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Konzert Hommage an eine Legende

Eine Hommage an Hildegard Knef lieferte Sängerin Marie-Luise Linnemann in Kunrau. Dabei erklangen auch die schönsten Lieder der Knef.

Von Markus Schulze 26.03.2019, 03:00

Kunrau l Hildegard Frieda Albertine Knef, so der vollständige Name, stellt für viele Menschen bis heute eine Ikone dar. Das Leben der berühmten Künstlerin war jedoch ein ständiges Auf und Ab. Im Kunrauer Schlosskeller gab es eine Reminiszenz an die Knef. Auf der Bühne stand Marie-Luise Linnemann (74 Jahre alt), die, begleitet von Pianist Thomas Bode (61), den Werdegang von Hildegard Knef Revue passieren ließ. Linnemann und Bode kommen beide aus der Nähe von Wolfsburg, sind dort auch für ihre Chansonprogramme bekannt und bilden seit Jahren ein eingespieltes Duo. Mit der Knef verbindet Linnemann eine spezielle Affinität: „Die Frau hat mich schon immer fasziniert“, sagte Linnemann im Vorgespräch mit der Volksstimme. „Sie war ein Stehaufmännchen und hatte eine immense Ausstrahlung.“

Der Reiz des Auftritts von Linnemann lag darin, dass sie in die Rolle von Hildegard Knef schlüpfte, eine Passage aus deren Biografie vortrug und dazu dann das passende Lied intonierte. Allerdings ohne die Knef zu kopieren, wie Karin Riemann vom gastgebenden Kulturklub Drömling vor der Show betonte. Vielmehr bekam das Publikum eine Interpretation geboten. Und es erfuhr eine Menge über das Leben und Wirken von Hildegard Knef, die am 28. Dezember 1925 in Ulm zur Welt kam und ihr Geld nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin, Malerin und Schriftstellerin verdiente.

Der Vater starb 1926 an der Syphilis und die Mutter kehrte mit der kleinen Hildegard zurück in das heimatliche Berlin. Dort wurde der spätere Superstar vor allem von den Großeltern erzogen. „Hildegard Knef liebte Berlin und die Berliner“, berichtete Linnemann und sang dazu „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“.

Nach der Mittleren Reife machte Knef eine Ausbildung zur Trickfilmzeichnerin. „Weil sie zunächst nur Stühle malte, hatte sie davon aber bald die Schnauze voll“, wusste Linnemann. Von Babelsberg und den Filmstudios war sie aber begeistert. 1943 machte sie den UFA-Filmchef Wolfgang Liebeneiner auf sich aufmerksam und durfte Probe-Aufnahmen machen, die sogar dem Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels gefielen.

Der Traum von der Karriere als Schauspielerin wurde wahr. Und Hildegard Knef, die 1944 eine Affäre mit dem Dramaturgen Ewald von Demandowsky begann, schwelgte im Luxus, mit Villa im Grunewald und eigenem Chauffeur, wie Linnemann beschrieb. Doch 1945 ging der Krieg verloren. Und das einst blühende Berlin bestand nur noch aus Schutt und Asche. Hildegard Knef war schockiert, Marie-Luise Linnemann sang dazu „Sag mir, wo die Blumen sind“.

Von 1947 bis 1953 war Knef mit dem US-Amerikaner Knut Hirsch verheiratet. Der Abschied aus Deutschland fiel ihr nicht leicht, es war eine schwere Entscheidung, aber: „Ich brauch‘ Tapetenwechsel“, wie Linnemann sang.

1950 erlangte Knef mit dem Film „Die Sünderin“, in dem es eine kurze Nacktszene gab, Berühmtheit. Die Männer rissen sich um die blonde Schönheit. 1955 debütierte sie am Broadway, überwarf sich aber mit ihrer Filmfirma. Damit war ihre große Zeit als Mimin vorbei. Dafür startete Knef als Sängerin durch und feierte mit Titeln wie „Mackie Messer“ oder „Eins und eins, das macht zwei“ große Erfolge. 1968 kam ihre Tochter Christina Antonia per Kaiserschnitt zur Welt, wobei Knef kurz in Lebensgefahr schwebte. Im selben Jahr erschien „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“. Natürlich hatte auch das Kunrauer Publikum auf diesen Klassiker gewartet. „Das ist auch mein persönliches Lieblingslied“, verriet Linnemann, die an diesem Abend auch Titel wie „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“ oder „Ich möchte am Montag mal Sonntag haben“ darbot.

Hildegard Knef war noch zwei weitere Male verheiratet, von 1962 bis 1976 mit dem britischen Schauspieler David Cameron und ab 1977 mit dem österreichisch-ungarischen Adligen Paul von Schell. Etwa in dieser Zeit erkrankte Knef an Brustkrebs. Ihre Platten verkauften sich nur noch schleppend. In Deutschland geriet sie zunehmend in Vergessenheit, wenngleich es an Ehrungen nicht mangelte. Am 1. Februar 2002 starb Hildegard Knef in Berlin an einer akuten Lungenentzündung. „Sie war eine Frau, die viele Höhen und Tiefen gemeistert hat. Sie hatte Mut zum Risiko und Mut zur Blamage“, fasste Marie-Luise Linnemann zusammen. Und: „Sie hatte keine Angst vor dem Alter. Die habe ich auch nicht.“