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Klassentreffen  Vom Rüben hacken und Kartoffeln sammeln

In Erinnerungen schwelgten die früheren Agrochemiker mit Abitur bei ihrem jüngsten Jubiläumsteffen in Klötze.

Von Henning Lehmann 16.09.2020, 15:15

Klötze l „Die Landwirtschaftsschule für Agrochemiker mit Abitur war mit ihrer Ausbildungsform die einzige in der früheren DDR“, betont Lehrer Peter Wüstenberg. Der heute 88-jährige Senior ließ es sich nicht nehmen, an dem Jubiläumstreffen teilzunehmen. Bei der Zusammenkunft wurde auch über die dreijährige Ausbildung in der Purnitzstadt gesprochen und so manches Ereignis von vor über 50 Jahren lebte während des Tages neu auf.

„Der Kontakt zu unserem Lehrer, Peter Wüstenberg, ist seit dem Ende des Abiturs vor 50 Jahren nicht abgebrochen“, merkten die Agrochemiker von 1970 übereinstimmend an. Wie die einstigen Auszubildenden weiter zurückblickten, lag es daran, dass sie sich in den damaligen Ausbildungsbetrieben wie Volkseigenes Gut (VEG), Agrochemisches Zentrum (ACZ) und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) im praktischen Teil wohlfühlten.

Denn bei der Arbeit waren unter anderem Baumscheiben- oder Rüben hacken angesagt, aber auch Kartoffeln und Steine aufsammeln, Obst pflücken, Obstbäume beschneiden, Dünger streuen sowie mit Pflanzenschutzmittel spritzen oder in der Konservenfabrik arbeiten. Noch heute im Rentenalter profitieren die ehemaligen Agrochemiker vom praktischen Teil ihrer dreijährigen Berufsausbildung mit Abitur.

Im theoretischen Teil brachte ihnen Peter Wüstenberg alles bei, was sie später für eine erfolgreiche Prüfung benötigten. Von den damaligen 17 Schülern – zwei sind schon verstorben – konnten alle die Prüfungen erfolgreich bestehen.

Aber auch das gemeinsame Wohnen im Internat mit den zwei Aufgängen in einem Wohnblock, sorgte für einen starken Zusammenhalt untereinander. Denn eine Wohnung war während der Ausbildung für elf Personen mit vier Zimmern, einem Bad und einer Ofenheizung ausgelegt.

Später reichten die Internatsplätze nicht mehr aus und die Jungen mussten in die früheren Baracken an der Badeanstalt umziehen. „Dadurch hatten die Jungen noch weniger Kontrolle“, erinnert sich Lehrer Peter Wüstenberg.

Er war sein ganzes Berufsleben lang von 1960 bis zu seiner Pensionierung mit der Wendezeit in der ehemaligen Klötzer Landwirtschaftsschule tätig. Dabei unterrichtete er unter anderem die Fächer Anbautechnologie und Technische Verfahren. Dabei hatte er immer einen guten Ruf und bis heute hält er zu mehreren Klassen noch intensiven Kontakt.

„Fünf bis sechs Klassentreffen habe ich im Jahr noch“, erzählt der heute 88-Jährige. Die nächste Zusammenkunft mit seinem Jubiläumsjahrgang der Vorwoche ist bereits im 2021. Dann in Ilsenburg. Dort wohnt ein ehemaliger Auszubildender von 1970. Ansonsten sind fast alle Agrochemiker von damals in den neuen Bundesländern von Neustrelitz über Vienau bis hin nach Gotha verteilt.

Die Klötzer Landwirtschaftsschule konnte bis zum Aus 2005 auf eine lange Tradition zurückblicken. 1903 als Fachschule gegründet, war sie ab 1952 dann eine Landwirtschafts-Fachschule und von 1966 bis 1990 als Ingenieur- und Agrochemiker-Fachschule mit Abitur eingetragen. Im Jahr 2005 folgte dann das Ende mit der Zuordnung zu den heutigen Berufsbildenden Schulen in Salzwedel.