seien und dass von deren Bestand sogar im langfristigen Bedarf ausgegangen werde.

Stefan Thodte (Die Linke) sprach sich „klar“ für einen Kita-Bau auf dem alten Sportplatz aus. Dieser Standort habe nur den Nachteil, dass dort ein Flächenkauf vorgenommen werden müsste und dass es an Schatten fehle. Würde die Kita hingegen an der Grundschule errichtet, dann wäre der Unterricht während der Bauphase gestört und nach Fertigstellung kämen sich Kita-Kinder und Grundschüler in die Quere.

Thomas Mann (CDU), Ortschaftsrat in Kusey, sah das ähnlich. „Der Lärm wird ein Problem“, sagte er. Zudem wäre es „sehr erdrückend“, wenn neben Grundschule und Turnhalle auch noch die Kita stehen würde. Noch dazu sei es nicht unkompliziert, auf der alten Badeanstalt und der einstigen Deponie zu bauen. Diese Areale müssten erst hergerichtet werden. Und das könnte teuer werden, warnte Mann. Er verwahrte sich auch dagegen, die Grundschule zu schließen und darin die Kita unterzubringen. Denn: „Wir wollen uns doch räumlich und qualitativ verbessern.“ Genau das sollte auch im Entwicklungskonzept, an dem derzeit gearbeitet wird, stehen.

Franz-Hermann Wegner (UWG) mahnte, den ökonomischen Aspekt nicht außer acht zu lassen und forderte, unbedingt einen Gutachter einzuschalten.

„Die neue Kita ist ein Muss“, konstatierte Marco Wille (UWG). Aber: „Wir können das Geld nicht mit beiden Händen ausgeben.“ Henry Hartmann nahm er in Schutz. So müsse die Frage erlaubt sein, wie man die vorhandenen Gebäude nachhaltig nutzen kann.

Auch Hartmann selbst meldete sich zu Wort. Ihm sei es um die Frage gegangen, „wie wir die Kitas künftig mit Erziehern und die Schulen mit Lehrern ausstatten wollen“.

Letzteres sei aber nicht Aufgabe der Stadt, entgegnete Jörg Kägebein (SPD). Er betonte: „Man darf das Schulsterben nicht zulassen.“ Für Kusey, wo sich Gewerbe angesiedelt habe und viele Arbeitsplätze entstanden seien, wäre das „eine Ohrfeige“. Sein Appell lautete: „Wir sollten die Finger davon lassen. Wir haben keinen Auftrag, die Grundschule aufzulösen.“ Dafür bekam er Applaus von den Zuhörern.

Uwe Harms (CDU) plädierte für den Erhalt aller Grundschulstandorte und zugleich dafür, die Argumente des Kuseyer Ortschaftsrates ernst zu nehmen. Und er fragte, ob man weiter über drei Standorte sprechen wolle oder nur noch über zwei?

Klaus Ewertwoski, Vorsitzender des Stadtrates, regte an, dass sich der Stadtrat zunächst in Kusey ein genaues Bild von den örtlichen Gegebenheiten machen sollte. Klaus Vohs schlug zwei Termine vor: Morgen, 17. März, 9 Uhr sowie am Sonnabend, 24. März, 15 Uhr.